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  • Ancient Hieroglyphs

    Das Grab Amenophis II.

    Die Grabanlage Amenophis II. (KV 35) wurde im März 1898 bei Grabungen der ägyptischen Antikenverwaltung unter der Leitung des Franzosen Victor Loret entdeckt, sie liegt am Ende eines nördlichen Seitenarms des Osttals. Das Grab hat beeindruckende Ausmaße, die frühen Architekten verbesserten und erweiterten die bisherige Bauweise königlicher Grabanlagen im Rahmen der letzten Ruhestätte Amenophis II. noch einmal deutlich. Auch in Bezug auf seine Dekoration ist das Grab bedeutend, da in dessen Begräbniskammer erstmals detaillierte, großformatige Darstellungen des Pharao vor den Göttern zu finden sind. Wissenschaftlich relevant ist zudem, dass in der Grabanlage mehrere weitere Mumien, darunter Pharaonen, entdeckt wurden, die zum Schutz vor Grabräubern dorthin umgelagert worden waren. Eine Besonderheit stellt darüber hinaus die Tatsache dar, dass die Mumie Amenophis II. noch an ihrem ursprünglichen Beisetzungsort im Sarkophag aufgefunden werden konnte.

    Amenophis II.
    Leben

    Amenophis II. ist der Sohn von Thutmosis III. und dessen später Hauptfrau Metritre Hatschepsut. Bereits zu Lebzeiten zum Mitregenten erhoben, bestieg Amenophis nach dem Ableben seines Vaters etwa zwischen 1428 und 1414 v.Chr. als siebter König der 18. Dynastie den Thron Ägyptens. Der Eigenname des Herrschers, „Imn htp“ bedeutet soviel wie „Amun ist zufrieden“, der Thronname „Aa cheperu Re“ kann mit „Groß sind die Gestalten/Erscheinungsformen des Re“ übersetzt werden. Die Hauptgemahlin Amenophis II. war Tiaa, mit der er seinen Thronfolger Thutmosis IV. zeugte. Mit großer Sicherheit handelt es sich bei KV 32 um das Grab Tiaas. Die Länge der Regierungsdauer Amenophis II. ist nicht sicher zu bestimmen, je nach Forschungsmeinung endete sie zwischen 1401 und 1388 v.Chr.

    Außenpolitik und Bautätigkeit

    Amenophis führte die offensive Außenpolitik seines Vaters fort und führte mehrere Feldzüge in Vorderasien, zudem ließ er die südliche Grenze zu Nubien befestigen. Lediglich ein größeres Bauwerk des Herrschers, der Tempel von Amada in Nubien, hat die Zeit überdauert, obgleich Bautätigkeit während der Regentschaft Amenophis II. an vielen Orten belegt ist und sich zahlreiche Steinblöcke, einige Obelisken und weitere Reste gefunden haben, die dies belegen. Der Totentempel Amenophis II. stand nördlich des Ramesseums in Theben-West.

    Die Architektur des Grabes

    Die ersten Bereiche des Grabes liegen auf einer Ost-West-Achse. Der Abstieg in die Tiefe beginnt mit einer Treppe von 5,5 m Länge, auf diese folgt ein 9,8m langer Korridor. Eine weitere Treppe (Länge: 4,1m) mit seitlichen Nischen im oberen Bereich schließt sich an, die in den zweiten Korridor überleitet, welcher nach 5,2m in den Brunnenschacht führt. Dieser hat Ausmaße von 5m Breite bei 4,1m Länge. An seinem unteren nördlichen Ende haben die altägyptischen Baumeister eine zusätzliche rechteckige Kammer aus dem Fels geschlagen. Nach dem Schachtraum knickt die Grabachse in Nord-Süd-Richtung ab. Eine Halle mit zwei Pfeilern, das Vestibül (Ausmaße: 6,4m Breite x 10,2m Länge bei 2,2m Höhe), ist der Grabkammer vorgelagert, mit der es durch eine Treppe und einen Korridor verbunden ist. Die große Grabkammer (Ausmaße: 8,7m Breite x 14,9m Länge bei 3,2m Höhe) wird durch sechs Pfeiler gestützt. Der Sarkophag befindet sich an ihrem südlichen Ende, das Bodenniveau dort ist tiefer, eine kleine Treppe führt hinab. Von der Hauptkammer gehen nach Osten und Süden je zwei Nebenkammern ab. Insgesamt weist KV 35 eine Länge von knapp 92m auf, bei einer Grundfläche von 363m².

    Besonderheiten

    Der Tradition bekannter Königsgräber folgend, weist die Grabstätte KV 35 einen Grundriss mit zwei Achsen auf, die in einem abknickenden Winkel aufeinandertreffen. Eine Optimierung in Hinblick auf das Grab des direkten Vorgängers und Vaters Thutmosis III. ist, dass der abknickende Winkel tatsächlich ein rechter von 90° ist und nicht nur wenig über 70° beträgt. Alle Räume von KV 35 sind rechtwinklig, trapezoide oder ovale Formen finden sich nun nicht mehr. Neu in den Pharaonengräbern des Tals der Könige ist zudem eine Kammer an der Unterseite des Brunnenschachts; auch die Verbindung der zwei Pfeilerhallen durch einen Korridor tritt hier erstmalig auf. Eine weitere Innovation findet sich in der Grabkammer: Diese unterteilt sich nun in zwei unterschiedliche Bodenniveaus, ein höheres mit Pfeilern und einen niedrigen Bereich (auch Krypta genannt), wo der Sarkophag steht. Diese Art der Gestaltung sollte bis in die 19. Dynastie hinein vorbildlich bleiben.

    Die Dekoration des Grabes

    Einzig die Grabkammer Amenophis II. ist mit Malereien verziert, diese geben an den Grabwänden das Amduat wieder, ein Jenseitsbuch, welches die 12-stündige Nachtfahrt des Sonnengottes Re durch die jenseitige Unterwelt „Duat“ beschreibt. Szenen des Amduat tauchen bereits in früheren Gräbern auf; neu ist die künstlerische Gestaltung der Pfeiler mit je einer Zweiergruppe bestehend aus dem Pharao vor einer Gottheit. Die Decke der Begräbniskammer ist mit fünfstrahligen gelben Sternen auf dunkelblauem Hintergrund verziert. Der Erhaltungszustand der Malereien ist sehr gut.

    Die Wände

    Die Gestaltung der Wände der Grabkammer ist stark an die des Vorgänger Thutmosis III. angelehnt. Den oberen Rand aller Wände ziert ein umlaufender cheker-Fries auf blauem Grund, auf diesen folgt ein, in bunte Rechtecke gegliedertes, Farbband; die Hieroglyphe für Himmel pt (ein je wandlanger, schmaler Streifen mit dreieckigem Abschluss), bildet den Abschluss des oberen Wandbereichs. Das Schriftzeichen ist tiefblau ausgemalt mit gelben Sternen darin, es gibt also den Nachthimmel sowie die Dekoration der Decke wieder. Es folgen die Szenen des Amduat, dessen zwölf Stunden im Uhrzeigersinn, beginnend auf der Rückwand, auf die Wände gezeichnet worden sind. Auf die figürlichen Darstellungen mit Begleittext folgt eine Zusammenfassung des Amduat in Schriftform auf der linken Wand. Die Malereien des Amduat untergliedern sich in horizontal übereinander angeordnete Register, die von blass-orange-farbenen Linien umgeben und unterteilt werden, diese stellen die Sandbänke der Jenseitswelt dar. Größere Wasserflächen hingegen sind blau mit dunklen Wellenlinien darin gekennzeichnet, auf ihnen bewegt sich die Barke des Re fort. Den unteren Abschluss der Amduat-Szenen bilden waagerechte Farbbänder in Gelb, Rot und Weiß, der restliche Bereich der Wände ist komplett schwarz angemalt.

    Die Stilistik der Amduat-Szenen

    Die Figuren des Amduat, Götter, Dämonen, Tiere, Verstorbene, sind als einfache, zumeist schwarze Strichzeichnungen ausgeführt, Texte in kursiven Hierglyphen (in Schwarz und Rot ausgeführt) erläutern das Geschehen. Der Hintergrund der zwölf Stunden ist in einem hellen Beige gehalten, durch die Kombination der beschriebenen Farben, den Stil der Strichzeichnung und die kursive Schreibweise wirkt die Bemalung der Grabkammer wie ein monumentaler, ausgerollter Papyrus, der über alle Wände verläuft.

    Die Pfeiler

    Aufbau und Verteilung der Malereien

    Sämtliche sechs Pfeiler der Grabkammer sind allseitig bemalt. Die Verzierung ist derart aufgebaut, dass die Pfeilersockel komplett schwarz gehalten sind, darüber verlaufen mehrere horizontale Streifen in Weiß, Dunkelgrün, Schwarz, Blau und Rot. Schließlich rahmen ein durch bunte Rechtecke unterteiltes Farbband sowie eine weiße Linie eine hellgraue Fläche auf die das Hauptmotiv, der König mit je einer Gottheit, aufgemalt ist. Über jedem Motiv ist die Himmelshieroglyphe aufgemalt, dunkel mit hellen Sternen darin. Beischriften nennen die Namen des Königs und der Götter, sowie die Titulatur Aller. Bei den Göttern handelt es sich um Osiris, den Totengott und Herrn der Unterwelt, Anubis, den schakalköpfigen Gott der Bestattung, und Hathor, die Herrin des Westens (des Totenreichs); alle weisen demnach einen klaren Jenseitsbezug auf und sollten den Verstorbenen dabei helfen, seinen Weg durch die Unterwelt zu meistern und sich schlussendlich zu regenerieren. Vom Eingang der Grabkammer aus gesehen tragen die vorderen beiden Pfeiler ausschließlich Szenen, die Osiris und den König zeigen, das hintere Pfeilerpaar zeigt immer Hathor und den Herrscher. Das mittlere Pfeilerpaar zeigt je zur Hälfte Anubis oder Hathor mit Amenophis II.

    Der Pharao mit den Göttern

    Die Götter agieren auf unterschiedliche Weise mit Amenophis II: Sie legen ihm eine Hand auf die Schulter oder umfassen mit einer Hand das Handgelenk des Herrschers, der mumiengestaltige Osiris steht dem Pharao lediglich gegenüber (die Arme des Gottes sind einbandagiert, lediglich die Hände schauen heraus, somit ist eine weitergehende Interaktion nicht möglich). Allen Darstellungen auf den insgesamt 24 Pfeilerseiten ist gemein, dass die Götter dem Herrscher das Symbol für Leben, Anch, an die Nase halten und ihm damit symbolisch Leben spenden. Die groß ausgeführten Figuren stellen eine Innovation im Bildprogramm königlicher Grabanlagen dar. Das Farbkonzept ist eher schlicht gehalten, Umriss und Details der Figuren sowie die Hieroglyphen sind schwarz ausgeführt. Lediglich wenige Dinge, etwa der Kopfschmuck Hathors oder Gewanddetails, sind bunt gestaltet. Der Detailreichtum der Darstellungen auf den Pfeilern der Grabkammer ist erstaunlich, das Nemes-Kopftuch des Pharao mit aufgerichteter Uräus-Schlange, sein verzierter Schurz, der Schmuck der Götter, selbst die feingliedrigen Hände sind kunstfertig wiedergegeben. Die Hieroglyphen sind hier nicht wie an den Wänden kursiv, sondern in Umrissen, teilweise mit Innenzeichnung aufwändig dargestellt.

    Die Grabfunde
    Der Sarkophag

    Der Sarkophag Amenophis II. befindet sich noch an seinem originalen Standort in der Grabkammer, er besteht aus gelbem Quarzit und weist die Form eines an einer schmalen Kante abgerundeten Rechtecks auf. Der Sarg konnte mit dem schweren Steindeckel, der nach oben leicht aufgewölbt ist, verschlossen werden. Die Schmalseiten des Sarkophags sind jeweils mit den Göttinnen Nephthys bzw. Isis verziert, die auf dem Zeichen für Gold hocken, das Symbol für Ewigkeit mit den Händen bedeckend. An den beiden Längsseiten ist jeweils mittig Anubis zwischen zwei der vier Horussöhne, den Schutzgöttern der mumifizierten Innereien, eingemeißelt, zudem ein Paar Horusaugen. Hieroglyphenbänder bedecken große Teile der Sargwanne und des Deckels. Der Quarzit wurde rot getüncht um teuren Granit zu imitieren, die eingemeißelten Figuren (Details sind bei diesen schwarz bemalt) und Schriftzeichen zeigen die originale, gelbliche Färbung des Gesteins.

    Die Mumien
    Die Königsmumie

    Im Inneren des Sarkophags befand sich, in einem nicht originalen Pappmachesarkophag, zum Erstaunen der Entdecker die Mumie Amenophis II. Meist waren die sterblichen Überreste der Grabinhaber bereits Plünderern zum Opfer gefallen und befanden sich nicht mehr in situ. Auch KV 35 war geplündert worden, der Sargdeckel bei Auffindung gebrochen; warum die Mumie trotzdem im Grab verblieb ist ein Rätsel. Die teilweise ausgewickelte Mumie wies bei ihrer Entdeckung starke Schnittspuren an den Bandagen im Bereich der Füße auf und war ihres Schmuckes beraubt worden. Auf dem Sarkophag aus Kartonage lagen ein Blätterkranz und ein Blumenstrauß. Nachdem die Mumie einige Jahrzehnte im Grab verblieben und dort ausgestellt worden war, wurde sie in den 1930er Jahren aus Sicherheitsgründen in das Kairoer ägyptologische Museum verbracht.

    Umgebettete Mumien

    Das Grab Amenophis II. wurde Jahrhunderte nach dessen Bestattung als Mumienversteck genutzt, zur Zeit der 21. Dynastie wurden allein neun weitere Königsmumien sowie einige weitere Mumien von Priestern umgebettet, um sie vor Plünderungen zu schützen. In den zwei westlichen Nebenkammern der Begräbniskammer wurden diese von Loret wiederentdeckt. Unter den Mumien befanden sich die sterblichen Überreste der Pharaonen Thutmosis IV., Merenptah, Siptah, sowie von Ramses IV., V. und VI., weitere Königsmumien konnten nicht gesichert identifiziert werden. Weitere bekannte Mumien sind die „Ältere Dame“ sowie die „Younger Lady“, die DNA- Analysen zufolge wohl mit Tutanchamun verwandt sind.

    Weitere Funde

    Im Schutt, der den Boden des Grabes bei seiner Auffindung bedeckte, fanden die Ägyptologen zahlreiche Grabbeigaben, die den Plünderern wohl nicht wertvoll genug erschienen waren. Es fanden sich hölzerne Darstellungen des Königs und von Göttern, ein großer Kuhkopf aus Holz, eine Pantherplastik, hölzerne Waffen, Amulette, Papyri und zahlreiche uschebtis, wie es eben in der Zeit der 18. Dynastie Mode wurde, diese „Jenseitsdiener“ in Masse in Gräber zu geben. Darüber hinaus konnten etliche Fragmente von Holzmöbeln, Glasgefäßen, Fayencewerken, Schiffsmodellen und kosmetischen Artikeln gesichert werden.

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