Menu
  • Tel.: 02241-9 42 42 11
  • Fax.: 02241-9 42 42 99
  • orient@bct-touristik.com
  • Kurze Mitteilung o. Rückruf
  • Katalogbestellung
  • Reiseanmeldung
  • Ancient Hieroglyphs

    Der Tempelkomplex von Karnak

    In unmittelbarer Nähe zu Luxor, rund 2,5 km nördlicher Richtung, befindet sich in der Ortschaft Karnak der größte und bedeutendste Tempelkomplex des Alten Ägypten, welcher seit 1979 zum Unesco Weltkulturerbe gehört. Die großflächige religiöse Anlage wurde in einem Zeitraum von etwa zwei Jahrtausenden, bis in die römische Zeit hinein, immer wieder erweitert und ausgeschmückt. Sie kann in drei voneinander abgetrennte Hauptbereiche unterteilt werden, die den Gottheiten Amun, Mut und Month geweiht waren.

    Der Bezirk des Amun

    Amun, der Hauptgott der altägyptischen Stadt Theben, auf deren ehemaligem Gebiet das moderne Luxor und Karnak liegen, war einer der bedeutendsten Götter der altägyptischen Religion. Er wurde mit Schöpfung, Fruchtbarkeit sowie der Sonne assoziiert, mit seiner Frau Mut und dem gemeinsam Sohn Chons bildete er die thebanische Triade. Die frühesten baulichen Belege für einen Götterkult im heutigen Amunbezirk gehen zurück auf Sesostris I., also in die Zeit der 12. Dynastie. Der Bezirk in seiner heutigen Gestalt ist allseitig von einer unregelmäßigen, etwa trapezförmigen Mauer umgeben, die 530 x 515 x 530 x 610 m misst. Der Haupteingang liegt im Westen, zum Nil hin. Die wichtigste Achse verläuft folglich von Westen nach Osten, zusätzlich führt eine Nord-Süd-Achse zum Mutbezirk und darüber hinaus weiter bis zum nahe gelegenen Luxor-Tempel. Insgesamt zehn Pylone stehen auf diesen beiden Achsen des Tempelkomplexes und definieren diese. Innerhalb der Ummauerung befinden sich mehrere Tempel, neben dem Haupttempel des Amun auch je einer für die Götter Ptah, Chons, Apet sowie Heiligtümer, die unter den Pharaonen Amenhotep II. Ramses III. und Taharqa errichtet wurden. Zusätzlich zu den großen Heiligtümern existieren in dem Areal mehrere Kapellen, die als Barkensanktuare dienten, ebenso wie mehrere Obelisken.

    Die Ost-West-Achse
    Der Eingangsbereich

    Anlegestelle

    Vom Nil aus führte eine Hafenanlage mit Rampen und Treppen zum Haupteingang des Tempelkomplexes. Dort legten während religiöser Zeremonien heilige Barken an und Kultpersonal konnte den Bezirk betreten. Einige bedeutende Feste waren eng mit den Heiligtümern auf dem gegenüberliegenden Westufer des Nils verbunden, darunter die Totentempel von Amenhotep III., Medinet Habu, das Ramesseum und die Tempel von Deir el Bahari; in Prozessionen über Land und Wasser wurden Götterstatuen mitgeführt um deren Kraft regelmäßig zu erneuern. Die Anlegestelle des Amunbezirks ist recht gut erhalten, der Weg von dieser zum 1. Pylon ist von Sphingen mit Widderköpfen (der Widder ist das heilige Tier des Amun) gesäumt. Die Anlage entstand unter Ramses II. und wurde von Sethos II. weiter ausgeschmückt, unter anderem durch zwei kleinere Obelisken, einer davon befindet sich noch in situ.

    Anchoriskapelle

    Zeitlich sehr viel später ist ein Barkensanktuar anzusetzen, das an den Hafenbereich südlich angeschlossen wurde. Der Kultbau mit Maßen von 10x18 m entstand während der 29. Dynastie unter den Herrschern Nepherites I., Psamuthis und Anchoris, er diente als Station für die Götterbarken während festlicher Umzüge.

    Erster Pylon

    Der erste Pylon ist Teil der westlichen Ummauerung des Amunbezirks, es handelt sich um den größten geplanten Torbau des Alten Ägypten, der jedoch nie vollendet wurde. Schlussendlich hätte er Maße von etwa 113 m Breite, 40-45 m Höhe und 15 m Tiefe haben sollen. An der Front sind Aussparungen für Fester und Nischen zu sehen, die einst zur Befestigung von Fahnenstangen dienten. Der Torbau ist gänzlich undekoriert belassen, er konnte ursprünglich mit Holztüren verschlossen werden. Interessant für die Baugeschichte des Pylons sind Überreste einer Baurampe in Form einer hoch aufgemauerten, mit Schutt verfüllten Ziegelkonstruktion, die sich bis heute direkt an der Innenwand des Südteils des Pylons im Hof befinden.

    Der große Hof

    Durch das Eingangsportal des ersten Pylons betritt man den vorderen Hof, der einen Raum von ca. 8000 qm² einnimmt und damit der größte Tempelhof Ägyptens ist. Er wird seitlich von Säulenhallen begrenzt, den sogenannten Bubastidenhallen, benannt nach dem Regierungssitz dieser Dynastie in der Stadt Bubastis. Besagte Säulenhallen wurden unter Scheschonq I. zur Zeit der 22. Dynastie errichtet. Vor den Hallen stehen etliche Widdersphingen, die einst als Alle vom Hafen bis zum zweiten Pylon den Hauptweg säumten, jedoch einem späteren Bauwerk weichen mussten, so dass die Allee nur noch bis zum ersten Pylon führt.

    Die Barkenkapelle Sethos II.

    Hinter dem Nordturm des Eingangspylon ließ Sethos I. eine Barkenstation errichten, dieses Gebäude bot Platz für drei heilige Boote. Der Eingang ist nach Süden zum Hof hin orientiert, durch drei Eingänge können die parallel ausgerichteten, länglichen Kultkammern, wo die Barken Station machten, betreten werden. Die mittlere Kammer war dem Hauptgott Amun geweiht, die linke seiner Frau Mut, die rechte dem Sohn Chons. Die Front des Baus schließt mit einer dekorativen Hohlkehle ab, darunter befindet sich die Weihinschrift. Das Sanktuar ist recht gut erhalten, im Inneren finden sich Reliefs, die den Zweck des Baus und die verehrten Gottheiten klar in Bildern fassbar machen. Vor der zentralen Kammer des Amun standen einst zwei überlebensgroße Bildnisse Sethos II., die sich mittlerweile in Museen befinden.

    Der Tempel Ramses III.

    Pharao Ramses III. ließ einen Tempel an der Südseite des Hofes errichten, der Eingang des Kultbaus, der als Pylon gestaltet ist, orientiert sich zum Hof hin. Vor diesem stehen, das Portal flankierend, zwei Standbilder des Herrschers. Der Tempel öffnet sich zu einem offenen Innenhof, der beidseitig von Osirispfeilern begrenzt wird. Im weiteren Verlauf der Nord-Südachse folgen der Pronaos, eine Halle mit acht Säulen sowie der Hauptkultbereich in Form eines Barkensanktuars für die Göttertriade Thebens. Letztlich diente auch dieser Kultbau, ebenso wie die Kapelle Sethos II., als prächtige Station für die heiligen Barken. Neben der Form der Kultkammern zeigen auch Bauinschriften und Reliefs diese Verwendung klar auf.

    Zwischen diesem Tempel und dem 2. Pylon wurde zeitgleich zu den Bubastidenhallen ein Torbau errichtet, der einen seitlichen Zugang zum Heiligtum bildet. Inschriften und Bildszenen zeigen und nennen Scheschonq I. als Bauherrn.

    Der Taharqa-Kiosk

    Mittig auf dem offenen Hof, in gerader Achse vom Eingang ausgehend, steht ein weiterer Kultbau. Ein zentraler Altarblock aus Alabaster wird beidseitig von je fünf Papyrussäulen umstanden, die ehemals durch niedrige Halbwände verbunden waren. Diese offene Konstruktion umfasst ein Innenmaß von ca. 30x14 m. Eine der Säulen konnte komplett rekonstruiert werden, ihr Kapitell in Form einer geöffneten Paypyrusblüte misst beinahe 5 m im Durchmesser, ihre Höhe beträgt rund 19 m. Der Bau wurde unter König Taharqa zur Zeit der 25. Dynastie ausgeführt, zuvor befand sich an dieser Stelle die bereits erwähnte Sphingenallee.

    Statuen Ramses II.

    Links des Durchgangs vom zweiten Pylon erhebt sich eine rund 14 m hohe Granitstatue. Sie stellt einen aufrechtstehenden Pharao dar; in den über der Brust überkreuzten Händen hält er die Herrscherinsignien Krummstab und Wedel. Der Regent trägt einen Schurz, Nemes-Kopftuch, Kinnbart sowie die Doppelkrone von Ober- und Unterägypten. Zwischen seinen Beinen, etwas mehr als kniehoch, ist eine weibliche Figur zu sehen. Inschriften nennen den Hohepriester und Regenten Pinudjem I. (21. Dynastie), stilistische Merkmale führten Ägyptologen jedoch zu einer Identifikation der Statue als Ramses II. mit seiner Tochter Merit Amun. Pinudjem I. usurpierte demnach später durch die Inschrift das Bildnis für sich. Neben dem beschriebenen Standbildnis befinden sich seitlich des Zugangs des zweiten Pylon zwei weitere Statuen, eine gut erhaltene Standstatue sowie Überreste eines weiteren Bildnisses, von dem jedoch, außer seiner Basis und Reste von Füßen, nichts erhalten geblieben ist.

    Der zweite Pylon

    Von Pharao Haremhab bis zu Sethos I. während der 18. Dynastie errichtet, bildete der zweite Pylon von Karnak rund ein Jahrtausend lang den monumentalen Eingang des Tempels. Der Torbau ist heute lediglich noch auf halber Höhe erhalten, ursprünglich muss er rund 35 m hoch und 14 m tief bei 98 m Länge gewesen sein. Der Durchgang des Pylon wird von einer schmalen Vorhalle gerahmt, die mit Bildnissen von Ramses II. und III. vor den Göttern verziert ist, ursprünglich wurde der Bau jedoch wohl schon von Haremhab angelegt, da auch Kartuschen von ihm an wenigen Stellen erhalten geblieben sind. Der Pylon besteht in seinem Inneren aus losen Kalksteinblöcken, die von älteren Bauten des Karnak-Heiligtums stammen, darunter von einem Tempelbau Echnatons für den Gott Aton. Aus diesen sogenannten talatat-Blöcken konnte ein Teil der ursprünglichen Tempelreliefs aus der Amarnazeit rekonstruiert werden.

    Die große Säulenhalle

    Das wohl berühmteste architektonische Element des Karnaktempels ist seine imposante Säulenhalle, gelegen zwischen dem zweiten und dritten Pylon; sie misst 103 m in der Länge und 53 m in der Tiefe. 134 Papyrussäulen bilden die einst überdachte Halle, wobei die zwölf Säulen um den zentralen Mittelgang 21 m hoch errichtet wurden und offene Kapitelle haben, ihr gewaltiger Durchmesser beträgt 10 m. Die restlichen Säulen zeigen allesamt geschlossene Kapitelle und erreichen rund 15 m Höhe bei 2m Durchmesser. Die Halle, welchen den religiösen Ursumpf symbolisiert, wurde einst als Aufstellungsort für zahlreiche Statuen genutzt. Wenige Bildnisse befinden sich noch heute in der Halle, darunter zwei Standstatuen sowie die Darstellung eines knienden Königs, die drei Bildwerke sind leider kopflos; mutmaßlich stellen sie einen König der 19. Dynastie dar. Eine überlebensgroße, zu Teilen beschädigte Statuengruppe zeigt einen König mit der Gottheit Amun-Re. Texte weisen Ersteren als Ramses II. aus, stilistische und epigraphische Analysen machen jedoch die Annahme wahrscheinlich, dass die Statue unter Haremhab gefertigt und nachträglich usurpiert wurde.

    Begonnen eventuell bereits unter Amenophis III. oder erst unter Haremhab wurde die Säulenhalle des Amunbezirks von Karnak bis zur Zeit Ramses II. gebaut und mit Reliefs verziert, spätere Dekorationen stammen von Ramses IV. Sämtliche Säulen, Innen- und Außenmauern sind mit Bildwerken, Hieroglyphen und Kartuschen reich geschmückt, wobei die Bilder der Innenseite vornehmlich religiöse Themen zum Inhalt haben, während auf den Außenseiten kriegerische Auseinandersetzungen thematisiert werden, darunter die bekannte Schlacht von Kadesch.

    Der dritte Pylon

    Der dritte Pylon auf der West-Ost-Achse des heiligen Bezirks bildet neben seiner Funktion als Torbau zudem die innere Ostwand der großen Säulenhalle. Er hatte ursprünglich gewaltige Ausmaße von 98 m Länge, 14 m Tiefe und 40 m Höhe, ist heute jedoch nur noch bis zu 10 m hoch erhalten. An seiner Vorderseite befinden sich acht Einlassungen für Fahnenmasten sowie ein stark beschädigter Vorbau. Pharao Amenophis III. ließ den Pylon errichten, wobei seine Baumeister als Füllmaterial Blöcke älterer Gebäude nutzten, insgesamt von mehr als einem Dutzend. Einige der Gebäude wurden auf dem Tempelareal des Amun, genauer im Bereich des Freilichtmuseums, wieder zusammengesetzt. Wie üblich, wurde der Torbau mit Bildszenen ausgeschmückt, sie zeigen vor allem den König vor den Göttern und bei Ritualen. Zwischen dem dritten und vierten Pylon liegt ein schmaler Hof, auf dem einst, vor dem zentralen Tor des dritten Pylon, vier Obelisken standen; ein Paar wurde unter Thutmosis I., eines unter Thutmosis III. errichtet. Von drei der Obelisken existieren nur noch die Granitsockel sowie Bruchstücke, während ein Obelisk Thutmosis I. bis heute steht, er ist rund 20 m hoch und 130 t schwer.

    Der vierte Pylon

    Der heute als vierter Pylon bezeichnete Torbau entstand unter Thutmosis I., er weist starke Zerstörungen auf, von seinen einst 63 m Breite und 13 m Tiefe ist nicht mehr allzu viel erhalten geblieben. Der Pylon markiert den Bereich zum heiligsten Bezirk des Amuntempels, seitlich seines Durchgangs standen einst zwei Obelisken der Königin Hatschepsut, von denen einer noch heute imposant in den Himmel ragt. Er ist der größte noch stehende Obelisk Ägyptens mit 29 m Höhe und rund 323 t Gewicht, gearbeitet wurde er aus Rosengranit. Er ist allseitig mit Inschriftenzeilen geschmückt, die von seiner Weihung berichten und der Religiosität seiner Erbauerin sowie von Thutmosis III., ihrem Mitregenten. Der Name des Gottes Amun wurde unter Echnaton getilgt, jedoch später wieder eingefügt, so zeugt der Obelisk auch von religiösen Umwälzungen. Der Bereich zwischen dem vierten und fünften Pylon war zeitweise als überdachte Säulenhalle gestaltet, erscheint heute jedoch nur noch als offener Hof.

    Der Bereich zwischen 5. Pylon und Achmenu

    Auch den fünften Pylon ließ Thutmosis I. errichten, nur wenig ist davon erhalten geblieben, den schmalen Raum zwischen diesem und dem sechsten Pylon nehmen unter anderen zwei auffällige Wappenpfeiler ein. Der nördliche bildet in hohem Relief eine blühende Papyruspflanze ab, sie steht für Unterägypten während den südlichen Pfeiler die Darstellung einer Lilie ziert, der Wappenpflanze Oberägyptens. Durch den fünften Pylon betritt man den inneren, von einer Umfassungsmauer umgebenen Bereich des Amuntempels, wo die wichtigsten Rituale vollzogen wurden. Da dieser, bis in das mittlere Reich zurückgehende Bezirk, jedoch durch Steinraub schlecht erhalten ist und zudem durch mehrfache Umbauten ein Gewirr zahlreichen Räume und Gänge darstellt, lässt er sich heute kaum noch fassen. Lediglich einzelne Bauelemente stechen noch hervor, so das Barkensanktuar, welches als Station für die heilige Barke des Amun diente. Der Kultbau ist vergleichsweise jung: Philipp Arrhidaios, der Halbbruder Alexanders des Großen, seiner Zeit König von Makedonien ordnete den Bau an. Das Sanktuar aus Granit besteht aus einem inneren und äußeren Bereich, innen befindet sich der Sockel für die Kultbarke, die Wände zieren religiöse Abbildungen, wie das Darbringen von Opfern, die Außenwände zeigen hingegen Szenen kultischer Feste. Die Decke ist mit einem Sternenmuster verziert, stellenweise sind Farbreste erhalten.

    Das Achmenu

    Hinter dem heiligsten Inneren steht ein ungewöhnliches, ausnehmend gut erhaltenes Gebäude. Es ist quer zur Achse des alten Tempels ausgerichtet, mit Zugang im Südwesten. Es handelt sich um das Achmenu, was als „das herrlichste aller Monumente“ übersetzt werden kann. Thutmosis III. ließ es als Festtempel errichten um sich und seine Vorfahren sowie die Götter zu ehren. Zentrales Element des Tempels ist die 44x16 m große Halle, ihre teils ungewöhnlichen Architekturelemente sollten wohl an Festzelte erinnern, wie sie zu religiösen Zeremonien wie dem Sed-Fest genutzt wurden, einer anderen Theorie zufolge erinnert das Achmenu an Armeezelte, die während Kriegszügen eingesetzt wurden, Thutmosis III. gilt in der Tat bis heute als herausragender Feldherr. Im Inneren des Achmenu lässt sich an manchen Stellen noch die Farbenpracht der einstigen Bemalung erkennen, die sich dort erhalten hat. Die große Halle wird dreiseitig von zahlreichen kleineren Kammern, Lagerräumen und Kapellen umschlossen. Einer dieser Räume ist die botanische Kammer, eine ehemals von vier Papyrusbündelsäulen überdachte, langrechteckige Vorhalle, deren Wände mit Darstellungen vielfältiger Tiere, Pflanzen und Früchte geschmückt sind. Die Festhalle Thutmosis III. wurde von koptischen Christen später als Kirche genutzt, Zeichnungen von Ikonen an manchen Säulen zeugen noch von dieser Zeit.

    Der heilige See

    Südlich des Achmenu erstreckt sich der heilige See des Amunheiligtums von Karnak, angelegt unter Thutmosis III. der mit Ausmaßen von 120x77 m der größte Tempelsee Ägyptens ist. Sein Wasser wurde für rituelle Waschungen und Opferungen verwendet, zudem schwammen die heiligen Gänse des Amun dort. Das künstlich angelegte Gewässer war an mehreren Stellen über Treppen zugänglich. Angrenzend an den See, unter der Stelle wo heute Tribünen stehen um die abendlichen Lichtshows zu bestaunen, befanden sich einst die Wohnungen der Priester. An der Nordecke des Sees steht eine großformatige Statue eines Skarabäus, sie ist aus rotem Granit gefertigt und wurde unter Amenophis III. hergestellt. Reliefs auf ihrem ovalen Sockel zeigen den Herrscher, der dem Gott Atum Opfer bringt.

    Die Nord-Süd-Achse

    Neben der bereits beschriebenen Hauptachse des Tempelkomplexes des Amun in Karnak gibt es die Nord-Süd Achse, sie ist in Richtung des Mut-Bezirks und den daran mit einer Sphingenallee angeschlossenen Luxortempel ausgerichtet. Diese Achse zweigt zwischen dritten und vierten Pylon nach Süden hin von der Hauptachse ab. Erster Bestandteil der Nord-Süd Achse ist ein dem siebten Pylon vorgelagerter Hof, der sogenannte Cachette Hof, von französisch „Versteck“ da Ägyptologen in diesem Arreal hunderte Statuen entdeckten, die dort in griechisch-römischer Zeit vergraben wurden. Da geweihte Bildwerke nicht aus dem Tempelbezirk entfernt werden durften, teils jedoch neuen Bauvorhaben im Wege waren, war das Vergraben selbiger eine typisch antike Vorgehensweise. Thutmosis III. ließ den siebten Pylon errichten, dessen Dekoration preist die Feldzüge und Eroberungen dieses kriegerischen Pharaos. Seitlich des Hauptportals des Pylon standen einst zwei Obelisken, beide wurden von diesem Standort entfernt, eine steht heute in Istanbul. Weitere Pylone entstanden unter Hatschepsut, die den achten Pylon errichten ließ sowie später während der Regentschaft Haremhabs, der als Erbauer des neunten und zehnten Pylons gilt. Ersterer ist heute größtenteils beschädigt, interessant ist, dass auch in seinem Inneren Spolien verbaut wurden, diese stammten von einem Sonnenheiligtum Echnatons. Zwischen dem neunten und zehnten Pylon befinden sich Überreste eines kleinen Heiligtums Amenophis II. das dieser für sein Heb-Sed Fest (einer Zeremonie in der die Kraft des Herrschers symbolisch erneuert wurde) errichten ließ. Der zehnte Pylon ist Teil der südlichen Umfassungsmauer des Amun-Komplexes und bildet dessen Hauptzugang auf dieser Seite, von ihm aus führte eine von Sphingen gesäumte Allee zum Kultbezirk der Mut.

    Weitere Bauwerke außerhalb der Hauptachsen
    Der Chonstempel

    Westlich des zehnten Pylon liegt das weitgehend erhaltene Heiligtum des Mondgottes Chons. Als Sohn des Amun wurde ihm ein eigenständiger Tempel mit Eingangspylon errichtet, eine Sphingenallee verbindet ihn durch die südliche Umfassungsmauer mit dem Luxortempel, auf den er frontal ausgerichtet ist. Erbaut wurde das Heiligtum unter Ramses III. (evtl. gab es Vorläufer, die sich baulich jedoch nicht mehr fassen lassen) seine Dekorationen stammen jedoch teils aus späterer Zeit, auch der Pylon wurde erst in ptolemäischer Zeit hinzugefügt. Auf den Pylon an der Front folgt ein Hof mit 28 Säulen, an den sich eine 8-säulige Halle anschließt; Zentrum des Tempels ist die sogenannte Barkenhalle, die seitlich von Kapellen eingefasst wird.

    Der Opettempel

    Direkt beim Chonstempel, in der südwestlichen Ecke des Amunbezirks wurde das Heiligtum der Opet errichtet, es ist ost-westlich, Richtung Nil orientiert, ein Durchgang in der westlichen Umfassungsmauer führt direkt darauf zu. Opet war eine mütterliche Göttin in Nilpferdgestalt, deren Domäne unter anderem Geburtshilfe und Kinderfürsorge war. Das Heiligtum weist verschiedene Bauabschnitte auf, an das vorgelagerte Kiosk (ein pavillon-ähnliches, halboffenes Bauwerk) des Taharka schließt der unter Nektanebos entstandene Eingangspylon an, weiterhin ein Hof mit zweitem Kiosk. Der hintere Tempelbereich mit Allerheiligstem entstand unter Ptolemaios VIII. Vorgängerbauten des Tempels können bis in die 18. Dynastie zurückverfolgt werden. Der östliche, hintere Abschnitt des Tempels diente auch der Verehrung des Totengottes Osisris, was eine vertiefte Krypta mit Kapelle belegt, hier wurde die zyklische Wiedergeburt des Gottes kultisch gefeiert.

    Der Ptahtempel

    An der Nordwand der Umfassungsmauer des Amunbezirks, auf Höhe des fünften Pylon, befindet sich der Tempel des Schöpfergottes Ptah. Dieser geht bis in das Mittlere Reich zurück, wurde unter Thutmosis III. neugestaltet und in ptolemäischer Zeit weiter ergänzt; der gesamte Bezirk war einst von einer Umfassungsmauer umgeben. Fünf hintereinander aufgereihte Tore führen auf das Eingangsportal des Tempels zu, dem ein Kiosk vorgelagert ist. Statuen des Ptah sowie von seiner Frau Sechmet wurden im Tempel gefunden und wieder aufgestellt.

    Das Gem-pa-Aton

    Östlich des Amunbezirks, ließ der als „Ketzerkönig“ berühmt berüchtigte Pharao Echnaton dem Sonnengott Aton, dessen Verehrung er über die aller Götter stellte, ein Heiligtum errichten. Der Name des Haupttempels lautete „Gem-pa-Aton“, was mit „gefunden ist dieser Aton“ übersetzt werden kann. Nach dem Tod des Herrschers und der damit einhergehenden religiösen Restauration wurde der Tempel, von dem heute nur noch spärliche Fundamentreste zeugen, abgetragen. Er mag, Schätzungen zufolge, einst etwa 130x200 m gemessen haben. Die zu seinem Bau verwendeten Talatatblöcke (kleinere Steinblöcke, die typisch für die Bauten der Amarnazeit waren) fanden sich in großer Zahl als Füllmaterial im neunten Pylon wieder, den Haremhab errichten ließ. Ein Glücksfall, da dadurch die originale, farbenfrohe Bemalung stellenweise noch gut erhalten geblieben ist. Hunderte Blöcke wurden wieder zusammengesetzt und sind im Museum als wichtige Zeitzeugen einer bewegten Epoche der ägyptischen Geschichte ausgestellt.

    Das Freilichtmuseum

    Auf dem Areal des Freilichtmuseums werden Bauten ausgestellt, die in Form von Spolien, also wiederverwendeten Architekturteilen, entdeckt und rekonstruiert werden konnten. Der Bereich befindet sich nördlich der Hauptachse des Tempels, der Zugang liegt zwischen dem ersten und zweiten Pylon. In der jahrhundertelangen Baugeschichte des Tempelkomplexes von Karnak kam es immer wieder vor, dass bereits bestehende kleinere Sanktuare, Tore oder ähnliche Bauten den Projekten des aktuellen Regenten, im wahrsten Sinne des Wortes, im Wege waren. In diesem Fall wurden die Gebäude abgetragen und ihre Einzelteile wiederverwendet, etwa als Füllmaterial für die enormen Pylonen des Tempels. Auf diese Weise konnten die geweihten Bauten im heiligen Bezirk verbleiben und einem anderen Zweck dienen. Bei Untersuchungen der Pylonen stießen Ägyptologen auf die verbauten Architekturteile und konnten einige von diesen zu großen Teilen rekonstruieren. Zwei der bekanntesten, auf diese Weise wieder für den modernen Besucher ans Licht gebrachte Heiligtümer, werden im Folgenden näher beschrieben.

    Die weiße Kapelle

    Sie ist das älteste noch erhaltene Element des Amunbezirks von Karnak, ihre Architekturteile wurden in den 30er und 40er Jahren des 20. Jhs. im Fundament des dritten Pylons verbaut entdeckt. Seinen Namen Weiße Kapelle („chapelle blanche“) erhielt das Sanktuar von seinen französischen Entdeckern aufgrund des hellen Kalksteins, aus dem es gefertigt wurde. Die Kapelle ruht auf einem Sockel von 1,18 m Höhe, ihr Grundmaß beträgt 6,54 x 6,54 Meter. Sie ist als offener Kiosk gestaltet mit vier Reihen von je vier Pfeilern, die ein Flachdach tragen, das mit einer dekorativen Hohlkehle abschließt, als zierender Rahmen dient allseitig zudem ein Rundstab. Der Bau ist zugänglich über zwei symmetrische Rampen an Vorder- und Rückseite. Der ursprüngliche Standort des Gebäudes kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, er wird zwischen dem vierten und siebten Pylon vermutet.

    Inschriften belegen, dass die Kapelle zum Anlass des Sedfestes des Herrschers Sesostris I, also um das Jahr 1925 v. Chr, zur Zeit der 12. Dynastie errichtet wurde und dem Gott Amun-Re geweiht war. Sie diente wohl als Barkensanktuar (auch: Stationsheiligtum), das heißt, im Rahmen religiöser Umzüge, wie dem Opet-Fest oder dem Talfest, wurde die heilige Barke mit dem Götterbildnis darin auf einem Sockel im Inneren der Kapelle abgestellt, folgend rituelle Handlungen vollzogen, bevor die Prozession fortgesetzt wurde.

    Die kunstfertig ausgeführten Bildszenen der vollständig dekorierten Pfeiler der weißen Kapelle zeigen vor allem Sesostris I. vor Amun-Re, auf dem Sockel und der Balustrade hingegen sind Listen eingemeißelt, welche die Steuerabgaben der 42 Regierungsbezirke (Gaue) Ägyptens dokumentieren, ein wertvolles Zeitzeugnis für Ägyptologen. Zusätzlich zu den genannten Listen befinden sich auf der Kapelle in Stein gemeißelte Aufzeichnungen mythologischer Nilpegel.

    Die rote Kapelle

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckten Ägyptologen Teile eines Bauwerkes, das ebenfalls als Füllmaterial im dritten Pylon des Karnaktempels wiederverwendet wurden. Aus letztlich insgesamt 322 Steinquadern konnten Sie ein Barkensanktuar rekonstruieren. Inschriften und Reliefs nennen und zeigen klar die Bauherrin des Sanktuars, Pharaonin Hatschepsut. Ihr Neffe und Nachfolger Thutmosis III. ließ den Sakralbau vollenden, jedoch noch zu seinen Lebzeiten wieder einreißen. Der ursprüngliche Standort der roten Kapelle ist nicht sicher zu klären, einige Ägyptologen vermuten, dass Sie dort situiert war, wo heute das Arrhidaios Sanktuar steht, demnach an zentraler Position im Heiligtum, nahe dem direkten Kultzentrum des Amun.

    Das Sanktuar misst nach seiner Rekonstruktion (rund 55% des originalen Baumaterials konnten wiederentdeckt werden, der Rest wurde modern ergänzt) 17,3 m in der Länge bei 6,3 m in der Breite und 5,8 m Höhe. Der Bau besticht durch seine außergewöhnliche Farbgebung, Hauptmaterial und namensgebend ist rötlicher Quarzit, Sockel und Türrahmen jedoch sind aus grauem Diorit gefertigt. Die Außenwände sind mit Rundstäben als Rahmen verziert, das Gebäude wird oben mit einer Hohlkehle dekorativ abgeschlossen. Im Inneren ist es in zwei Bereiche aufgeteilt, die Vorkammer (Vestibül) und den Hauptraum, wo sich der Sockel befand, auf dem die heilige Barke des Amun während religiöser Prozessionen aufgestellt wurde.

    Die Dekoration der roten Kapelle ist insofern bemerkenswert, dass die meisten Szenen räumlich auf nur einem Block dargestellt werden, statt großformatig große Flächen zu überziehen, die Szenen stellen zum Beispiel religiöse Festlichkeiten, wie das Talfest, das Opetfest oder das Sedfest dar. Gezeigt wird zudem Hatschepsut als Bauherrin sowie die Herrscherin und Thutmosis III. in Verehrung der Götter, allen voran Amun, dem das Gebäude geweiht war; auch die Krönung beider Regenten ist abgebildet.

    Die Bezirke des Month und der Mut

    Neben dem berühmten und weitgehend restaurierten Hauptkomplex des Amun gibt es in Karnak zwei weitere heilige Areale, das der Frau des Gottes Amun, der Muttergottheit Mut sowie das des falkenköpfigen Kriegsgottes Month. Beide Bereiche sind mit eigenen Umfassungsmauern umgeben und damit deutlich gekennzeichnet und abgesetzt vom Hauptkultbezirk des Amun, touristisch sind sie nur schlecht erschlossen und nicht immer zugänglich, der Großteil der Bauten innerhalb der Bezirke ist zudem leider nur noch schlecht erhalten.

    Vom zehnten Pylon aus führt eine 330 m lange Sphingenallee zum rund 250x350 m großen Mutbezirk. Seine Heiligtümer wurden 1840 größtenteils abgetragen und als Baumatarial für eine nahe gelegene Fabrik genutzt. Vor dem eigentlichen Zugang befindet sich östlich ein Heiligtum der Schöpfergottheit Kamutef, gegenüber ein Barkensanktuar Hateschepsuts. Innerhalb der Umfassung nimmt der Muttempel, wohl entstanden unter Amenophis III., den größten Raum ein, des Weiteren gab es einen axial gegensätzlich zum Haupttempel ausgerichteten, sogenannten Gegentempel, ein Geburtshaus des Chons sowie einen, unter Ramses III. entstandenen, Sakralbau. Der heilige See war U-förmig angelegt. Vom Mutbezirk leitet eine Allee weiter zum nahegelegenen Luxortempel.

    Das heilige Areal des Month liegt vor der Nordmauer des Amunbezirks, es ist auf den rund fünf Kilometer entfernten Kultort dieses Gottes in Medamut ausgerichtet, mit dem es einst durch eine Spingenallee verbunden war. Der eingefasste Bereich misst etwa 151x155 m und ist damit der kleinste religiöse Bezirk in Karnak. Der Haupttempel ist nahezu gänzlich zerstört, er lag an der Ostseite des Bereiches und wurde unter Amenophis III. über einem Vorgängerbau errichtet. Neben dem Monthtempel gibt es den zugehörigen heiligen See, sechs Kapellen, den sogenannten Tribünentempel sowie ein kleineres Heiligtum zu Ehren der Göttin Maat. Südöstlich vor dem Monthbezirk wurde ein Schatzhaus aus der Zeit Thutmosis I. entdeckt.

    BCT-Logo der Ägypten Studienreisen
    Andere Länder Bildrechte
    Close
    Close
    Close