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Medinet Habu („Stadt des Habu“) ist der Name des südlichsten Gebietes von Theben West wo Ramses III. in der 20. Dynastie (Regierungszeit ca. 1188-1156 v.Chr.) seinen Totentempel errichten ließ. Der Herkunft des Namens Medinet Habu ist nicht gänzlich gesichert, er könnte vom nahegelegenen Tempel des Amenophis, Sohn des Habu, abgeleitet sein oder bezieht sich auf eine koptische Siedlung innerhalb des Tempelbezirks, die im 5. nachchristlichen Jahrhundert entstanden war. Die alten Ägypter bezeichneten das Gebiet als „Djamet“, dort lagen, nach mythologischer Vorstellung die Gräber der Urgötter (Ogdoad, ein Kollektiv aus vier weiblichen und vier männlichen Gottheiten). Demnach handelte es sich von alters her um heiliges Gebiet; während des Neuen Reiches wurde das Kultbild des Amun von Luxor vom anderen Nilufer alljährlich dorthin gebracht um im Rahme des Zehn -Tage-Festes Rituale für die Urgötter zu vollziehen.
Der Totentempel Ramses III. trug in altägyptischer Zeit den Namen „ Haus der Millionen Jahre des User-Maat-Re-meri-Amun (Thronname Ramses III.), des im Reich des Amun mit der Ewigkeit Vereinten“. Es handelt sich um den am besten erhaltenen und dokumentierten Tempel des westthebanischen Bezirks, auch ist er einer der größten Totentempel Ägyptens überhaupt. Zunächst wurde der Tempelkomplex in einem ersten Bauabschnitt so geplant und errichtet, dass der erste Pylon den östlichen Abschluss der Umfassung und gleichzeitig den Hauptzugang bildete, in einer zweiten Bauphase wurde der Komplex noch einmal deutlich erweitert und in seiner Grundfläche beinahe verdoppelt. Die Tempelanlage ist in ihrer endgültigen Form stark an das Ramesseum, den Totentempel Ramses II. angelehnt, den es, in etwas kleinerem Maßstab, beinahe vollständig kopierte. Besonders auffällig ist dies in der Abfolge der Tempelelemente in der Hauptachse: Erster Pylon, erster Hof mit Palast, Zweiter Pylon, zweiter Hof, Hypostyl und hintere Kammern. Neuartig waren die zwei großen Torbauten an der Ost-und Westseite der Anlage. Neben dem Haupttempel lagen im umfassten Bereich auch kleinere, ältere Tempel, eine Kapelle und ein heiliger See. Zusätzlich zu den sakralen Bauten waren um den Haupttempel herum zahlreiche Lager- und Wirtschaftsgebäude angeordnet. Der komplette Bereich wurde von einer Ziegelmauer und einer zusätzlichen Außenmauer eingefasst.
Der Totentempel diente seit seiner Erbauung als Verwaltungssitz des gesamten westthebanischen Bezirks, der erste literarisch belegte Streik der Geschichte fand dort, wo die unzufriedenen Arbeiter sich sammelten um ihre Beschwerden vorzutragen statt, dank seiner festungsartigen Anlage diente der Tempel er lokalen Bevölkerung zudem als Rückzugsort bei Unruhen. Später wurden Wohnhäuser im Tempelbezirk errichtet und eine koptische Kirche in einem der Höfe eingerichtet. Einige Reliefs, vor allem Götterdarstellungen, wurden von den Christen aus religiösen Gründen ausgemeißelt oder unkenntlich gemacht. Aufgrund der vielseitigen Nutzung durch Jahrhunderte hinweg, ist der Totentempel Ramses II. weit besser erhalten als die meisten anderen in Theben West.
Der Hauptzugang zum Tempel erfolgte von Osten her. Er war über einen Kanal an den Nil angebunden und verfügte über eine Kaianlage. Ein kleines Tor in der Außenmauer, beidseitig von Wächterhäusern flankiert, bildet den Eingang zum Totentempel, gefolgt von einem imposanten, asiatisch inspiriertem, Torbau. Gegenüberliegend, an der Westseite des Totentempels, existierte ehemals ebenfalls eine großformatige Toranlage, von der aus die Wirtschaftsgebäude zugänglich waren. Dieses Tor ist jedoch nicht mehr erhalten.
Beim sogenannten „Hohen Tor“, dem Hauptzugang an der Ostseite der Tempelanlage, handelt es sich um einen Torbau nach Vorbild westasiatischer Festungen (migdol), dreigeschossig mit zwei seitlich vorragenden Türmen und sich nach innen verengendem Hof , der einzigartig in der ägyptischen Architektur ist. Die Außenseiten der ursprünglich etwa 20m hohen Türme zeigen Reliefs, die den Pharao beim Erschlagen der Feinde abbilden, links vor Amun-Re und rechts vor Re-Harachte. Auch die Innenseiten des hohen Tores sind vollständig dekoriert. Die Reliefs sind vorrangig sakraler Natur, Ramses III. wird bei Opferhandlungen vor den Göttern dargestellt und führt diesen Gefangene vor. Auffällig ist ein Vorsprung auf Höhe des zweiten Stockwerks, er ist in Form von vier Büsten gebildet, die Feinde Ägyptens darstellen, ursprünglich diente er als Aufstellungsort für eine Statue des Königs. Der Festungscharakter des Totentempels Ramses III., der tatsächlich während seiner Herrschaft zahlreiche Bedrohungen (darunter die Invasion der Seevölker) kriegerisch abwehren musste, ist auch hier deutlich zu fassen. Neben der Dekoration in Reliefform, stehen im Torhof zwei Granitstatuen der Göttin Sechmet. Der Ausgang des Tores zeigt wieder großformatig militärische Szenen: Ramses III. bringt Amun Gefangene und erschlägt seine Feinde.
Zwischen den beiden Türmen des Tores liegen zweigeschossig übereinander Gemächer. Die Dekoration des unteren Stockwerkes ist gänzlich zerstört worden und seine Nutzung daher nicht rekonstruierbar. Das obere Stockwerk diente wohl Ramses III. und seinem Harem als Aufenthaltsort, worauf Abbildungen des Herrschers mit zahlreichen Damen schließen lassen. Er wird von seinen Frauen und ihren Kindern umringt, sie musizieren für ihn und der König schenkt ihnen Aufmerksamkeit.
Zwischen dem hohen Tor und dem Haupttempel liegt ein offener Vorplatz, auf dem zahlreiche Gebäude errichtet wurden. Viel Raum nimmt ein Tempel, begonnen in der 18. Dynastie unter Ramses III. in seinen Tempelkomplex integriert und in der Folgezeit immer weiter ausgebaut, ein. Zusätzlich existieren an der Westseite des Platzes Kapellen für die Gottesgemahlinnen, ein kleiner Torbau , ein Brunnen und ein heiliger See.
Gottesgemahlin des Amun war ein Titel, der ab Beginn des neuen Reiches an hochrangige Damen des Königshauses, meist Königinnen und ihre Töchter, vergeben wurde. Die Durchführung von Ritualen für Amun war Aufgabe der Gottesgemahlinnen, mythologisch betrachtet zeugten Sie mit dem Gott Amun, der in Gestalt des jeweiligen Königs erschien, den Thronfolger und hatten damit eine sehr hohe Position inne, die zudem mit Gütern verknüpft war. Der Einfluss und die Macht der Gottesgemahlinnen in Oberägypten war enorm: Ihre Name wurden in Kartuschen geschrieben, sonst ein Vorrecht der Pharaonen, sie durften wie diese das Sedfest feiern und Tempel weihen.
Kapellen der Gottesgemahlinnen der 25. und 26. Dynastie, die diesen als Stätten des Totenkultes und für ihre Begräbnisse dienten, liegen im Vorhof des Tempelkomplexes von Medinet Habu. Am besten erhalten ist die Kapelle Amenirdis I.; das Portal zeigt die Gottesgemahlin mit Amun und Mut. Die Inschrift des Türsturzes fordert zum Gebet für die Versorgung der Seele der Gottesgemahlin in der Nachwelt auf. Durch den Vorhof, der von kleinen Säulenhallen beidseitig gesäumt wird, gelangt man in das Allerheiligste, einen Raum mit Gewölbedecke, und Umgang; darunter lag die Krypta. Die Reliefverzierung der Kapelle ist von hoher Qualität und zumeist gut erhalten. An die Kapelle der Amenirdis schließen sich drei weitere, weniger gut erhaltene, an.
Der älteste Teil des Totentempels stellt ein Sakralbau der 18. Dynastie dar, der unter Hatschepsut begonnen und unter Thutmosis III. vollendet wurde. Dieser Tempel wurde von den Baumeistern Ramses III. in dessen Baukomplex eingebunden. Die ältesten Gebäudeteile, die Cella und die hinteren sechs Kammern sind aus der 18. Dynastie erhalten geblieben. Nachfolgend wurde der Bau in der Spätzeit, unter den Ptolemäern und den römischen Kaisern immer weiter nach Osten hin ausgebaut und erweitert, unter anderem um zwei Höfe, eine Halle und zwei Pylone. Er ragte letztlich über die ursprüngliche Umfassungsmauer des ramessidischen Tempelkomplexes hinaus und überdeckt bis heute dessen Kai.
Innerhalb der Tempelanlage bildete der Haupttempel mit eigener Umfassungsmauer auf einer Länge von etwa 150 Metern und imposantem Eingangspylon einen abgeschlossenen Bereich. Wie alle Totentempel diente er der postumen Verehrung des Pharao und der Durchführung von Ritualen zur Sicherung dessen jenseitigen Daseins, auch dem Reichsgott Amun wurde dort gehuldigt. Der Tempel ist ost-westlich orientiert und folgt in der Abfolge der Bauelemente in seiner Hauptachse exakt dem Vorbild des Ramesseums.
Der vordere, östliche Pylon bildet den Eingang zum Haupttempel, er ist ausnehmend guterhalten, lediglich wenige Kalksteinblöcke im oberen Bereich und die Hohlkehle als dekorativer Abschluss fehlen. Die Ausführung folgt dem typischen Muster dieses Bautyps mit zwei hoch aufragenden Türmen (von 24,50m Höhe)und dazwischen liegendem, niedrigerem Eingangstor, dass von Einlassungen für Fahnenmasten (vier an der Zahl)flankiert wird. Die Vorderseite der Türme bildet Ramses III. beim Erschlagen seiner Feinde ab. Die meterhohen Reliefs waren weithin zu sehen und propagierten die Stärke des Herrschers, der für die Aufrechterhaltung der Ordnung sorgte.
Der südliche Turm zeigt links den König, der mit einer Keule ausholt um seine kauernden Feinde, die er an den Haarschöpfen hält, zu erschlagen. Amun wohnt der Szene bei, er hält dem Pharao ein Sichelschwert hin. Unter dieser Szene sind in zwei Reihen die Namen der besiegten Länder eingeschrieben. Zahlreiche Beischriften schildern den kriegerischen Erfolg des Königs gegen die Libyer in seinem elften Regierungsjahr. Zwischen den Einlassungen für die Fahnenmasten wird in einem kleinen Bildfeld der König kniend vor Amun abgebildet, der ihm in Beisein von Ptah, Thot und Sechet die Symbole für eine lange Herrschaftsdauer verleiht. Der nördliche Turm (davorstehend rechts) bildet spiegelbildlich dasselbe Geschehen ab, nur steht hier der Gott Re-Harachte dem Herrscher gegenüber. Die Reliefs des Tores bilden auf dem Türsturz den Herrscher bei kultischen Läufen ab, an den Pfosten wird Ramses II. in je vier übereinander angeordneten Bildfeldern mit den Göttern dargestellt. Die Rückseite der Pylontürme zum ersten Hof hin, führt die Dokumentation des libyschen Krieges weiter, es werden eine Schlacht mit Streitwagen, sowie Gefangene vor dem König abgebildet. Abgetrennte Gliedmaßen von Feinden werden aufgehäuft und gezählt um den Kriegserfolg festzuhalten.
Der vordere Hof wird von den zwei Pylonen eingefasst, er misst annähernd 44x48m. An der Südseite steht eine Säulenhalle, gebildet von acht Papyrussäulen. Gegenüber an der Nordseite bildet eine Halle, getragen von sieben Osirispfeilern, den Abschluss des Hofes. Leider wurden die Osirispfeiler von koptischen Christen stark beschädigt. Die Rückwände der Hallen sind reich mit Reliefs verziert, welche die Kämpfe und Siege Ramses III. feiern. An den Schmalseiten ist der Herrscher dargestellt, der in Begleitung von Würdenträgern zum Fest des Amun schreitet. Hinter der Säulenhalle, mit dieser über drei Türen und das Erscheinungsfenster verbunden, lag der Palast des Königs, der heute nur noch in Fundamenten erhalten ist. Die Anlage umfasste einen Thronsaal, mehrere Nebenräume, ein großes Badezimmer, sowie im hinteren Bereich Gemächer für Gäste. Die Palastanlage sollte vor allem dem verstorbenen Herrscher als jenseitige Wohnstätte dienen, konnte jedoch, z.B. anlässlich von Festen, bereits zu Lebzeiten genutzt werden.
Über eine Rampe am Ende des ersten Hofes tritt man auf den zweiten Pylon zu. Dieser hat, wie üblich, etwas geringere Ausmaße als der Vordere. Ungewöhnlich ist, das nur der linke Pylonturm ein Bildfeld aufweist: Ramses II. führt drei Reihen Gefangener vor Amun und Mut. Beischriften weisen die Gefangenen mit ihren eigentümlichen Kopfbedeckungen als Philister aus. Der rechte Turm wird beinahe gänzlich von einer vielzeiligen Hieroglypheninschrift überzogen, welche den Hintergrund zur Darstellung der Nebenseite liefert. Die siegreiche Abwehr der Invasion der Seevölker, die Ramses III. in seinem achten Regierungsjahr gelang, wird hier beschrieben. Die Dekoration des Durchgangstores ist parallel zu der des ersten Pylons gestaltet. An der Decke des Durchgangs sind die Reliefs, welche fliegende Geier auf blauem Grund zeigen, noch wunderbar farbig erhalten. Generell finden sich zahlreiche Stellen im Tempelkomplex, vor allem an vor Witterung geschützten Bereichen, wo sich noch Reste der ursprünglichen Bemalung erhalten haben. Sie vermitteln einen wunderbaren Eindruck von der einstigen Pracht und Farbigkeit der Anlage.
Der zweite Hof, auch „Hof der Feste“ wird allseitig von Hallen umgeben. An der Nord- und Südseite von Portiken, die von Papyrussäulen mit geschlossenen Kapitellen getragen werden und an der Eingangsseite von einer Pfeilerhalle mit stark beschädigten Osirisstatuen. Parallel dazu wird die Front der Westseite, die erhöht als Terrasse gebildet und über Rampen zugänglich ist, ebenfalls von Osirispfeilern (acht an der Zahl) gebildet, hinter denen ebenso viele Säulen angeordnet sind. Säulen und Pfeiler sind mit Darstellungen des Herrschers beim Opfer geschmückt. Die Rückwände der Hallen zeigen zahlreiche Szenen aus der Regentschaft Ramses III., vorrangig kriegerische Auseinandersetzungen und religiöse Feste.
Der gesamte Bereich hinter dem zweiten Hof ist nur noch in seinem unteren Bereich erhalten.
Noch: kleiner Tempel mehr, ggf. Forschung, Reliefs Wände 2. Hof, Außenwände+ ZMauer