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Am 12. Februar 1898 stießen Arbeiter der ägyptischen Antikverwaltung, die zu der Zeit dem Franzosen Victor Loret unterstand, auf das Grab Thutmosis III. Die Anlage, offiziell als KV 34 geführt, liegt im südlichsten Seitenarm des Tals der Könige in einer schmalen Schlucht, ihr Eingang ist hoch über dem Bodenniveau in das anstehende Felsgestein geschlagen. Die Grabachse ist stark geknickt (um 72,6 Grad), was der üblichen Bauweise der Zeit entsprach und vermutlich auf religiöse Vorstellungen zurückgeht, welche die Jenseitswelt als Ort voller Windungen und Krümmungen betrachteten.
Thutmosis III., dessen Eigenname „Djehuti mes“ „Thot ist geboren“ bedeutet, war der Sohn des Pharao Thutmosis II. mit dessen Frau Isis. Beim Ableben des Herrschers war Thutmosis offenbar jedoch noch recht jung, sodass die Hauptfrau Thutmosis II., Hatschepsut, die Regierungsgeschäfte stellvertretend für ihren Stiefsohn und Neffen übernahm. Etwa zwischen dem zweiten und siebten Jahr ihrer Regentschaft ließ sich Hatschepsut zur Pharaonin erheben und Thutmosis wurde in den Hintergrund verdrängt – ein Geschehen ohne Parallele in der altägyptischen Geschichte. Die Interpretation dieses Vorkommnisses ist schwierig, denn Hatschepsut kann wohl nicht, wie dies in der älteren Forschung gängiger geschah, rein als die machtbesessene Person angesehen werden, die ihrem Stiefsohn den Zugang zum Thron gänzlich verweigerte. In ihrem Terrassentempel von Deir el-Bahari findet sich Thutmosis III. als Mitregent mehrfach abgebildet. Diese Machtverhältnisse hielten bis zum 22. Jahr ihrer Regierung an und es ist unklar, ob die Herrscherin zu diesem Zeitpunkt verstarb oder die Regierung an ihren mündigen Neffen übergab. Posthum verfiel Hatschepsut der damnatio memoriae, der Ächtung ihrer Erinnerung, indem Bauwerke, Reliefs und Statuen der Herrscherin zerstört oder okkupiert wurden.
1479 v.Chr. bestieg Thutmosis III. schließlich als Alleinherrscher den Thron seines Vaters als sechster Pharao der 18. Dynastie und herrschte bis zu seinem Tod 1425 v.Chr. Er ging als einer der bedeutendsten Herrscher des Alten Ägypten in die Geschichte ein. Annalen in Form von Inschriften an Tempelwänden im nach diesen benannten „Annalensaal“ im Karnak-Tempel sowie zahlreiche Stelen überliefern die militärischen Unternehmungen Thutmosis III. Bekannt ist vor allem die Auseinandersetzung bei Meggido 1457 v.Chr., welche die Truppen Thutmosis III. in einer Feldschlacht mit anschließender Belagerung gewannen. Weitere Feldzüge ließen das ägyptische Heer schließlich bis zum Euphrat vorstoßen. Durch diese zahlreichen, beinahe jährlichen Feldzüge nach Vorderasien festigte der Herrscher die Position Ägyptens und verschaffte diesem wirtschaftlichen Wohlstand sowie kulturellen Aufschwung. Die Landesgrenze im Süden zu Nubien hin konnte unter Thutmosis III. bis zum vierten Katarakt hinab verschoben werden. Auch als Bauherr trat der Herrscher in Erscheinung, er ließ unter anderem den Amuntempel von Karnak großzügig erweitern und restaurieren – das Ach-menu, der Festtempel, stammt aus der Zeit seiner Regentschaft. Zwei Totentempel des Pharao sind bekannt, einer in Qurna und ein weiterer, später erbauter in Deir el-Bahari, neben dem berühmten Felstempel Hatschepsuts.
Die erste Hauptgemahlin Thutmosis III. war Satiah, aus dieser Verbindung gingen mindestens drei Kinder, die Prinzen Amenemhat und Sa-Amun sowie die Prinzessin Nefertari hervor. Beide Söhne sowie Satiah verstarben jedoch vor dem 35. Regierungsjahr des Herrschers. Die neue große königliche Gemahlin wurde Meritre Hatschepsut, sie ist die Mutter des späteren Thronfolgers Amenophis II. sowie der Töchter Tija und Merit-Amun. Quellen bezeugen vier Nebenfrauen Thutmosis III. namentlich.
Das Grab Thutmosis III. folgt dem typischen Aufbau früher Gräber im Tal der Könige: Der Eingang liegt im Norden, über eine erste, 3m abwärts führende, Treppe erreicht man den vorderen Korridor von 8,4m Länge. An diesen schließt sich die zweite Treppe von 3,6 m Länge an. Auf diese folgt ein weiter, aber kurzer Korridor, der in den Schachtraum mündet. Alle bisher aufgeführten Architekturelemente liegen auf einer geraden, nord-südlich ausgerichteten Achse. Auf den Brunnenschacht folgt auf einer zweiten, um 90° gedrehten, (also grob ost-west-orientierten) Achse der trapezförmige Zwei-Pfeilersaal (auch Vestibül; die Ausmaße betragen 11,4m Länge und max. 6,7m Breite), von dem aus eine Treppe in die Grabkammer führt. Deren Decke wird ebenfalls von zwei Pfeilern gestützt; die Form der Kammer ist nicht rechteckig, sondern oval. Von den beiden Längsseiten der Grabkammer gehen je zwei Nebenräume ab.
Der Schachtraum (Ausmaße: 5,0m x 4,2m bei 6m Tiefe) ist ein architektonisches Merkmal zahlreicher späterer Königsgräber, das sich erstmals in der Grabstätte Thutmosis III. findet. Der Zweck der rechteckigen Räume, die tief nach unten ausgeschachtet wurden und daher auch als Brunnenschächte bezeichnet werden, ist nicht abschließend geklärt. Sie könnten zur Abschreckung von Grabräubern gedient haben, als Sammelbecken für eindringendes Regenwasser geplant worden sein oder einen religiöses Bezug auf unterweltliche Höhlen dargestellt haben. Auch die ovale Form der Grabkammer (Maße: 8,0m x 14,6m bei 3,30m Höhe) leitet sich wohl von altägyptischen Jenseitsvorstellungen ab, denen zufolge Bereiche der Duat, der Unterwelt, ebendiese Form aufwiesen. Bereits die Begräbniskammer von Thutmosis I. und II. sind oval gestaltet, die Anlage des Nachfolgers folgt diesem Beispiel ebenso.
Insgesamt drei Räume der Grabanlage Thutmosis III. sind mit Malereien verziert: Der Brunnenschacht, der Zwei-Pfeiler-Raum (Vestibül) und die Grabkammer. Alle Räume weisen ein identisches Deckendekor auf: Fünfstrahlige gelbe Sterne auf dunkelblauem Grund. Die Dekoration ist in Form von Malerei ausgeführt, Reliefdekor wurde erst ab der Regentschaft Haremhabs in Königsgräbern verwendet. Die Farbpalette ist vielfältig, sie umfasst Blau-, Gelb-, Grün- und Rottöne sowie Schwarz und Ocker. Die abgebildeten Szenen und Beischriften in Vestibül und Grabkammer sind dem Jenseitsbuch Amduat entnommen, welches die Nachtfahrt des Sonnengottes Re durch die Unterwelt beschreibt; es gliedert sich in zwölf Stunden. Zusätzlich gibt es Darstellungen, die der Litanei des Re entstammen, einer religiösen Schrift, die die 76 Erscheinungsformen Res während dessen Unterweltsfahrt aufführt.
Der Schachtraum weist neben dem Deckendekor einen cheker-Fries auf, der an der oberen Kante aller Wände verläuft. Dieser Fries ist ein typisches Ornament in der altägyptischen Dekoration und bereits seit der Zeit des Alten Reiches belegt. Er besteht aus einer Aneinanderreihung von aufrechten Bündeln, die mutmaßlich Teppichfransen oder Schilfgarben wiedergeben sollen, und ist bunt gestaltet. Unter dem cheker-Fries im Brunnenschacht verläuft ein schmales Band, das in farbige Rechtecke unterteilt ist mit schwarz-weißen schmalen Abgrenzungen dazwischen; teils läuft dieses an den Wandecken nach unten aus. Unter dem Farbband ist die Himmelshieroglyphe pt aufgemalt, die sich über je eine komplette Wandseite zieht. Das innere des Schriftzeichens ist dunkelblau gestaltet mit gelben Sternen darauf; hier wird der Bezug zur Sternendecke des Raumes aufgegriffen. Die Ecken des Raumes sind mit vertikalen blauen Streifen dekoriert.
Die obere Pfeilerhalle weist ein Motiv auf, das einzigartig im Tal der Könige ist: Es handelt sich um eine Art Katalog der 741 Gottheiten des Amduat. Der Aufbau der Wanddekoration ist im oberen Bereich dieselbe wie im Brunnenschacht, mit Fries, Farbband und Himmelshieroglyphe. Darunter sind die Wände in sechs horizontale Register unterteilt, die drei oberen mit gelbem Untergrund enthalten fünfstrahlige Sterne und Weihrauchnäpfe. Die Register darunter sind in sich nochmals längs unterteilt, je eine Gottheit wird abgebildet, eine Beischrift benennt sie. Die Götter sind mit schwarzer Farbe als Umrisse in Strichzeichnung wiedergegeben, meist stehen sie vor rötlichen Weihrauchgefäßen; wenige Details sind zudem in Rot ausgeführt. Bei der Schrift handelt es sich um kursive Hieroglyphen. Unter der Darstellung der Götter verlaufen ein gelbes und rotes Farbband, abgesetzt durch schwarze Linien. Es folgt je ein breiter beiger und schwarzer Streifen als Abschluss der Wand. Die Pfeiler des Vestibüls sind nicht figürlich dekoriert, weisen jedoch ein quadratisches Raster auf.
Die Grabkammer ist mit den zwölf Stunden des Amduat bemalt. Es handelt sich um die früheste vollständige Darstellung dieses Jenseitsbuchs in einem ägyptischen Grab. Den oberen Wandabschluss bilden wie in den Räumen zuvor cheker-Fries, Farbband und Himmelshieroglyphe, den unteren Abschluss Farbbänder in Rot, Gelb und Schwarz. Den größten Teil der Wände nehmen die Darstellungen des Amduat ein, die Fahrt des Sonnengottes Re auf seiner Barke durch die Jenseitswelt wird detailliert aufgeführt. Die Welt ist bevölkert von Göttern, Dämonen, Mischwesen, Verstorbenen, Tieren und feindlichen Kreaturen. Re und seine Begleiter sowie ihm wohlgesonnene Gottheiten müssen allen Hindernissen und Gefahren trotzen, damit er am nächsten Morgen als Personifikation der Sonne wieder aufgehen kann. Der Zyklus von Tag- und Nachtfahrt der Sonne war in der altägyptischen Vorstellung eng mit dem Tod und Wiederauferstehen des Pharao verbunden, daher finden sich Darstellungen dieser Reise durch die Jenseitswelt (also der Nachtstunden) in vielen Grabanlagen des Tals der Könige.
Auf der Westwand der Grabkammer sind die ersten vier Stunden des Amduat dargestellt, die Stunden fünf und sechs folgen auf der Südwand. Die Nordwand ist mit der siebten und achten Stunde verziert, die letzten vier Stunden bedecken die östliche Wand. Die Szenen des Amduat werden in mehreren übereinander angeordneten Registern auf hellem, beigem Grund dargestellt, die Figuren sind in schwarzer oder roter Farbe als Strichzeichnung ausgeführt, die Beischriften als kursive Hieroglyphen gestaltet. Durch diese Art der Dekoration entsteht der Eindruck einer riesigen Schriftrolle, eines Papyrus, der die Wände der Grabkammer zur Gänze überzieht.
Die zwei vierkantigen Pfeiler der Kammer sind an sieben ihrer acht Seiten dekoriert. Zwei Seiten weisen lediglich Schriftzeichen auf, welche eine Art Inhaltsangabe des Amduat darstellen. Vier Pfeilerseiten bilden die 76 Gestalten des Sonnengottes Re ab, wie sie in der Sonnenlitanei, einem religiösen Text, vorkommen. Die Darstellungen der Sonnenlitanei im Grab Thutmosis III. sind die frühesten erhaltenen in einem Königsgrab. Die Figuren sind im typischen Stil als Strichzeichnung ausgeführt, wie er sich bereits im Vestibül und an den Wänden der Grabkammer findet. Eine Besonderheit findet sich auf einer Seite des vorderen Pfeilers, sie bezieht sich auf Thutmosis III. persönlich. Der Pharao wird bei einer Bootsfahrt mit seiner Mutter und weiteren Verwandten dargestellt. Zudem findet sich hier die bekannte Darstellung des Herrschers, der von einer Baumgöttin mit Namen Isis gesäugt wird. Darstellungen einer Baumgöttin, die verschiedentlich benannt werden konnte, existieren bereits aus früherer Zeit. Dass diese im Grabkontext Thutmosis III. den bekannten Namen Isis trägt, lässt sich die bedeutende Göttin Isis zurückzuführen, könnte jedoch eventuell auch auf die leibliche Mutter des Herrschers verweisen, die ebenfalls diesen Namen trug.
Der Sarkophag Tutmosis III. befindet sich noch heute in der Grabkammer. Er weist eine ovale, Kartuschen–ähnliche Form auf, ist aus rotem Quarzit gefertigt und reich mit eingemeißelten Figuren und Texten verziert. Er besteht aus den Elementen Sarkophagwanne und Deckel; seine Maße betragen 2,4m Länge bei 0,9m Breite und knapp 1m Höhe. Kopf- und Fußseite des Sarkophags sind mit den Göttinnen Isis und Nephthys verziert, sie hocken auf dem Symbol für Gold und halten ihre Hände auf dem runden Zeichen für Ewigkeit. Die Langseiten des Sarkophags sind mit je zwei Söhnen des Horus verziert, zwischen denen Anubis steht. Der schakalköpfige Gott der Bestattung und die Schutzgottheiten der Eingeweide sind typische Figuren im Bestattungskontext des Alten Ägypten. Auf einer Seite ist zusätzlich ein Paar Horusaugen dargestellt. Zahlreiche waagerechte und vertikale Hieroglyphenbänder überziehen den gesamten Sarkophag. Auf dem Sargdeckel ist die Himmelsgöttin Nut eingemeißelt, zusammen mit religiösen Texten. Der Sarkophag weist Beschädigungen durch Plünderer auf.
In der Cachette von Deir el- Bahari (DB/TT320), einem Geheimversteck in das Priester der 22. Dynastie zahlreiche Königsmumien transferierten, um diese vor Grabräubern zu schützen, wurde 1881 auch die Mumie Thutmosis III. entdeckt. Sie befand sich in einem der ursprünglich zur Bestattung des Herrschers genutzten Holzsarkophage. Leider waren sowohl dieser als auch die sterblichen Überreste selbst in schlechter Verfassung. Vom Sarg waren sämtliche Goldverzierungen abgerissen worden. Auch die Mumie wurde offensichtlich brutal geplündert, sie war an mehreren Stellen gebrochen und beinahe all ihres Schmuckes beraubt worden. Sie muss dann nachträglich von besagten Priestern neu eingewickelt worden sein, wobei vier hölzerne Ruder zur Stabilisierung in die Bandagierung integriert wurden. Das Leichentuch ist mit religiösen Texten beschriftet, darunter die Sonnenlitanei des Re sowie Kapitel 27 des Totenbuchs. Ein Loch auf Brusthöhe wurde in moderner Zeit von illegalen Plünderern auf der Suche nach Amuletten verursacht, denen das Versteck der Königsmumien bekannt war, bevor ihnen Polizei und Wissenschaftler auf die Schliche kamen. Die Mumie Thutmosis III. wird heute im ägyptischen Museum von Kairo ausgestellt.
Nur wenige Grabbeigaben blieben neben dem Sarkophag von Plünderungen verschont: Darunter finden sich Holzstatuetten des Königs und von Göttern sowie Fragmente von Schiffsmodellen aus ebendiesem Material. Darüber hinaus entdeckten die Ausgräber Reste von Keramikgefäßen neben Knochen von Stier und Pavian. Auch Fragmente von Glasgegenständen und Teile aus Fayence wurden im Grab entdeckt. In einer der Nebenkammer wurden nachträglich zwei Personen bestattet, deren Überreste etwa auf die frühptolemäische Zeit datiert werden können. 1921 entdeckte Howard Carter unterhalb des Grabes bedeckt von Geröll, das sich durch Überschwemmungen während der Jahrtausende abgelagert hatte, die Gründungsbeigaben der Grabanalage von Thutmosis III.