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Die Grabstätte Ejes, des Pharao der auf Tutanchamun folgte, liegt im westlichen Arm des Tals der Könige. Es trägt die Bezeichnung KV 23 (auch WV23 für West Valley, statt Kings Valley). Das Grab wurde im Winter 1816 von Giovanni Battista Belzoni zufällig entdeckt. Der Forschende hatte in der Nähe des Grabes von Amenophis III. Gesteinsformationen untersucht, als er auf den Eingang der letzten Ruhestätte von Pharao Eje stieß. Die Entdeckung war allerdings in den Augen Belzonis wenig spektakulär, zum einen ist die Grabanlage recht klein und lediglich ein Raum ist mit Malereien verziert, zum anderen wurden, außer dem teilweise zerstörten Sarkophag, keinen nennenswerten Funde gemacht. Belzoni selbst äußerte sich zum Grab Ejes wie folgt: „Großer Entdeckungen in diesem Grabe kann ich mich nicht rühmen, obwohl es mehrere seltsame und eigenartig gemalte Wandfiguren enthält…“. Die Entdeckung des berühmten Grabes von Tutanchamun 1922, ermöglichte es der Forschung auffällige Parallelen zwischen den Wandmalereien und den Sarkophagen der beiden Pharaonengräber festzustellen. Da Eje nur wenige Jahre regierte, also zeitnah zu der Bestattung Tutanchamuns verstarb, ist die ähnliche Gestaltung der Königsgräber leicht zu erklären.
Eje war der vorletzte Pharao der 18. Dynastie, der Nachfolger Tutanchamuns in der Nacharmana-Zeit. Die Herkunft Ejes ist nicht vollends geklärt, gesichert ist lediglich, dass er nicht königlicher Abstammung ist. Verbindungen Ejes zur oberägyptischen Stadt Achmim und eine Verwandtschaft zu Nofretete sind recht lose Spekulationen ohne festes wissenschaftliches Fundament. Darstellungen aus der Regierungszeit Echnatons zeigen Eje als hohen Beamten dessen Hofes, er hatte das Amt des „Vorstehers der Pferde“ inne, er war demnach für die Kavallerie verantwortlich. Aus dieser Zeit stammt auch eine frühere Grabanlage Ejes, die er in der Nekropole Amarnas bauen ließ. Dieses Grab ist bekannt durch den Text des großen Sonnenhymnus, der dort eingeschrieben ist. Es handelt sich dabei um ein Lob des Sonnengottes Aton, der unter der Regentschaft Echnatons als Hauptgott verehrt wurde. Bereits während der Amarna-Zeit trug Eje den Titel „Gottesvater“, den er als Pharao im Eigennamen „It netjer Ai-Gottes Vater Ai“ (Ai=Eje) weiter nutzte. Was dieser Titel aussagen sollte, ist in der Forschung umstritten. Die Ehefrau Ejes war Tiji, sie ist in beiden Gräbern des Pharaos dargestellt.
Nach dem Ableben Echnatons verwaltete Eje gemeinsam mit dem General Haremhab Ägypten für den jungen Pharao Tutanchamun. In dessen Grab wird Eje bereits als Nachfolger dargestellt, an der Nordwand ist abgebildet, wie er an der Mumie Tutanchamuns das Mundöffnungsritual vollzieht. Eventuell versuchte Eje seine Thronbesteigung durch die Heirat mit Tutanchamuns Schwester und Witwe Anchesenamun zu legitimieren, diese Verbindung ist allerdings nicht gesichert. Während seiner kurzen Regentschaft von lediglich vier Jahren (1323-1319 v.Chr.) stellte Eje die Verhältnisse vor Echnaton weitestgehend wieder her, womit schon unter Tutanchamun begonnen worden war. Bautätigkeiten in den großen Kultstätten von Abydos, Karnak und Luxor sind für Ejes Herrschaft belegt, zudem ließ er in Achmim eine Kultstätte für Min errichten. Nach dem, wohl durch Altersschwäche bedingten, Tod Ejes bestieg Haremhab den Thron Ägyptens. Ejes Andenken fiel der „damnatio memoriae“, der Ächtung der Erinnerung, zum Opfer, wie dies auch bei Echnaton und anderen Amarna-Königen der Fall war: Die Darstellungen Ejes in seiner thebanischen Grabstätte KV 23 sind daher sämtlich absichtlich zerschlagen worden. Die Mumie Ejes ist nie entdeckt worden.
Über den Eingang zur Grabstätte Ejes hat Belzoni seinen Namen sowie das Datum der Entdeckung einschreiben lassen, diese Inschrift ist dort heute noch lesbar. Das Grab Ejes weist einen klaren Aufbau mit einer geraden Achse bis zum Vestibül auf, lediglich Grab- und Seitenkammer sind leicht aus der Achse verschoben. Mittels einer ersten Treppe von 6,1m Länge gelangt man in den ersten Korridor, der wiederum 11,4m in die Tiefe führt. Interessant sind zwei kleine rechteckige Vertiefungen im hinteren Bereich dieses Ganges, in die ein Holzbalken eingesetzt werden konnte um das Herablassen des Sarkophages in die Grabkammer zu steuern. Der zweite Korridor mündet in eine weitere, knapp acht Meter lange, Treppe. An diese schließt sich der zweite Korridor mit Dimensionen von 13,9m Länge und 2,6m Breite an. Der erste Raum der Grabstätte ist das annähernd quadratische (4,14m x 4,01m) Vestibül. Durch dieses gelangt man in die 8,9m x 6,5m große und 3,9m hohe Grabkammer. Sie ist als einziger Raum der Grabanlage mit Malereien dekoriert. An die Grabkammer schließt sich eine Seitenkammer von 5,4 x4,4 m an.
Mit einer Gesamtlänge von 60,2m und einer Fläche von 212,2m² hat das Königsgrab Ejes eher bescheidene Ausmaße. Hinzu kommt, dass man an der Position des Vestibüls anhand des Aufbaus anderer Königsgräber einen vertieften Brunnenschacht vermuten würde, dieser hier jedoch nicht ausgeführt worden ist. Anstelle der Grabkammer müsste traditionell auf das Vestibül ein Pfeilerraum folgen, statt der Grabkammer. Diese Befunde haben in der Ägyptologie zu der Theorie geführt, dass das Grab Ejes eventuell, auch aufgrund dessen frühen Ablebens, nicht vollständig ausgeführt werden konnte. Andere Forscher betrachten KV 23 als eine Grabstätte, die ursprünglich für einen anderen Pharao, etwa Tutanchamun oder Semenchkare vorgesehen gewesen sein könnte und erst nachträglich für die Bestattung Ejes umfunktioniert wurde.
„[WV23] enthält einen zerbrochenen Sarkophag und ein paar schlechte Freskengemälde von seltsam kurz geratenen Proportionen.“ So das Fazit des Ägyptologen John Gardner Wilkinsons zu den Wandmalereien im Grab Ejes. Wie auch Belzoni beschreibt er diese als wenig kunstvoll und ungewöhnlich proportioniert. Tatsächlich ist das Nachwirken des Amarna-Stils mit seinen unnatürlichen Proportionen in der Dekoration der Grabkammer Ejes noch ersichtlich. Wie im Grab Tutanchamuns gibt es lediglich einen bemalten Raum, der mit wenigen Figuren und Szenen aus dem Amduat eher schlicht dekoriert ist. Für das Auge eines Forschenden, der Grabdarstellungen der Thutmosidischen Ära und der Hochzeit der 19. und 20. Dynastie gewohnt war, konnten die Malereien in der Grabstätte Ejes sicherlich wenig kunstvoll wirken. Dennoch stellen sie ein wichtiges Bindeglied von der Amarna-Periode hin zum Stil der Ramessiden dar. Alle Wände der Grabkammer sind mit Malereien verziert, den Untergrund bildet dabei ein kräftiges gelb. Den unteren Abschluss der Wände definieren rote und gelbe Farbbänder, die durch schwarze Linien getrennt werden. Dargestellt ist der Pharao vor den Göttern und bei der rituellen Jagd, zudem sind Szenen aus dem Unterweltsbuch Amduat abgebildet.
Die Darstellungen Ejes und seiner Frau, sowie die Namenskartuschen des Herrschers sind absichtlich ausgeschlagen worden um das Andenken an diesen Pharao zu tilgen; wann dies stattgefunden hat, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Zusätzlich sind durch natürliche Prozesse weitere Teile der Dekoration an allen Wänden abgebrochen und heute verloren. Das Grab ist seit 1994 für die Öffentlichkeit freigegeben und mit modernen Beleuchtungs- und Luftfiltersystemen ausgestattet worden um seine Malereien und die Bausubstanz zu schützen und zu erhalten.
An der Eingangswand waren ursprünglich zwei Jagdszenen abgebildet, die jedoch leider nicht gänzlich erhalten sind. Die obere Kante der Wand ziert auf voller Länge die Himmelshieroglyphe pt in schwarzer Ausführung. Neben der Eingangstür ist links großformatig Pharao Eje auf einem Papyrusboot stehend dargestellt. In seiner rechten Hand hält er mehrere Lockvögel, mit seiner linken Hand holt er mit einem Wurfholz aus. Rechts von Eje ist ein Papyrusdickicht wiedergegeben, aus dem zwölf Enten auffliegen. Das Aufschrecken der Vögel (zum Zweck der anschließenden Jagd) verursacht der Pharao selbst, welcher in einer Barke steht, die vor dem Dickicht liegt, indem er an einer der Pflanzen zieht. Hinter Eje steht seine Frau Tiji, die Darstellung des Herrscherpaares ist leider fast gänzlich zerstört. Rechts dieser Szene befand sich eine weitere Jagddarstellung die jedoch beinahe vollständig verloren ist. Ursprünglich war der Herrscher in Begleitung Tijis vermutlich bei der Bekämpfung eines Nilpferds mittels einer Harpune dargestellt. Die Darstellungen eines Pharaos bei der Jagd sind einmalig im Grab Ejes, üblicherweise ließen sich nur Privatpersonen in ihren Gräbern so abbilden.
Die Rückwand der Grabkammer ist in zwei Szenarien aufgeteilt. Die obere Kante der Wand ziert erneut auf ganzer Länge die schwarz ausgemalte Hieroglyphe für „Himmel“. Über der Tür zur Nebenkammer befindet sich die Darstellung von vier Gestalten, die vor einem reich gedeckten Tisch sitzen. Es handelt sich um die vier Horussöhne in Menschengestalt, sie sind gekleidet in weiße, enge Mumiengewänder und mit Kronen und Schmuckkragen angetan. Alle halten eine Geißel als Herrschaftssymbol in den Händen. Links sitzen mit der Krone Oberägyptens Duamutef und Khebechsenuef, rechts, den Brüdern zugewandt, Amset und Hapi, die Krone von Unterägypten auf den Häuptern. Aufgrund der Platzierung dieser Darstellung über der Tür zur Nebenkammer, wird jene auch „Kanopenkammer“ genannt, da die Horussöhne Schutzgötter der Kanopen, der Krüge, welche die konservierten Eingeweide des Verstorbenen enthielten, waren.
Die restliche Wand stellt Pharao Eje, dessen Person großflächig oder partiell ausgemeißelt ist, und teils auch dessen Ka vor verschiedenen Gottheiten dar. Von links beginnend tritt Eje vor Hathor, die schützend seine Hand greift und ihm auf die Schulter fasst. Die Göttin ist mit einer roten Sonnenscheibe zwischen einem Kuhgehörn auf dem Haupt abgebildet. Die anschließende Szene zeigt den Herrscher begleitet von seinem Ka (der Personifikation von einem Teil der menschlichen Seele) vor Nut. Die Göttin ist mit geöffneten Handflächen dargestellt, welche das Zeichen für Wasser halten. Demnach ist das „nini“-Ritual dargestellt, das der Begrüßung und Reinigung diente. Der Ka des Königs steht hinter Eje. Er hält in der einen Hand Anch und Feder und in der anderen einen mannshohen Stab. Auf dem Haupt trägt er seine Namenshieroglyphe, die ausgebreiteten Arme. Zwischen diesen befindet sich ein rechteckiges Bildfeld, das den Horusnamen Ejes enthält, darüber sitzt ein Falke mit der Krone Oberägyptens. Interessant ist, dass auf der gesamten Wand weder der Ka Ejes noch dessen Horusname getilgt ist, obwohl alle sonstigen Namen und Darstellungen Ejes ausgeschlagen wurden.
Die anschließende Szene zeigt erneut Eje, gefolgt von seinem Ka vor einer Göttin. Diesmal handelt es sich um Hathor, erkennbar an dem Zeichen für „Westen“, welches sie auf dem Kopf trägt. Mit der rechten Hand umgreift sie die Hand des Königs, während sie ihm mit der anderen Hand das Symbol für Leben, Anch, an die Nase hält. Der König und sein Ka unterscheiden sich in Details wie Schmuck oder Schurz von der Darstellung der Dreiergruppe mit Nut. Die letzte Darstellung zeigt den König, gekleidet in einen aufwändigen Schurz, vor Osiris. Der Gott des Totenreiches sitzt auf einem reich verzierten Thron. Er ist in seiner typischen, weiß umhüllten Mumiengestalt und mit grüner Haut dargestellt. Osiris trägt die gefiederte Atefkrone und hält Krummstab und Geißel als Herrschaftssymbole in den Händen.
Die östliche Schmalwand der Grabkammer gibt die erste Stunde des Unterweltbuches Amduat wieder. Die Wand ist grob in zwei Bereiche unterteilt. Im oberen Abschnitt sind auf der schwarzen Himmelshieroglyphe als Standlinie links fünf Gottheiten dargestellt, die nach Norden gewandt sind. Beischriften weisen sie als Maat, die Herrin der Barke, Horus, den Ka Schus und Nehes aus. Die Götter gehen einer grün-weißen Barke voran in der sich aufgerichtet der Cheper-Käfer, eine Tagesgestalt des Sonnengottes Re, befindet. Seitlich des Käfers knien zwei „Osiris“ genannte Männer, sie haben die Arme zur Anbetung erhoben. Vier vertikale Hieroglyphenzeilen vervollständigen das obere Bildfeld. Der untere Wandbereich ist durch schwarz umrandete weiße Linien in zwölf gleich große Rechtecke unterteilt. In jedem dieser Felder hockt ein Pavian, vor diesem ist sein Name in Hieroglyphen wiedergegeben. Die Affen symbolisieren die erste Nachtstunde, also den Beginn der Nachtfahrt des Re. Aufgrund der Darstellungen an dieser Wand wird das Grab Ejes auch als „Affengrab“ bezeichnet. Die Westwand der Grabkammer Tutanchamuns ist mit einer nahezu identischen Szene bemalt.
Die Darstellungen der westlichen Schmalwand teilen sich auf zwei Register auf. Das untere Register enthält in vertikalen Zeilen Ausschnitte der Kapitel 130 und 144 des Totenbuches, in denen das Dasein und die Gefahren der Unterwelt beschrieben werden. Darüber befindet sich im oberen Register auf der schwarzen Himmelshieroglyphe pt, die hier quasi als Bodenlinie genutzt wird, die Abbildung einer Göttin zwischen zwei Barken. Die linke Barke ist mit zwei Falkenstandarten besetzt, sie stellt das Gefährt dar, welches der Sonnengott Re nutzt um jeden Tag über den Himmel zu fahren. Rechts von der Barke steht in einem weißen Gewand die Göttin Nephthys, mit ihrem typischen Attribut, der Hieroglyphe für „Haus“ auf dem Haupt. Sie ist der zweiten Barke zugewandt, in der sich neun stehende Götter befinden. Von links nach rechts sind dies: Horus, Isis, Osiris, Nut, Geb, Tefnut, Schu, Atum und Re-Harachte. Dieses Schiff ist die Nachtbarke des Re, auch „Barke der Millionen Jahre“ genannt. Wie in allen vier Wänden der Grabkammer befindet sich in der Westwand, auf einer Höhe von etwa einem Meter, die typische Nische für den magischen Ziegel.
Der größte und bedeutendste Fund im Grab Ejes ist dessen Sarkophag aus rotem Granit, der in der Grabkammer entdeckt wurde. Dieser ist aus zwei Teilen, der Sargwanne und dem Deckel, gefertigt. Die Gesamtmaße betragen 2,96m Länge, 1,20m Breite und 1,80m Höhe. Der obere Abschluss der Sarkophagwanne ist mit einer dekorativen Hohlkehle verziert. Bei der Entdeckung des Grabes war die Sargwanne bereits teilweise (vor allem an der vorderen Langseite und im Bereich des Kopfes) zerstört, der zugehörige Deckel wurde erst bei späteren Untersuchungen 1972, beinahe gänzlich unversehrt, aufgefunden. Der Sarkophag Ejes war zunächst längere Zeit im ägyptischen Museum in Kairo ausgestellt, bevor er 1994 wieder an seinem originalen Standort im Grab aufgestellt wurde (heute steht er jedoch anders herum gedreht als ursprünglich).
An den vier Ecken der Sarkophagwanne sind in Hochrelief die vier Göttinnen Isis, Selket, Nephthys und Neith dargestellt, die ihre geflügelten Arme schützend ausbreiten. Auf den Längsseiten der Wanne ist zusätzlich oben mittig je eine geflügelte Sonnenscheibe dargestellt. Sprüche aus dem Totenbuch überziehen zudem Großteile der Sarkophagwanne. Der halbrunde Deckel ist auf den Schmalseiten mit Darstellungen von Sonnenscheiben, an denen sich beidseitig Uräus-Schlangen befinden, verziert. Am Kopfende ist zusätzlich ein Paar Horusaugen dargestellt. Mittig auf dem Sarkophagdeckel ist eine Hieroglyphenzeile eingebracht, die ein Gebet an die Himmelsgöttin Nut wiedergibt. Die Form und Dekoration des Sarkophags von Eje weist deutliche Parallelen zu denen von Tutanchamun und Haremhab auf.
Neben dem Sarkophag wurden lediglich kleinere Funde gemacht, wie Fragmente von Skulpturen, Scherben von Gefäße und Schreibutensilien. Auch hölzerne Überreste von Truhen und Statuen sowie kleine Gold- und Kupferteile wurden entdeckt. Fragmente eines Skelettes, die allerdings nicht Pharao Eje zugeordnet werden konnten, fanden sich in mehreren Teilen der Grabanlage