Menu
  • Tel.: 02241-9 42 42 11
  • Fax.: 02241-9 42 42 99
  • orient@bct-touristik.com
  • Kurze Mitteilung o. Rückruf
  • Katalogbestellung
  • Reiseanmeldung
  • Ancient Hieroglyphs

    Das Grab des Haremhab (KV 57)

    Das Grab Haremhabs, des letzten Königs der 18. Dynastie, liegt im östlichen Bereich des Tals der Könige. Es wurde im Februar 1908 von dem britischen Archäologen Edward R. Ayrton entdeckt, der für den amerikanischen Finanzier Theodore Davis tätig war.

    Haremhab

    Haremhab lebte in einer bewegten Zeit der altägyptischen Geschichte. Er stammt aus der Stadt Hut-nesu in Oberägypten und ist nicht königlicher Abstammung. Unter Amenophis III. oder IV. beginnt seine militärische Karriere, in der er einen schnellen Aufstieg erfährt. Er erlebt die Herrschaft des „Ketzterkönigs“ Echnaton und den damit verbundenen Umbruch der Amarna-Zeit und ist in der Folge während der Regierung Tutanchamuns gemeinsam mit Eje der wichtigste Berater des jungen Pharao und oberster Militär. Nach dem frühen Tod Tutanchamuns und der darauf folgenden kurzen Regentschaft Ejes wird Haremhab 1319 oder 1305 v.Chr. Pharao Ägyptens, das er bis zu seinem Tod 1292 v.Chr. beherrschte. Sein offizieller Eigenname lautet: Horemheb meri en Amun, in Übersetzung „Horus im Fest, geliebt von Amun“. Haremhab führte Feldzüge gegen asiatische Feinde, er ließ Echnatons Sonnentempel abreißen und die Steine als Füllmaterial für zwei Pylone in Karnak verwenden – ein Glücksfall für die Ägyptologie, da auf diese Art wertvolle Darstellungen der Amarna-Zeit erhalten blieben. Unter Haremhab fand Ägypten zu Stabilität und alter Stärke zurück, die letztlich in der Blütezeit der 19. und 20. Dynastie gipfeln sollten. Haremhab hinterließ keinen leiblichen Nachfolger, Ramses I., der unter ihm als General gedient hatte, bestieg nach ihm den Thron.

    Die Architektur des Grabes

    Die Grabanlage Haremhabs ist nord-südlich ausgerichtet, ihre Gesamtlänge beträgt 106,6m, die untersten Räume liegen 29,5m tief. Die Gesamtfläche umfasst 469,7m², aufgeteilt auf mehrere Korridore, Treppen, Pfeilersäle, die Grabkammer und zahlreiche Seitenkammern. Die Architektur des Grabes unterscheidet sich von früheren Gräbern der 18.Dynastie dahingehend, dass es keinen extremen Bruch von 90° in der Achse aufweist, der bis dahin typisch gewesen ist. Stattdessen ist die Achse von KV 57 nach dem zweiten Korridor nur leicht nach Westen hin verschoben, insofern stellt es ein Bindeglied zwischen vorangegangenen Königsgräbern und Grabanlagen der 19. und 20. Dynastie dar, deren Achsen komplett geradlinig verlaufen.

    Die erste, nord-südliche Achse

    Vom Eingang des Grabes führt eine Treppe von 8,3m Länge in einen ersten Korridor, der 13,2m in die Tiefe führt und in einer zweiten Treppe mündet. Diese ist knapp 8m lang und endet im zweiten Korridor, der mit 10,5m Gesamtlänge kürzer als der vorige Korridor ist. Der gesamte Bereich bis hierher ist undekoriert, die Gangbreiten und -höhen betragen zwischen 2,55-2,70m. Auf den zweiten Korridor folgt ein Brunnenschacht von 4,2x3,4m Ausmaß. Räume dieser Art weisen mehr Tiefe als die sonstigen Räume ägyptischer Königsgräber auf und dienten wohl dazu eindringendes Regenwasser aufzufangen sowie Grabräuber abzuschrecken, eventuell sollten sie aber auch das Grab des Osiris symbolisieren. Im Schachtraum finden sich schöne Reliefs, die den Pharao vor den Göttern zeigen.

    Die zweite, leicht westlich verschobene Achse

    Der folgende Zwei-Pfeilersaal misst 6,9x7,5m, an ihn schließen sich eine Treppe, der dritte Korridor sowie eine weitere Treppe an. Letztere führt in das Vestibül, einen Raum von 4,1x5,2m, der vollständig dekoriert ist; abermals ist der Verstorbene mit diversen Göttern dargestellt. Die eigentliche Grabkammer teilt sich in zwei Ebenen auf, einen von sechs Pfeilern gestützten Saal und den tiefer gelegenen Standort des Sarkophags, welcher sich bis heute an seinem originalen Platz befindet. Der Bereich ist mit Szenen des Pfortenbuches dekoriert, die Ausführung ist jedoch unvollendet geblieben. Von der Grabkammer gehen insgesamt sechs Nebenkammern ab. Nördlich hinter der Grabkammer befinden sich drei weitere Nebenkammern.

    Die Dekoration des Grabes

    Obwohl nur wenige Räume der Grabanlage Haremhabs dekoriert sind, gehören diese zu den schönsten des Tals der Könige: Erstmals sind in KV 57 die Dekorationen der Wände nicht nur aufgemalt, sondern in Hochrelief ausgeführt worden. Szenen aus dem Unterweltsbuch „Pfortenbuch“ wurden hier erstmalig verwendet. Charakteristisch ist der rauchblaue Hintergrund bei den Abbildungen, welche den Pharao vor den Göttern zeigen. Das Grab Haremhabs ist von großer Bedeutung für die Forschung, da die Wandmalereien darin teilweise unfertig sind und so die unterschiedlichen Stadien der Fertigung dieser Kunstwerke, von der Vorzeichnung über Korrekturen bis hin zum aufwändigen Relief mit mehrfarbiger Bemalung, nachvollzogen werden konnten.

    Der Schachtraum

    Die Decke des Schachraumes ist mit gelben Sternen auf dunkelblauem Grund verziert Den oberen Abschluss aller Wände bildet ein Cheker-Fries, gefolgt von einem mehrfarbigen Schmuckband, darunter überspannt die Hieroglyphe für p.t = „Himmel“ jede Wand. Die Hieroglyphe ist blau ausgemalt mit einer hellen Sternenreihe im Inneren. Den unteren Abschluss bilden schwarz eingefasste Farbbänder in rot und gelb, gefolgt von einer breiten schwarzen Farbfläche. Der in die Tiefe führende, untere Teil des Raumes ist nicht farbig gestaltet. Die Dekoration des Raumes stellt jeweils den König mit einer oder mehreren Gottheiten dar, Hieroglyphentexte erläutern die Abbildungen.

    Südwand I

    Im Uhrzeigersinn, beginnend davorstehend rechter Hand neben dem Eingang, zeigen die Wandreliefs folgendes: Auf der Frontwand (Südwand) ist Anubis liegend auf einem Schrein abgebildet.

    Westwand

    Die anschließende Westwand besteht aus insgesamt drei Szenen. Der falkenköpfige Harsiese führt Haremhab vor die Göttin Isis. Harsiese trägt die Doppelkrone Ägyptens, er legt seine Hand schützend auf die Schulter des Königs; dieser trägt einen geschmückten weißen Schurz, das Nemeskopftuch (wie auf allen Abbildungen im Grab) sowie den Pharaonenbart. Er ist geschmückt mit einem breiten Halskragen und mehreren Armreifen an den Oberarmen und Handgelenken. Isis trägt eine blaue Perücke und darüber ein Kuhgehörn mit roter Sonnenscheibe. Die Göttin ist in ein türkisfarbenes Kleid gehüllt. Beide Gottheiten halten ein Was-Szepter und ein Anch-Zeichen in den Händen. Zugleich halten sie die Hände Haremhabs. Folgend ist der Pharao vor Hathor dargestellt, welcher er zwei Weingefäße darbietet. Der Schurz Haremhabs ist in dieser Szene weniger aufwändig und ockerfarben gestaltet. Hathor ist in ein weißes Kleid gehüllt, auf ihrem Kopf trägt sie das Schriftzeichen für „Westen“ (sie tritt demnach hier als „Herrin des Westens“, des Totenreiches, auf). Die gesamte Szene weist Beschädigungen auf. Die folgende Abbildung zeigt Haremhab vor Osiris. Der Schurz des Königs ist derselbe wie in der ersten Szene der Westwand, die Arme des Herrschers sind nach unten gesenkt. Osiris ist in typischer Haltung mit überkreuzten Armen in ein weißes Gewand gekleidet und mit grüner Haut dargestellt. Er trägt die Atefkrone und hält Krummstab und Geißel in den Händen.

    Nordwand

    Die Darstellungen der linken, nördlichen Rückwand, links seitlich des Durchgangs zum Zwei-Pfeilersaal, sind beinahe völlig zerstört, eventuell war dort Haremhab vor einer Göttertriade abgebildet. Auch auf der anderen Seite der Tür fehlt heute die Darstellung des Pharao (lediglich ein Teil seines Fußes ist noch erkennbar), erhalten dagegen ist die Abbildung einer Göttertriade. Vorn sitzt Osiris auf einem reich verzierten Thron, auf dem das Symbol der Vereinigung abgebildet ist. Der Gott ist erneut mit Atefkrrone abgebildet und hält Geißel und Krummstab als Herrscherinsignien in den Händen. Hinter ihm steht der schakalköpfige Anubis, er legt seine rechte Hand auf die Schulter von Osiris. Er trägt ein türkisfarbenes, ärmelloses Oberteil und einen knielangen, weiß-gelben Schurz. Auf Anubis folgt, ebenfalls stehend, Harsiese, der falkenköpfige Sohn der Isis. Er ist in ein türkises, gegürtetes Gewand gekleidet und trägt die Doppelkrone. Alle drei Götter tragen wertvolle Schmuckkragen, Anubis und Harsiese sind darüber hinaus mit Armreifen geschmückt.

    Ostwand

    Die Szenen der Längswand an der Ostseite des Schachtraums sind eine lose gehaltene Spiegelung der Westwand gegenüber, der Pharao trifft auf dieselben Gottheiten. Details variieren jedoch: In der Szene, wo Harsiese Haremhab vor Isis führt, ist die Göttin mit einem anderen Kleid dargestellt, auch trägt sie nun statt eines Kuhgehörns ihre Namenshieroglyphe auf dem Kopf, zuletzt ist auch die Farbe der Perücke auf dieser Abbildung heller. Ähnliches fällt in der Abbildung auf, welche den König vor Hathor zeigt, der er Wein opfert. Der Kopfschmuck der Göttin ist nunmehr keine Hieroglyphe, sondern das typischere Kuhgehörn mit Sonnenscheibe, zudem trägt Hathor hier eine gestreifte Perücke. Die dritte Szene, welche Haremhab vor Osiris darstellt, ist bis auf minimale Unterschiede im Schmuck des Pharao identisch zur Abbildung auf der Westwand.

    Südwand II

    Auf der Wand neben dem Eingang links ist Haremhab zwischen Hathor und Horus abgebildet. Die Götter umfassen mit einer Hand je ein Handgelenk des Königs, die andere Hand der Götter ruht segnend auf den Schultern des Herrschers. Hathor trägt ein langes, türkises Kleid, eine blaue Perücke und das Zeichen für Westen auf ihrem Haupt. Horus ist in ein knielanges, ebenfalls türkises Gewand gehüllt, er trägt die weiß-rote Doppelkrone von Ober- und Unterägypten.


    Das Vestibül

    Der Vorraum zur Sargkammer weist Reliefdarstellungen auf, die denen am Brunnenschacht ähneln. Identisch sind der Sternenhimmel an der Decke sowie der obere Abschluss der Wände mit Cheker-Fries und Himmelshieroglyphe; auch die unteren Wandbereiche sind parallel mit horizontalen, farbigen Bändern gestaltet. Der charakteristische, rauchblaue Hintergrund wird fortgeführt, ebenso ist das Thema der Darstellungen identisch: Haremhab wird mit diversen Göttern abgebildet. Interessant ist der Wechsel des Titels, den Haremhab trägt: Er wechselt von dem weltlichen, bereits zu Lebzeiten verwendeten Titel „Herr der beiden Länder“ im Schachtraum zu „Osiris-König, Sohn des Re“ im Vestibül, dieser Wechsel rückt den König, hier tiefer im Grab, näher zur jenseitigen Existenz und verdeutlicht den Fortschritt auf seiner Reise durch die Unterwelt.

    Südwand I

    Auf der Eingangswand, davorstehend rechts, ist Haremhab mit Hathor dargestellt, die ihn umarmt. Der König trägt einen schlichten weißen Schurz, die Göttin ein knöchellanges Kleid, die Hieroglyphe für Westen befindet sich auf ihrem Haupt.

    Westwand

    Haremhab tritt vor Anubis. Der Herrscher ist in einen reich verzierten Schurz gekleidet, während der Gott der Bestattung lediglich einen schlichten, weiß-gelben Schurz trägt, zudem hält er Anch-Symbol und Was-Szepter in den Händen. In der folgenden Szene opfert Haremhab Isis Wein. Die Göttin trägt ein langes rotes Kleid und hält dieselben Symbole in ihren Händen wie Anubis zuvor. Auf dem Kopf trägt sie ein Kuhgehörn mit Sonnenscheibe. Der Pharao ist in einen gelben, knielangen Schurz gekleidet. Als nächstem Gott macht Haremhab Horus seine Aufwartung. Dieser ist mit der Doppelkrone gekrönt, hält Anch-Zeichen und Was-Szepter und trägt ein türkises, ärmelloses Oberteil zu einem weiß-gelbem Schurz. Der Pharao ist erneut in seinen aufwändig verzierten Schurz gekleidet. Zwei weitere Darstellungen Haremhabs vor je einer Gottheit vollenden das Bildprogramm der Westwand: Der Pharao tritt mit einem Weinopfer vor die rot gewandete Hathor, welche das Zeichen für Westen auf dem Kopf trägt. Folgend ist Osiris in seiner typischen, grünhäutigen Gestalt mit dem König dargestellt.

    Nordwand

    Die davorstehend linke Rückwand des Vestibüls führt einen bisher noch nicht präsenten Gott ein. Es handelt sich um den memphitischen Schöpfergott Ptah. Dieser steht, in ein weißes, enges Gewand gehüllt, mumiengestaltig vor einem mannshohen Djed-Pfeiler, dem Osiris zugeordneten Symbol für Dauer und Beständigkeit. Ptahs Hautfarbe ist grün, er trägt die für ihn typische blaue Kappe und einen Götterbart. In den ausgestreckten Händen hält er ein Was-Djed-Szepter. Haremhab steht dem Gott gegenüber und bietet diesem eine Opfergabe an. Die Darstellung des Königs ist bis zum Oberkörper leider stark zerstört. Auf der anderen Seite des Durchgangs ist Haremhab mit Nefertem, dem Sohn Ptahs, dargestellt. Der Gott trägt sein Attribut, die geöffnete Lotusblüte, auf dem Haupt. Parallel zur Darstellung auf der anderen Türseite steht Nefertem vor einem mannshohem Symbol, diesmal ist es der Isisknoten (auch Tit-Amulett oder Isisblut genannt), der das Pendant zum Djed-Pfeiler bildet.

    Durchgang zur Sargkammer

    Die Innenseiten des Durchgangs zur Sargkammer sind ebenfalls mit Reliefdekor versehen. Großformatig ist jeweils Maat, Göttin der Wahrheit und Weltordnung, dargestellt. Sie blickt in das Vestibül hinein und trägt ihr Attribut, eine Feder, als Kopfschmuck. Die Göttin ist in ein knöchellanges rotes Gewand gehüllt und trägt eine blaue Perücke (wobei deren Blauton sich von den beiden Innenseiten des Durchgangs unterscheidet).

    Ostwand

    Wie bereits im Schachtraum sind die Szenen der Ostwand eine grobe Spiegelung von denen der Westwand. Der Pharao wird also vor Anubis, Isis, Horus, Hathor und Osiris dargestellt. Einige Unterschiede existieren trotzdem: Statt Isis bietet Haremhab hier Anubis und Horus Wein an. Auch der Kopfschmuck, die Perücken und Kleider der Göttinnen variieren.

    Südwand II

    Der davorstehend linke Teil der Wand seitlich des Eingangs ist mit der Darstellung einer Dreiergruppe, bestehend aus Hathor, Haremhab und Horus, geschmückt. Diese Szene erinnert stark an die beinahe Identische an der Frontwand des Schachtraums. Hathor trägt das Zeichen für Westen auf ihrem Haupt, während Horus mit der Doppelkrone gekrönt ist. Beide Götter legen je eine Hand auf die Schultern Haremhabs. Dieser ist Hathor zugewandt, er trägt einen schlichten weißen Schurz und das obligatorische Nemes-Kopftuch.


    Die Sargkammer

    Die Bestattungskammer unterteilt sich in zwei Ebenen, die durch Treppen miteinander verbunden sind, den Bereich mit sechs Pfeilern und die tiefer gelegene Sarkophag-Ebene. Die Dekoration in diesen Bereichen unterscheidet sich erheblich von den Reliefs im Schachtraum und im Vestibül. Ein Großteil der Dekoration besteht nur in Form von schwarz-roten Vorzeichnungen, manche Wände sind gänzlich unverziert, ebenso wie die Decke. Wenige Bereiche sind farbig gestaltet, aber nie über einzelne Bildregister hinaus. Nur an vereinzelten Stellen ist damit begonnen worden, ein Relief herauszuarbeiten. Warum die Arbeiten trotz der langen Regierungszeit Haremhabs unvollendet blieben, ist unklar. Üblich war es, direkt bei Herrschaftsantritt mit dem Bau des Königsgrabes zu beginnen, die Bauarbeiter und Künstler hätten daher eigentlich über ausreichend Zeit verfügen müssen. Die unvollständige Ausschmückung des Grabes ist für Ägyptologen jedoch ein Glücksfall, da anhand dieser die einzelnen Fertigungsschritte bei der Erstellung des Grabdekors sehr gut nachvollzogen werden können.

    Die 6-Pfeiler-Ebene

    Die Malereien in der gesamten Begräbniskammer entstammen allesamt dem Pfortenbuch, einem Unterweltsbuch, das die Nachtfahrt des Sonnengottes Ra durch die Unterwelt beschreibt. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Toren/Pforten, die von mächtigen, gefährlichen Wesen bewacht wurden. Das Buch gliedert sich in zwölf Stunden auf, im Grab Haremhabs sind die Stunden 2 bis 6 dargestellt. Darstellungen aus dem Pfortenbuch tauchen hier erstmals in einem Königsgrab auf, zuvor wurden dort Szenen des Unterweltbuches Amduat abgebildet.

    Südwestwand

    Auf der Eingangswand davorstehend rechts sowie über die angrenzende Längswand bis hin zur ersten Seitenkammer Ja (Benennung nach theban mapping project) befindet sich die einzige farbige Abbildung der Begräbniskammer. Es handelt sich um die zweite Stunde des Pfortenbuches. Von den drei bereits eingezeichneten Registern ist das oberste nie ausgeführt worden, das zweite nur zur Hälfte, das unterste dritte ist vollständig. Links ist über die gesamte Höhe der drei Register das Tor der zweiten Stunde mit seinem Wächter, einer Schlange, dargestellt. Im zweiten Register ist links die Barke des Sonnengottes Ra, gezogen von vier Unterweltswesen in Menschengestalt, abgebildet. Dem gegenüber stehen sieben Gottheiten. Das untere Register zeigt den Gott Atum, stehend vor vier liegenden Gestalten, darauf folgt ein Zug von 20 Gefesselten, es handelt sich laut der Beischrift um Verstorbene, die von Ra verurteilt wurden. Die Farbigkeit der Szene gestaltet sich wie folgt: Der Hintergrund ist blaugrau gehalten, die Schriftzeichen schwarz, die Hautfarbe der Menschen ist typisch braun, sie tragen weiße Schurze. Die Schlange ist grünlich gehalten, die sie umgebenden Schriftbänder weiß mit schwarzen Hieroglyphen. Die Farbe wurde direkt auf die geglättete Wand aufgetragen, ohne zuvor ein Relief herauszuarbeiten.

    Westwand

    Auf die westliche Längswand ist die vierte Stunde des Pfortenbuches aufgemalt. Beinahe alles ist dabei lediglich als Vorzeichnung in schwarz mit Korrekturen in rot und schwarz ausgeführt, wenige Bereiche sind bereits mit schwarzer und weißer Farbe ausgefüllt. Ein Cheker-Fries (wie er auch im Schachtraum und im Vestibül vorhanden ist) ziert die obere Wandkante. Die Darstellung ist in drei horizontale Register unterteilt. Ganz links ist erneut das großformatige Tor mit Schlangenwächter abgebildet.

    Das obere Register zeigt zwölf menschengestaltige Götter, darauf folgend zwei Seen in Form von Rechtecken, auf denen zwölf schakalköpfige Gottheiten und zehn Uräusschlangen stehen. Das mittlere Register zeigt erneut die Barke des Ra sowie davor neun liegende Mumien in einem Schrein, die auf ihre Erweckung warten. Das Register schließt mit der Darstellung von zwei dreiecksförmigen Podesten, auf denen, sich zugewandt, je sechs Frauen, Personifizierungen der Unterweltsstunden stehen, in der Lücke zwischen den Podesten befindet sich eine Schlange. Das untere Register bildet zentral Osiris in einem Schrein ab, der Gott steht auf einer Schlange, auf den Schrein hin bewegen sich beidseitig mehrere Götter. Ganz links ist zusätzlich Horus dargestellt, während rechts vier kuppelförmige Öfen (zum Vollzug von Bestrafungen der Feinde des Osiris) gezeichnet sind, vor denen je eine Gestalt steht, ein Aufseher ist ganz rechts dargestellt.

    Ostwand

    Die dritte Stunde des Pfortenbuches ist auf der Ostwand des 6-Pfeiler-Bereichs dargestellt. Die Darstellung ist überwiegend lediglich als Vorzeichnung mit Korrekturen ausgeführt, wenige Bildfelder sind zudem schwarz ausgemalt. Das obligatorische Tor mit dem Wächter in Schlangengestalt ist ganz rechts ausgeführt. Das obere Register zeigt zwölf Gottheiten in kuppelförmigen Schreinen, davor zwölf weitere, hockende Götter, auf einem stilisierten See. Das mittlere Register bildet die Barke des Ra ab, das Seil, mit dem diese gezogen wird, verläuft jedoch diesmal nicht nur durch die Hände, der üblichen vier Gottheiten, sondern darüber hinaus auf den Schultern von acht Mumien weiter zu vier Ziehenden. Diese Form der Barke wird als „Barke der Erde“ bezeichnet. Links schließt das mittlere Register mit der Darstellung von vier der Barke zugewandten Mumien ab. Das untere Register stellt rechts den Gott Atum vor der Apohis-Schlange dar, neun menschengestaltige Götter stehen ihm gegenüber. Darauf folgt erneut die Darstellung Atums vor neun Göttern, welche diesmal mit Was-Szeptern und Anch-Zeichen ausgestattet sind.

    Die Sarkophag-Ebene

    Der Bereich für den Sarkophag Haremhabs liegt etwa einen Meter tiefer als die vorgelagerte 6-Pfeiler-Halle und ist über zwei kurze Treppen erreichbar. An den Wänden der Ost-und Westseite befinden sich oben jeweils zwei Nischen für die typischen magischen Ziegel. Die Dekoration (soweit vorhanden) führt die der Pfeilerhalle fort: Deren Wände sind mit den Pfortenbuch-Stunden 2, 3 und 4 bemalt, auf der Sarkophagebene werden die Stunden 5 und 6 dargestellt.

    Westwand

    Lediglich das oberste Register und Teile der Pforte samt Wächter der fünften Stunde des Pfortenbuches sind in Vorzeichnung ausgeführt. Das oberste Register zeigt von links nach rechts 12 schreitende Göttergestalten, davor sind weitere sieben menschengestaltige Gottheiten abgebildet, die ein in Schlingen gelegtes Seil halten.

    Nord- und Ostwand

    An dieser Stelle in der Sarkophagkammer ist die sechste Stunde des Pfortenbuches abgebildet, aufgeteilt in eine große Szene, welche die gesamte Höhe der Wand einnimmt, sowie in das typische Schema mit 3 übereinander angeordneten Registern. Die Register sind größtenteils undekoriert geblieben. Das oberste Register zeigt eine Mumie, die von zwei Menschen, welche ein Seil halten, aufrecht gehalten wird. Darunter sind links zwei Götter abgebildet, rechts die Barke des Ra, der Teil dazwischen ist nie fertig gestellt worden. Das untere Register bildet zwei Mumien mit einem runden Brunnen dazwischen ab. Die wandhohe Szene der Nordwand stellt das Totengericht des Osiris dar. Der Gott der Unterwelt ist thronend, mit Herrscherinsignien versehen, links abgebildet, vor ihm steht eine Waage, deren Standfuß eine Mumie bildet. Auf den Treppen, die zu Osiris Thron führen, stehen neun Gottheiten. In der oberen rechten Ecke ist Anubis abgebildet, sowie eine Barke mit Affen und einem Schwein. An der Decke der Szenerie sind vier, auf dem Kopf stehende, Antilopenhäupter dargestellt.

    Die Osiriskammer

    Ein weiteres, ungewöhnliches Wandbild ist in Seitenkammer Jb (nach theban mapping project) aufgemalt worden. Dies verwundert zum Einen, da alle anderen Seitenkammern undekoriert geblieben sind und das bunte Bildnis zudem auf die noch raue, nicht fein geglättete Westwand der gerade einmal 10m² kleinen Kammer aufgetragen wurde. In einem rechteckigen Bildfeld ist stehend der Gott Osiris in seiner typischen Erscheinung mit weißer Gewandung, Atefkrone, Krummstab und Geißel dargestellt. Der Gott steht vor einem Djed-Pfeiler, der ihm bis zur Schulter reicht.

    Die Grabausstattung

    Wie beinahe alle ägyptischen Königsgräber wurde auch die letzte Ruhestätte Haremhabs bereits in der Antike geplündert. Einige Gegenstände konnten Ägyptologen dennoch aus dem Schutt, der etliche Bereiche des Grabes ausfüllte, bergen. Das Prunkstück der Grabausstattung bildet zweifelsohne der noch heute in situ befindliche Granitsarkophag. Des Weiteren wurden Holzfragmente der Sarkophage entdeckt sowie Teile einer Alabasterkanope. Dazu kamen Funde von hölzernen Götterstatuen, Holzbetten in Miniaturgröße, Tierstatuetten aus Holz, Abbilder des Gottes Anubis, Überreste von magischen Ziegeln, Modellbooten, Ritualbetten und Fragmente von Alabastergefäßen. Ein Teil der Funde befindet sich heute im British Museum.

    Der Sarkophag

    Der Sarkophag Haremhabs steht auf einem Kalksteinsockel, er ist aus rötlich-braunem Rosengranit gefertigt und besteht aus der reich verzierten Sarkophagwanne sowie dem Deckel. Erstere ist 2,72m lang, 1,15m breit und 1,22m hoch. Den oberen Abschluss bildet eine dekorative Hohlkehle, darunter verläuft auf jeder Seite ein horizontales Hieroglyphenband. Weitere vertikale Spruchbänder bedecken den gesamten Sarkophag, wo immer er nicht figürlich verziert ist. Der Sarkophagdeckel ist lediglich schlicht mit Streifen und Text dekoriert, er weist eine dachartige Giebelform auf mit geraden, nach oben ragenden Abschlüssen an den Enden. Er wurde bereits in der Antike repariert, da er Sprünge aufwies. Bei der Entdeckung des Grabes lag der Deckel auf dem Boden neben der Sargwanne. Die Mumie samt Beigaben wurde geraubt, im Sarg fanden sich mehrere Knochenfragmente, die nicht Haremhab zugeordnet werden können. Die Gestaltung des Sarkophags ähnelt denen der Vorgänger Tutanchamun und Eje.

    Die Dekoration der Sarkophagwanne

    An den vier Ecken der Wanne breiten die in Hochrelief gemeißelten Göttinnen Isis, Nephthys, Neith und Selket schützend ihre Schwingen aus. Die Schmalseiten zeigen die überkreuzten Federschwingen von jeweils zwei Göttinnen. Auf den Langseiten ist jeweils mittig Anubis eingemeißelt, flankiert von je zwei Horussöhnen, den Schutzgöttern der Eingeweide. Die Schwingen der Schutzgöttinnen verdecken die Söhne des Horus teilweise. Auf der den sechs Pfeilern zugewandten Längsseite der Sarakophagwanne wird Anubis von dem schakalköpfigen Duamutef und dem menschengestaltigen Amset eingerahmt Auf der gegenüberliegenden Seite ist Anubis zwischen dem pavianköpfigen Hapi und dem falkenköpfigen Kebechsenuef abgebildet.

    BCT-Logo der Ägypten Studienreisen
    Andere Länder Bildrechte
    Close
    Close
    Close