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  • Ancient Hieroglyphs

    Der Tempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari

    Am Fuß eines 300m hohen Felsmassivs, im hufeisenförmigen Talkessel von Deir el-Bahari eingebettet, liegen drei altägyptische Tempelanlagen. Die zeitlich früheste stammt von Mentuhotep aus der Epoche der 11. Dynastie. Der Tempel war Hathor und Amun geweiht und diente zudem als Begräbnisstätte des Pharao und seiner Verwandten. Königin Hatschepsut ließ während ihrer Regierungszeit in der 18. Dynastie ihren Tempel nördlich der Anlage Mentuhoteps errichten, der terrassenförmige Aufbau mit Zugangsrampen, welchen bereits der Tempel der 11. Dynastie aufweist, wurde dabei übernommen. Thutmosis III., der Nachfolger Hatschepsuts, ließ seinen Tempel schließlich zwischen den bereits vorhandenen erbauen. Die Bezeichnung des Tals Deir el-Bahari bedeutet aus dem Arabischen übersetzt „das nördliche Kloster“ und nimmt Bezug auf ein Kloster des 7.Jahrhunderts, das im Hatschepsuttempel bestanden hat. Seit den 1960er Jahren wird der Terrassentempel Hatschepsuts von polnischen Archäologen restauriert und bietet heute ein imposantes Bild. Er gehört zu den meistbesuchten Stätten des Alten Ägypten.

    Das Leben Hatschepsuts

    Hatschepsut gehört heute zu den berühmtesten Frauen der altägyptischen Geschichte. Ihr Name h3t-sps.wt kann mit „die erste der (vornehmen) Damen“ übersetzt werden. Ihre Eltern waren Pharao Thutmosis I. und dessen Gemahlin Ahmose. Aus dieser Verbindung entstammten auch zwei ältere Brüder Haschepsuts, Amen-mose und Wadj-mose. Mutnofret I., eine weitere Frau Thutmosis I., gebar diesem einen Prinz namens Thutmosis. Dieser folgte seinem Vater als Thutmosis II. auf den Thron, da die beiden älteren Söhne bereits zu Lebzeiten Thutmosis I. verstorben waren. Wie es der Tradition entsprach, wurde Hatschepsut mit ihrem Halbbruder Thutmosis II. verheiratet und trug fortan den Titel der großen königlichen Gemahlin. Die Regentschaft Thutmosis II. war nicht von langer Dauer, der Herrscher verstarb früh und sein Sohn Thutmosis III., den er mit einer Nebenfrau namens Isis hatte, bestieg den Thron. Hatschepsut war zu diesem Zeitpunkt etwa 15-30 Jahre alt und übernahm die Regierungsgeschäfte für ihren unmündigen Neffen.

    Hatschepsut als Herrscherin

    Irgendwann zwischen dem 2. und 7. Regierungsjahr Thutmosis III. erhob sich Hatschepsut über den Stand der Regentin hin zur Königin Ägyptens. Warum sie diesen Schritt vollzog, ist ungeklärt, faktisch herrschten damit zwei Könige über das Land: Hatschepsut und ihr Neffe Thutmosis III. Da Letzterer noch ein Kind war, lag die Regierung tatsächlich wohl überwiegend in den Händen Hatschepsuts. Ihr berühmtestes Bauwerk ist der Tempel von Deir el-Bahari, der zu den bekanntesten antiken Stätten Ägyptens zählt. Darüber hinaus ließ die Pharaonin im Tempel von Karnak die rote Kapelle sowie mehrere Obelisken errichten. Hatschepsut verstarb in ihrem 22. Regierungsjahr, Thutmosis III. folgte ihr auf den Thron. Die gemeinsame Tochter Hatschepsuts mit Thutmosis II. trug den Namen Neferu-Re, sie lebte noch bis weit in die Regierungszeit Thutmosis III. hinein und übte wie Ihre Mutter das Amt der „Gottesgemahlin des Amun“ aus.

    Grabstätten Hatschepsuts

    1916 entdeckte Howard Carter in Theben-West, in dem Wadi mit der offiziellen Bezeichnung WA D, ein unvollendetes Grab. Dieses wird Hatschepsut zugeschrieben und mag aus Ihrer Zeit als Frau Thutmosis II. stammen. Wahrscheinlich wurde die Grabanalage nach Ihrer Krönung zugunsten einer aufwändigeren Begräbnisstätte aufgegeben. Diese liegt mutmaßlich im Tal der Könige (KV20) und weist einen ungewöhnlichen Grundriss mit tief absteigendem, gewundenem Gang sowie Hypogäum und mehreren Kammern auf. Vermutlich wurde das Grab von Hatschepsut als gemeinsame letzte Ruhestätte mit ihrem Vater Thutmosis I. nach dessen Tod ausgeführt. Die Mumie des Königs fand sich allerdings in KV38, sie könnte zum Schutz vor Grabräuber dorthin umgebettet worden sein. In KV20 hingegen wurden keine leiblichen Überreste Haschepsuts entdeckt. Im Cachette von Deir el-Bahari (TT320), einer Grabanlage im Felshang südwestlich des Tempels der Hatschepsut, wurde eine kleine Kiste mit der Kartusche der Herrscherin entdeckt, darin befanden sich mumifizierte Innereien sowie ein Zahn. In einem Schacht des Grabs KV4 fanden sich Überreste eines Holzsarkophags Hatschepsuts. Die weite Streuung der Funde kann damit begründet werden, dass Priester späterer Dynastien zahlreiche Mumien und Bestattungszubehör aus bekannten Gräbern umbetten ließen, um diese vor Grabräubern zu schützen.

    Eine Mumie Hatschepsuts?

    2007 verkündete das ägyptische Kulturministerium Bedeutsames: Die Mumie Hatschepsuts sei identifiziert. Im Grab der Amme Hatschepsuts (KV60) wurden bereits 1903 zwei weibliche Mumien entdeckt, eine eingehende Untersuchung im Zusammenhang mit Hatschepsut erfolgte jedoch erst in jüngster Zeit. DNA-Untersuchungen sowie ein Zahnabgleich könnten darauf hinweisen, dass es sich bei einer der Mumien um Hatschepsut handelt. Ist diese Identifikation korrekt, war die Herrscherin knapp 1,60m groß und verstarb mit etwa 40 (ggf. bis hin zu 60) Jahren an Krebs oder Diabetes.

    Damnatio memoriae

    Königin Hatschepsut verfiel der damnatio memoriae, der Ächtung des Andenkens. Vermutlich bereits unter ihrem Nachfolger Thutmosis III. wurden in ihren Baudenkmälern sämtliche Darstellungen ihrer Person absichtlich zerstört oder umgearbeitet in Thutmosis II. oder III. Hatschepsuts Namenskartuschen wurden ausgemeißelt oder umgeschrieben, auch Statuen wurden zerschlagen. Ist im folgenden Text von Darstellungen Haschepsuts oder ihren Kartuschen die Rede, meint dies folglich den ursprünglichen Zustand vor der Zerstörung. Der genaue Grund für die damnatio memoriae ist unklar: Wollte sich Thutmosis III. rächen, weil seine Tante ihm lediglich die Rolle eines Mitregenten zugestand und sich selbst zur Herrscherin erhob? Oder war nachfolgenden Generationen eine Frau als herrschende Königin machtpolitisch zuwider? Zu den Beschädigungen durch die damnatio memoriae Hatschepsuts kamen im Terrassentempel der Herrscherin weitere: So ließ Amenophis IV. (Echnaton) im Zusammenhang mit seiner Kultreform viele Götterdarstellungen ausmeißeln, allen voran die des Amun, den er als Konkurrenz für seinen neuen Hauptgott Aton sah. Eine letzte Zerstörungswelle erfolgte durch koptische Mönche, die auf dem Tempelgelände ein Kloster errichteten und die als heidnisch angesehenen Götterbilder, vor allem deren Gesichter, ausschlugen.

    Der Totentempel Hatschepsuts

    „Großer Tempel von Millionen Jahren, der Tempel [namens] Amun ist der Allerheiligste“ oder verkürzt „djeser-djeseru“ („der Erhabenste der Erhabenen“) lautet der Name für Hatschepsuts Terrassentempel in Deir el-Bahari. Das Bauwerk wurde in ihrem 7. Regierungsjahr begonnen und war bei ihrem Tod im 22. Regierungsjahr nahezu fertiggestellt. Der Tempel ist, wie allgemein üblich, nach Osten orientiert, seine Hauptachse liegt genau in der des Karnak-Tempels am gegenüberliegenden Nilufer. Interessant ist, dass die Achse des Tempels zusätzlich der der Grabanlage Hatschepsuts hinter dem Felsmassiv im Tal der Könige entspricht. Das Heiligtum ist aus Kalkstein erbaut und weist eine eher ungewöhnliche Bauform mit drei hintereinander angeordneten, ansteigenden Terrassen mit großen Rampen und Pfeilerportiken auf. Der Tempel ist dem Gott Amun geweiht, beinhaltet jedoch auch größere Kultbereiche für Hathor und Anubis. Der hohe Beamte Senenmut gilt als Hauptverantwortlicher für den Tempel, Abbildungen von ihm finden sich zahlreich im Gebäude und auch seine (ungenutzte) Grabanalage liegt unter der ersten Tempelterrasse.

    Die untere Tempelterrasse

    Vom Nil aus führte ehemals ein Kanal zum Taltempel Hatschepsuts mit Kaianlage. Von diesen typischen Bauelementen ist heute leider nichts mehr erhalten. Taltempel und Terrassentempel waren mit einer Prozessionsstraße untereinander verbunden, die auf den (nicht mehr erhaltenen) Torbau des Tempels zuführte. Die Straße wurde beidseitig von Sphingen flankiert, von denen einige restauriert wurden und sich heute wieder in situ befinden. Auf dem ehemals begrünten Vorplatz des Tempels befanden sich, seitlich des Rampenaufgangs, zwei Becken in T-Form für Wasserpflanzen. Auf der Balustrade der Rampe ist einseitig innen ein eingemeißelter Löwe zu sehen, der als Wächterfigur fungieren sollte. Die Rampe unterteilt die an der hinteren Hofseite gelegenen Pfeilerhallen in einen südlichen und nördlichen Bereich. Beide Hallen werden von elf jeweils zweireihig hintereinander angeordneten Pfeilern gestützt. Leider sind die Reliefs an den Seiten- und Rückwänden der Hallen nicht mehr gut erhalten.

    Die Reliefs der Süd- und Nordhalle

    Die bekanntesten Reliefs der Südhalle dokumentieren den Transport und die Aufrichtung von zwei Obelisken für den Amuntempel von Karnak. Tatsächlich sind im Karnaktempel vier Obelisken Hatschepsuts teilweise erhalten, einer davon steht heute noch aufrecht und ist mit 323t Gewicht sowie knapp 32m Höhe der größte Obelisk ganz Ägyptens. Über den Nil bringen riesige Lastschiffe mit Hundertschaften von Ruderern die Obelisken von Assuan nach Theben, auch die anschließende Übergabe der Obelisken von Hatschepsut an den Gott Amun ist abgebildet. Weitere Reliefs der Südhalle zeigen einen Rituallauf der Herrscherin sowie eine Militärparade.

    Die Nordhalle ist mit Reliefs geschmückt, welche die Bedeutung der Königin für die Aufrechterhaltung der maat, der Weltordnung, verdeutlichen: Hatschepsut in Sphinxgestalt zertritt ihre Feinde und opfert Amun Bildnisse. Darüber hinaus gibt es Darstellungen von einer rituellen Fahrt Hatschepsuts im Papyrusboot sowie Reliefs zur Vogel- und Fischjagd. Am nördlichen Ende der Halle, dieser seitlich vorgelagert, steht eine Kolossalstatue, die die Herrscherin als Osiris darstellt. Parallel dazu existierte sicherlich ein Pendant dieser Statue an der südlichen Halle, sodass die Statuen einen Rahmen um die Hallen bildeten.

    Die mittlere Tempelterrasse

    Die mittlere Terrasse weist, parallel zur unteren Terrasse, an ihrem Südende zwei reliefverzierte Portiken auf. Zusätzlich wurde ein Säulengang mit Nischen an der Nordseite errichtet. Kapellen für den Hathor- bzw. Anubiskult rahmen die Portiken beidseitig ein.

    Die Punthalle (Nordhalle)

    Die wohl berühmtesten Reliefs des Deir el-Bahari Tempels zeigen die Puntexpedition im 8. Regierungsjahr Hatschepsuts. Ziel dieser großangelegten, monatelangen Handelsexpedition war es ägyptische Waren gegen Erzeugnisse des Landes Punt einzutauschen und Erkenntnisse zu diesem zu sammeln. Die Schilderung dieser Handelsreise nimmt alle drei Wände der südlichen Portikus ein. Expeditionsleiter ist der Beamte Nehesy, neben ihm nehmen hunderte Seeleuten sowie ein Soldatentrupp an der Unternehmung teil. In feinen, teils noch farbig erhaltenen Reliefs wird detailreich der Reichtum von Flora und Fauna Punts dargestellt. Die Ankunft der ägyptischen Schiffe sowie die Begrüßung durch die Herrscherfamilie sind auf der Westwand abgebildet. Auffällig ist die Figur der Königin von Punt, Iti, deren Leib missgebildet oder stark fettleibig erscheint. Als Handelsgut erhalten die Ägypter unter anderem Elfenbein und Ebenholz, Elektrum, Goldringe und Pantherfelle sowie die für den Kult benötigten, begehrten Waren Weihrauch und Myrrhe. Darüber hinaus werden auch Sklaven, lebendige Tiere wie Affen, Panther und Giraffen und Pflanzen zur Anzucht auf die Schiffe verladen. Weitere Szenen zeigen die Verkündigung des Erfolgs der Expedition vor dem Hofstaat und vor der Gottheit Amun, der Hatschepsut Dankesopfer und Geschenke darbringt. Die Puntexpedition Hatschepsuts war nicht die erste ihrer Art, bereits aus dem alten Reich sind Fahrten dorthin überliefert. Die Lage des Landes Punt ist nicht gesichert, es könnte am roten Meer, in der Region des heutigen Somaliland, gelegen haben.

    Die Geburtshalle (Südhalle)

    Das Dekor der südlichen Pfeilerhalle der mittleren Terrasse ist bedeutsam für das Selbstverständnis und den Legitimationsanspruch Hatschepsuts. In vertieften Reliefs mit erläuternden Beischriften wird ihre Abstammung vom Gott Amun selbst proklamiert. Am Beginn steht eine Götterversammlung, in der entschieden wird, dass die Pharaonen wieder näher zur ursprünglich solaren, nicht menschlichen Abstammung zurückgeführt werden sollen. Zu diesem Zweck fährt Amun in den Körper Thutmosis I. und lässt ein Kind in dessen Königin Ahmose reifen – Königin Hatschepsut. Beginnend vom Südende der Halle zeigen die Bildfolgen: Die eben beschriebene Götterversammlung. Darauf folgt ein Relief von Thot, der Amun zu Ahmose geleitet. Daran schließt sich die Darstellung von Amun an, der Königin gegenübersitzend, er hält ihr das Lebenszeichen Anch an die Nase und bewirkt damit die Schwangerschaft. Nachfolgend formt der Schöpfergott Chnum Hatschepsut und ihr ka auf der Töpferscheibe. Die Königin wird dann den Göttern Ägyptens präsentiert. Das Bildprogramm fährt fort mit der Darstellung, wie Hatschepsuts irdischer Vater Thumosis I. sie den Fürsten des Landes vorstellt und endet mit der Krönung Hatschepsuts. Indem sie Amun als ihren göttlichen Vater propagierte, legitimierte und festigte Hatschepsut ihren Herrschaftsanspruch, der als Frau und ehemals bloßer Regentin für ihren minderjährigen Neffen ungewöhnlicher Natur gewesen war.

    Die Anubiskapelle
    Die Vorhalle

    Nördlich der Geburtshalle ist in deren Verlängerung die Anubiskapelle erbaut worden. Die Vorhalle wird von zwölf 16-kantigen Säulen getragen. Die Reliefs an den Wänden sind größtenteils noch farbig erhalten, sie zeigen Hatschepsut in Interaktion mit den Göttern Anubis, Osiris, Amun, Nechbet, Re und Re-Harachte. Eine Szene stellt zusätzlich den Mitregenten Thutmosis III. vor Sokar dar. Die Decke der Vorhalle zieren gelbe Sterne auf blauem Grund. In Nord- und Südwand der Vorhalle sind kleine Nischen eingearbeitet. Die Reliefs der nördlichen zeigen zentral Hatschepsut vor Anubis sowie seitlich Nechbet und Buto. In der südlichen Nische wird Hatschepsut vor Amun dargestellt, während die Seiten Buto und Mut zieren. Die Figuren Hatschepsuts sind überall in der Kapelle vollständig ausgemeißelt worden und nur noch als Umrisse erkennbar.

    Die hinteren Räume

    An die Vorhalle der Anubiskapelle schließen sich, über eine kleine Treppe erreichbar, zwei Räume mit Gewölbedecken an, in denen ursprünglich wohl Kulthandlugen vollzogen wurden. Der erste Raum ist in Verlängerung der Hauptachse der Halle erbaut, die Reliefs der Seitenwände zeigen Hatschepsut bei Kulthandlungen vor Amun, während auf der Rückwand die Herrscherin vor dem Osiris-Fetisch abgebildet ist. Der zweite Raum ist rechtwinklig zur Vorhalle angelegt, ein kleiner Nebenraum ist an ihn angeschlossen. Die Wandreliefs zeigen Hatschepsut opfernd vor den Göttern Anubis und Osiris, auch Thutmosis III. bringt Sokar Opfer dar. Die Herrscherin wird auf der Nordwand zwischen Anubis und Hathor abgebildet, die ihr ein langes Leben verheißen. Eine Sternendecke überzieht das Gewölbe des Raums. Das Bildprogramm des Nebenraums hat Hatschepsut und die Gottheit Anubis zum Thema.

    Die Hathorkapelle

    Südlich der Punthalle (demnach davorstehend links von dieser gelegen) am äußeren Terrassenrand steht die Hathorkapelle, bestehend aus zwei Höfen, einem quergelagerten Raum mit vier Nischen und zwei langrechteckigen Räumen mit Nischen. Ursprünglich verfügte das Heiligtum über einen eigenen Zugang durch eine Rampe, die parallel zur Stützmauer der unteren Terrasse verlief. Reste dieser Zugangsrampe sind heute noch erhalten. Beidseitig des Eingangs zeigen Reliefs die thronende Königin Hatschepsut, vor ihr stehend die Hathorkuh, die der Herrscherin die Hand leckt, in Begleitung durch Anubis.

    Das Vestibül

    Säulen und Pfeiler des Vestibüls sind nicht mehr vollständig erhalten. Ursprünglich bildeten vier Pfeiler den Eingangsbereich, zu beiden Seiten des Mittelgangs standen je zwei Pfeiler und vier sechzehnkantige Säulen. Die Eingangspfeiler zieren Reliefs des Falkengotts Horus mit der Doppelkrone, hinter diesem wird die Sonnenscheibe mit Uräus dargestellt. Zudem wiesen alle Pfeiler des Mittelgangs einseitig Hathorgesichter als oberen Abschluss auf, die zum Gang hin ausgerichtet waren. Die Reliefs der Nord- und Südwand des Vestibüls zeigen die Göttin Hathor in Kuhgestalt, die Hatschepsut, welche als kleine Figur am Euter sitzt, säugt. Auf der Darstellung der Südseite ist Hatschepsut ausgemeißelt worden.

    Die Säulenhalle

    Den Übergang zum Vorhof bildeten beiderseits des zentralen Ganges zwei Säulenpaare, die mit Hathorkapitellen geschmückt waren. Drei dieser Hathorsäulen wurden restauriert und wieder in situ aufgestellt. Ihr besonderer Säulenabschluss zeigt rundplastisch von mehreren Seiten das Gesicht Hathors als Frau mit Kuhohren und Perücke, die auf ihrem Kopf einen Schrein trägt. In ihrer Gesamtform stellen die Säulen das Hathorsistrum, eine kultische Rassel dar. Hinter den Hathorsäulen standen insgesamt zwölf sechzehnseitige Säulen, von denen sechs teilweise wieder ergänzt und aufgerichtet wurden. Die Wandreliefs der Säulenhalle sind größtenteils erhalten und weisen Reste der ursprünglich farbigen Bemalung auf. An der Nordwand ist eine Schiffsprozession zu Ehren Hathors dargestellt. Mehrere Soldatentruppen, ausgerüstet mit Äxten, Standarten und Palmwedeln, formen eine militärische Parade. Den Abschluss der Szene bildet Hatschepsut, die das Kultbild der Hathor durch ein Opfer beseelt. An diese Szenerie schließt sich eine Darstellung Thutmosis II. beim rituellen Ruderlauf vor Hathor an. Die rückwärtige Wand der Säulenhalle zeigt beidseitig des Durchgangs zum inneren Heiligtum weitere Szenen des Hathorkults: Es sind zwei rituelle Läufe, ein Vogellauf und ein Ruderlauf dargestellt sowie die Hathorkuh, die Hatschepsut die Hand leckt.

    Das innere Heiligtum

    Die drei inneren Räume des Hathorheiligtums sind direkt aus dem anstehenden Felsgestein geschlagen worden. Eine kleine Treppe führt von der Säulenhalle über ein Eingangsportal ins Innere. Das vorderste Portal ist in seiner Farbigkeit noch gut erhalten, es zeigt seitlich zwei Hathorstandarten und ist mit Hieroglyphenbändern geschmückt, die den Zugang als Tür der Hatschepsut bezeichneten. Die Namenskartusche der Königin wurde nachträglich in die Thutmosis III. geändert. Alle Innenräume des Sanktuars sind mit Nischen versehen, doch nur der hinterste Raum ist mit einer Gewölbedecke überdacht. Die interessantesten Reliefs des inneren Heiligtums befinden sich in ebendiesem Raum. Die Rückwand des Raumes zeigt zentral Hatschepsut zwischen Amun und Hathor. In der südlichen Nische ist der hohe Beamte und Bauaufseher Senenmut abgebildet.

    Die obere Tempelterrasse

    Die zur oberen Terrasse führende Rampe wird an Ihrem Beginn von zwei Vorsprüngen verziert, die den thronenden Horusfalken auf großformatigen Schlangen darstellen. Die obere Terrasse ist der Götterverehrung und dem Totenkult gewidmet, dem entsprechend war der Zugang zu diesem Bereich ehemals nur hochrangigen Priestern gestattet. Der Terrasse ist eine Portikus vorgelagert, die auf den zentralen Säulenhof führt, in dessen Hauptachse das Allerheiligste des Tempels liegt. Beidseitig des Hofes schließen sich eine Kapelle für den Königskult sowie ein Sonnenheiligtum mit Anubis- und Amunkapelle an.

    Die dritte Portikus

    Eine Halle mit 24 Pfeilern und ebenso vielen dahinter stehenden sechzehnkantigen Säulen bildet den Eingangsbereich der obersten Terrasse. Vor den Pfeilern standen überlebensgroße, ca. 5m hohe Kalksteinstatuen, die Hatschepsut in Osirisform darstellten. Einige dieser Statue sind restauriert worden und zeigen die Königin im Mumiengewand mit überkreuzten Armen, die Anch, Zepter, Krummstab und Wedel halten. Hatschepsut trägt jeweils entweder die Doppelkrone oder die weiße Krone Oberägyptens mit Uräusschlange. Reste der ursprünglichen Bemalung haben sich vor allem im Bereich der Gesichter erhalten. Die Wände der Portikus sind mit, heute leider nur noch sehr schlecht erhaltenen, Reliefs verziert. Sie zeigen unter anderem rituelle Läufe sowie Szenen von Hatschepsuts Krönung.

    Der Zentralhof

    Die vorgelagerte Portikus führt durch ein Granittor mittig auf den großen zentralen Hof der oberen Terrasse. Der Hof war ursprünglich an allen Seiten von zwei Reihen mehrkantiger, ca. 5m hoher Säulen umgeben, die eine überdachte Kolonnade bildeten. Die wenigen bisher restaurierten Säulenfragmente weisen Reliefs unter anderem von Horus und Hapi auf, zudem werden die Pharaonen Thutmosis I., Hatschepsut und Thutmosis III. genannt. Der Hof war Schauplatz von Kulthandlungen im Zusammenhang mit dem bedeutenden „Schönen Talfest“. Dabei handelte es sich um ein Fest zum Andenken und zur Ehre der Verstorbenen, das alljährlich abgehalten wurde. Hauptbestandteil der Festivitäten war eine Schiffsprozession des Kultbildes des Amun von Karnak. Die Wände des Hofes zeigen Szenen dieser Schiffsprozession: Die Kultbilder Amuns, Muts und Chons, der thebanischen Triade, überqueren in kostbaren Schreinen auf Barken den Nil. Vom Ufer aus wurde die Götterbarke Amuns in den Terrassentempel Hatschepsuts gebracht, wo sie im Barkensanktuar der Gottheit in der Amunkapelle bis zum Ende des Festes verblieb. Weitere Wandreliefs bilden Szenen des Opetfestes ab.

    Die Westwand des Hofes

    Die Westwand des zentralen Hofes stellt die steinerne Fassade für das dahinter liegende Amunheiligtum dar. Zentral führt ein Granittor in die aus dem Fels geschlagenen Räume. Die Seiten des Tores zeigen Thutmosis III. (ehemals Hatschepsut) stehend mit Beischriften. Der Türsturz zeigt von der Mitte ausgehend jeweils eine Figur des thronenden Gottes Amun, vor dem Hatschepsut und Thutmosis III. mit Opfergaben knien. Großformatige Reliefs an den Seiten des Granittors zeigen ebenfalls die Königin vor Amun. Weitere stark beschädigte Reliefs zeigen, direkt seitlich an das Granitportal anschließend, Ahmose, die Mutter Hatschepsuts.

    Beidseitig des Tores wird die Wand durch abwechselnd acht große und zehn kleine Nischen untergliedert. In den höheren Nischen standen ehemals Statuen Hatschepsuts in Osirisform parallel zu den Pfeilerstatuen der vorgelagerten Portikus. Die kleineren Nischen sind dreiseitig mit Reliefs verziert, welche König Thutmosis II. bzw. III. in Begleitung von je zwei Gottheiten zeigen; ursprünglich war hier Hatschepsut dargestellt worden. Seitlich sind Mitglieder der königlichen Familie vor Opfergaben sitzend oder opfernd vor den Göttern abgebildet. Die Decke ziert ein Sternenmotiv auf blauem Grund.

    Das Amunheiligtum

    Das Hauptheiligtum für Amun-Re kann über ein Granittor vom zentralen Hof aus betreten werden. Es ist komplett in das Felsgestein geschlagen und besteht aus dem Hauptraum für die Götterbarke, einem dahinter liegenden Raum mit zwei seitlich abgehenden Kammern sowie einem hinteren Raum.

    Der Hauptraum war der wichtigste Kultraum des gesamten Totentempels Hatschepsuts. Hier wurde die Barke mit dem Kultbild des Amun von Karnak am Ende der Prozession des Schönen Talfestes auf einem Podest aufgestellt, um dort bis zum Abschluss der Festivitäten zu verbleiben. Dementsprechend zieren die Wände des Barkensanktuars Szenen des Talfestes; weitere Darstellungen zeigen Mitglieder der königlichen Familie bei Opferhandlungen für die Amunbarke. Der Hauptraum verfügte ursprünglich über sechs Nischen (vier davon sind heute noch sichtbar), die in ihrem Bildprogramm denen der davor liegenden Westwand des Hofes weitgehend entsprechen. Seitlich des Durchgangs zu den hinteren Räumen stehen zwei Statuen Hatschepsuts in Osirisgestalt. Den oberen Abschluss des Barkensanktuars bildet eine gewölbte Decke mit Sternendekor.

    Die hinteren Räume liegen etwas höher, eine kleine dreistufige Treppe verbindet sie mit dem Hauptraum. Der zentrale Raum ist mit Darstellungen geschmückt, die die Verehrung des Kultbilds Amuns zeigen. Hatschepsut und Thutmosis III. opfern vor dem Kultbild und vollziehen eine Reinigung desselben. Mutmaßlich stand in diesem Raum ursprünglich eine Kultstatue Amuns. In den seitlich abgehenden Kammern werden die beiden Herrscher bei Opferhandlungen für die neun Hauptgötter Karnaks gezeigt. Der hinterste Raum des Amunheiligums wurde in ptolemäischer Zeit komplett umgestaltet und umgewidmet. Er diente von da an als Kultort für die vergöttlichten Baumeister Imhotep (Bauherr der Stufenpyramide Djosers) und Amenophis (Architekt Amenophis III.). Ebenfalls aus ptolemäischer Zeit stammt ein Eingangsbereich mit Säulen und Mauerwerk vor dem Zugang zum Amunheilgtum.

    Der südliche Bezirk

    Der südliche Bereich der obersten Terrasse ist dem Königskult gewidmet. Über eine Vorhalle mit zwei Nischen gelangt man in die Totenkapelle Hatschepsuts. Deren Ausstattung und Dekoration ist leider nur noch schlecht erhalten. Ursprünglich zierte eine großformatige Scheintürstele aus Granit die Westwand, davor stand eine Statue der Herrscherin. Die Gewölbedecke war mit Sternendekor und Szenen aus dem Stundenritual verziert. Reliefs an den Wänden stellten unter anderem Opferprozessionen für Hatschepsut dar. Eine Kapelle kleineren Ausmaßes für den Totenkult Thutmosis I. befindet sich neben der der Hatschepsut. Das Bildprogramm der Vorhalle, die beide Kapellen verbindet, umfasste Darstellungen der Kultstatuen der verstorbenen Herrscher sowie Opfer und Rituale für diese. Hinter der Kapelle Thutmosis I. befindet sich ein kleiner Raum mit separatem Zugang. Seine Wanddarstellungen zeigen eine Vielzahl an Kultobjekten sowie Hatschepsut und Amun. Der Raum wird daher als südliche Kapelle Amuns bezeichnet.

    Der nördliche Bezirk

    Der nördliche Baukomplex der oberen Terrasse umfasst ein Sonnenheiligtum mit Vestibül, eine Anubiskapelle sowie eine weitere Kapelle, die dem Gott Amun gewidmet war.

    Das Vestibül

    Der Zugang zum Sonnenheiligtum erfolgt vom Hof aus und führt zunächst in ein von drei Säulen getragenes Vestibül. Der Eingang ist beidseitig mit Reliefs, die Hatschepsut mit Re und Amun zeigen, verziert. Die östliche Wand zeigt Hatschepsut als Priesterin Res und nimmt Bezug auf die allnächtliche Reise der Sonne in der Unterwelt. Die Reliefs der Nord- und Südwand sind weitestgehend zerstört. Eine Nische in der Nordwand zeigte Amun mit Hatschepsut, auch Senenmut war dargestellt. Das überdachte Vestibül wird als Nachtkapelle der Sonne interpretiert. Ihr Gegenstück bildet der dahinter liegende offene Sonnenhof, der den größten Bereich des nördlichen Bezirkes einnimmt.

    Der Sonnenhof

    Der offene Sonnenhof hat seine Wurzeln im Kult der Sonnenheiligtümer der 5. Dynastie und in Heliopolis, es war die erste Anlage dieser Art in Westtheben. Der rechteckige Hof wird von Osten her über das Vestibül betreten, an seiner Süd- und Westwand befindet sich je eine Nische. Zentral auf dem Hof steht ein großer Kalzit-Alabaster Altar für Re-Harachte. Der Sonnenaltar ist eher schlicht gehalten mit Rundstab-Verzierungen an den Kanten und einer Hohlkehle als Abschluss. Darunter verläuft als umlaufendes Hieroglyphenband die Weihinschrift. Der heute sichtbare Altar ist jüngeren Datums als der ursprüngliche der Hatschepsut, welcher überbaut wurde. Die Wände des Sonnenheiligtums weisen keine Verzierung auf, sie sind nur grob mit Meißeln beschlagen worden und wurden nie glattpoliert und damit fertiggestellt. Die Reliefs in den Nischen, welche Hatschepsut als Empfängerin von Opferhandlungen sowie vor verschiedenen Gottheiten zeigen, sind nie farbig bemalt worden.

    Die obere Anubiskapelle

    Von der Nordseite des Hofes geht ein schmaler Raum ab, an dessen Westseite sich eine Nische befindet. Im Gegensatz zum Sonnenhof ist die Anubiskapelle komplett mit Darstellungen und Texten verziert, deren Farbigkeit noch heute wunderbar erhalten ist. Leider wurden auch hier die Darstellungen von Hatschepsut und vieler Gottheiten im Nachhinein absichtlich zerstört. Sehr gut erhalten ist die blaue Sternendecke des schmalen Raums mit darunter liegendem Uräusfries. Das zentrale Motiv der Rückwand ist nur noch schlecht erhalten, es zeigte im Giebel die geflügelte Sonnenscheibe, darunter zwei gelagerte Schakale beidseitig der Kartusche Hatschepsuts. Im Bildfeld darunter überspannte abermals eine Sonnenscheibe mit Flügeln die Abbildung Hatschepsut mit ihrem Vater Thutmosis I. vor einem Kultobjekt, dem imi-wt-Fetisch in einem Schrein. Die Reliefs der Seitenwände sind fast vollständig zerstört, sie bildeten die Königin bei Opferhandlungen für diverse Götter, u.a. Anubis, ab. Die Nische der Anubiskapelle weist einen parallelen Aufbau zum ersten Raum auf, mit gewölbter Sternendecke, Hauptmotiv an der Rückseite und Reliefs an beiden Wandseiten. Das kaum erhaltene Zentralmotiv zeigte Hatschepsut vor Anubis, der ihr Leben verleiht. Die Wandbilder zeigten (heute nur noch fragmentarisch erhalten) nördlich den Vater Hatschepsuts mit dessen Mutter Seniseb vor Anubis; südlich Hatschepsut mit ihrer Mutter Ahmose vor Amun-Re. Diese Abbildungen legen die Vermutung nahe, dass die Kapelle auch dem Familienkult, dem Gedenken der Angehörigen Hatschepsuts, diente.

    Die Amunkapelle

    Die nördliche Kapelle des Amun ist der hinterste Raum des Nordbezirks und nimmt dessen komplette Breite ein, weist also einen schmalen, langgezogenen Grundriss auf. Der Zugang erfolgt über einen eigenen Eingang vom Hof aus. Die Dekoration zeigt zentral Amun mit Thutmosis II., dazu beidseitig rituelle Läufe Hatschepsuts sowie Opferszenen. Senenmut, der hohe Beamte und Baumeister Hatschepsuts, hat in diesem Raum durch eine Inschrift sein Privileg festhalten lassen, dass er seinen Namen an diesem Ort und in allen Tempeln Ägyptens einschreiben durfte.

    Die Bedeutung Senenmuts lässt sich auch daran ablesen, dass eine Grabanlage (TT353) für ihn unter dem Deir-el Bahari Tempel Hatschepsuts liegt. Sie besteht aus einem langen, in die Tiefe führenden Gang und drei größeren Kammern. Lediglich eine davon war verziert und zeigt astronomische Darstellungen. Das Grab wurde nie vollendet und diente wohl auch nicht als seine Begräbnisstätte.

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