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Beni Hassan (auch Beni Hasan) ist die Bezeichnung für eine Stadt in Mittelägypten, rund 23 km südlich von Al-Minya gelegen, wo es zahlreiche altägyptische Felsengräber gibt. Modern wird zwischen dem alten, heute unbewohnten Beni Hassan (Beni Hasan qadim) und der besiedelten Ortschaft Beni Hassan (Beni Hasan el Schuruq) unterschieden, die Gräber liegen nahe der Erstgenannten Ortschaft. Die lokale Elite, die sogenannten Gaufürsten, ließ sich dort zur Zeit des frühen 2. Jahrtausends, während dem Ende der 11. und der Mitte der 12. Dynastie, prunkvolle Gräber erschaffen, die in das Felsgestein geschlagen wurden. Ägypten war zu Ihrer Zeit in Verwaltungsbezirke, sogenannte Gaue, unterteilt, Beni Hassan lag im 16. oberägyptischen, dem Gazellengau (altägyptisch Ma-hedsch). Die Fürsten trugen Titel wie: „Großes Oberhaupt des Gazellengaus“, „Vorsteher der Ostwüste“ oder „Bürgermeister von Menat Chufu“ (Letzteres bezeichnet den Amtssitz der Fürsten nördlich von Beni Hassan).
Von den insgesamt 39 Gräbern weisen 12 Dekor in Form von Malerei und oder Inschriften auf. In 12 Gräbern werden die Namen der Inhaber genannt, diese waren zum Teil verwandtschaftlich miteinander verbunden. In drei Grabanlagen wird darüber hinaus zudem der Name des herrschenden Pharaos aufgeführt.
Neben den aufwändigen Felsengräbern gibt es knapp 900 schlichtere Beamten- und Privatgräber in Schachtform, die im Flachland zu Füßen der Grabanlagen der Gaufürsten angelegt wurden. Einige der Schachtgräber sind deutlich älteren Ursprungs und reichen bis in die Zeit des alten Reiches zurück. Das anstehende Gebirge mit natürlicher Felsterrasse bot beste Bedingungen für den Bau größerer Gräber, auch die Nähe zu damals wichtigen Regierungszentren des Gaus und die gute Anbindung an den nur etwas über 1 km entfernt vorbeifließenden Nil sprachen für diesen Standort.
Ungewöhnlich ist die Lage der Nekropole von Beni Hassan östlich des Flusses, da die alten Ägypter traditionell den Westen, also das westliche Ufer, als den Sitz des Totenreiches ansahen und daher auf dieser Seite des Nils Gräber anlegten. Die Grabanlagen werden von der Forschung in 13 nördliche und 26 südliche unterteilt, die Benennung erfolgt über das Kürzel BH (Beni Hassan) und die Nummerierung 1-39.
Sämtliche Gräber wurden direkt aus dem Felsgestein herausgearbeitet, massive Blöcke wurden abgetrennt und fortgeschafft, bis größere Räume entstanden, dabei wurden Details wie Säulen stehen gelassen. Manche Anlagen verfügen über bis zu zwei Kammern, einen Vorraum, die Hauptkammer sowie eine rückwärtige Statuennische. Zahlreiche Gräber weisen weitere Nischen auf, die dazu dienten, Scheintüren für den Totenkult aufzunehmen. Von den Böden der Hauptkammern führen Schächte zu den darunter liegenden Begräbnisbereichen. Nach der groben Ausarbeitung der Gräber wurden die Wände und Decken mit Meißeln geglättet und stellenweise mit Steinen poliert. Unebenheiten wurden mit einer Art Mörtel ausgeglichen, bevor als Untergrund für Malereien eine Tünche aufgetragen wurde; an unfertigen Grabanlagen lassen sich diese Arbeitsschritte bis heute nachvollziehen.
Ägyptologen unterteilen die Grabanlagen in drei Bautypen, die schlichteste, früheste Bauform besteht aus einer simplen, lediglich geglätteten Fassade, die in eine annähernd quadratische Kammer weiterleitet, die Raumdecke ist flach oder minimal geneigt. Der zweite Bautyp zeigt dieselbe Fassadengestaltung, die einzige Kammer wird nun jedoch bereits durch Säulen untergliedert, die in 1-3 Reihen, parallel zur Fassade, aufgereiht sind. Die Decke ist weiterhin schlicht belassen, flach oder mit leichter Neigung. Der früheste, dritte Grabtypus ist zugleich der Aufwändigste: Vorgelagert ist ein Säulenportikus als Eingang, es folgt eine langrechteckige Vorkammer. Die quadratische Hauptkammer wird durch zweireihig angeordnete Säulen in drei etwa gleichgroße Schiffe unterteilt. Die Säulen sind nun nicht mehr nach der Fassade ausgerichtet, sondern stehen parallel zur Hauptachse des Grabes, die in direkter Linie auf den Statuenschrein hinführt, der aus der Rückwand der Hauptkammer (der Ostwand) herausgearbeitet ist. Die Decke der Hauptkammer ist als Gewölbe ausgeführt, wobei jedes der drei Schiffe von einem eigenen Bogen überspannt wird.
Die früheste wissenschaftliche Dokumentation der Felsgräber von Beni Hassan erfolgte 1828-1830 unter der französisch-italienischen Leitung der Gelehrten Champollion und Rossellini. Der deutsche Ägyptologe Lepsius erforschte die Gräber 1843. Britische Forschende, wie Hay, Newberry und Fraser waren ebenfalls in Beni Hassan tätig. Howard Carter, der später das Grab Tutanchamuns entdeckte, war als Kopist der Grabmalereien ab 1891 eingestellt.
Wissenschaftlich untersucht wurden die Felsgräber von Beni Hassan also bereits im 19. Jh., bis dahin hatten allerdings bereits natürliche Ursachen wie Regenwasser oder Exkremente von Tieren Schäden an den Anlagen hinterlassen. Weiterhin wurden viele Gräber in späterer Zeit als Wohnungen umfunktioniert, wobei Atemluft, Abreibungen und Ruß ihre Spuren hinterließen. Auch frühe Kopisten, ungeschulte Archäologen und Touristen schädigten Bemalung und Architektur der Grabstätten. Einige Kartuschen (ovale Darstellungen mit Pharaonennamen) fielen Grabräubern zum Opfer. Zuletzt schlugen im 20. Jahrhunderte Versuche mit Reinigungsverfahren fehl, was die Bemalung in einigen Anlagen zusätzlich angriff. Der Zugang zu den Felsgräbern ist mittlerweile reglementiert und Restaurierungen konnten einige der einzigartigen Malereien konservieren, damit diese auch künftigen Generationen erhalten bleiben.
Vier der bekanntesten Gräber, die zudem auch meist für Besucher zugänglich sind, werden folgend beschrieben. Es handelt sich um die Anlagen BH 2, BH 3, BH 15 und BH 17.