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Tutanchamun – ein Pharao, dessen Name genügt, um vor dem inneren Auge die goldene Pracht und reiche Fülle des Alten Ägypten wieder auferstehen zu lassen. Das dem so ist, verdankt die Welt besonders zwei Männern: Der Brite Howard Carter gelangte durch seine Begabung im Zeichnen und Dokumentieren antiker Objekte über das British Museum in London schließlich zur Arbeit in Ägypten. Hier war er unter anderem in Amarna bei der Dokumentation des Grabes von Echnaton tätig, im Totentempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari und im Tal der Könige. Während dieser Zeit erlernte er die Grundlagen der Ägyptologie und brachte sich autodidaktisch das Lesen der Hieroglyphenschrift bei. Eine universitäre Ausbildung oder eine institutionelle Schulbildung hatte Carter nicht, schon in frühen Jahren wurde er daheim unterrichtet. Von 1899 an war Howard Carter einige Jahre in der leitenden Position des Direktors der ägyptischen Altertümerverwaltung tätig. Der zweite Mann, der britische Adlige Lord Carnarvon, war ursprünglich aufgrund eines Autounfalls und seiner in Folge dessen angeschlagenen Gesundheit zu häufigen Kuraufenthalten nach Ägypten gekommen. Dort entwickelte er Interesse an der Ägyptologie und finanzierte Ausgrabungen.
Von 1907 an arbeitete Howard Carter für Lord Carnarvon. Die gemeinsame Arbeit im Tal der Könige begann 1914; dieses galt zu diesem Zeitpunkt bereits als umfassend erforschtes, kaum noch lohnendes Grabungsgebiet. Unterbrochen vom ersten Weltkrieg, erbrachten die Kampagnen bis zum Sommer 1922 tatsächlich nur sehr bescheidene Resultate. Carnarvon wollte die kostspieligen Grabungen daraufhin einstellen, ließ sich jedoch von Carter zur Finanzierung einer letzten Kampagne überreden. Am 4. November 1922 stießen Arbeiter auf Stufen; unter Beisein des eilends angereisten Lord Carnarvon wurden diese noch im selben Monat freigelegt: Das Grabungsteam stand vor einer Mauer aus Putz, versehen mit Siegeln der antiken Gräberverwaltung und dem Namen Tutanchamuns. Nach akribischer Dokumentation und Abbau der Barriere konnte Carter am 26. November einen ersten Blick in die Vorkammer und auf die einzigartige, überreiche Grabausstattung werfen, ein Tag, den er selbst als „the day of days, the most wonderful that I have ever lived through…“ [„den Tag aller Tage, den wundervollsten, den ich je durchlebt habe…“] bezeichnete. Die bis heute einzigartige Entdeckung eines Pharaonengrabes mit nahezu unberührter Ausstattung (Hinweise legen nahe, dass sich noch in altägyptischer Zeit Grabräuber Zutritt verschaffen konnten, die jedoch keine übergroßen Schäden hinterließen) war ein Sensationsfund.
Das Grab des Tutanchamun (KV 62, von Kings Valley = Tal der Könige) wurde als die archäologische Entdeckung des Jahrhunderts gefeiert und löste eine regelrechte Ägyptomanie sowie ein nie gekanntes Interesse der Weltöffentlichkeit aus. Die vollständige Dokumentation, die Bergung und der Abtransport der insgesamt beinahe 5.400 Objekte sollten 10 Jahre in Anspruch nehmen, geleitet von Howard Carter persönlich. Nur wenige Monate nach der Entdeckung des Grabes starb Lord Carnarvon an den Folgen eines Moskitostichs. Sein Ableben wurde von der Presse zum „Fluch des Pharao“ aufgebauscht, der sich für die Störung seiner Grabruhe rächen wolle. Howard Carter verstarb 1939 in England, sein Grabstein trägt unter anderem die Inschrift: „Ägyptologe, Entdecker des Grabes von Tutanchamun, 1922.“
Das kurze Leben und die Regentschaft Tutanchamuns fallen in eine sehr bewegte Zeit der ägyptischen Geschichte. Im Laufe der 18. Dynastie erlebte das Land, vor allem unter Pharao Amenophis III. eine reiche Blütezeit. Dessen Sohn, Amenophis IV. („Amun ist zufrieden“) wandte sich von den traditionell seit Jahrhunderten verehrten Göttern ab und propagierte die Gottheit Aton, die Sonnenscheibe, als Hauptgott, dessen oberster Priester der Pharao selbst war. Radikaler konnte der Einschnitt kaum sein: Der Pharao ändert seinen Namen in Echnaton, was mit „der Aton dient“ übersetzt werden kann, und lässt eine neue Hauptstadt, Achet-Aton, im Gebiet des heutigen Amarna errichten.
Auch die Kunst beschreitet bisher unbekannte Wege: Statt als ideale, jugendlich kraftvolle Menschen werden der König und seine Familie, eingeschlossen seine Hauptfrau Nofretete, mit langgezogenen Gesichtern, extrem mandelförmigen Augen, hängende Bäuchen und wulstigen Lippen dargestellt. Echnatons Regierung sollte keine zwei Jahrzehnte andauern, die politische Situation nach seinem Tod ist sehr undurchsichtig und nicht eindeutig zu klären. Wenige Jahre regieren ein oder zwei Pharaonen, vermutlich bereits als Mitregent/en Echnatons oder auch nach seinem Tod. Einer von diesen war wohl Semenchkare, aber auch eine Regentschaft Nofretetes wird diskutiert.
Die unklare Abstammung Tutanchamuns wurde 2010 durch DNA-Untersuchungen näher beleuchtet. Insgesamt 16 Mumien wurden auf Ihre Verwandtschaftsverhältnisse hin untersucht. Die Ergebnisse belegen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, dass Amenophis III. Vater der Mumie aus Grab KV 55 ist, diese wiederum ist der Vater Tutanchamuns. Besagte Mumie wird mehrheitlich als Echnaton identifiziert, jedoch kann auch Semenchkare nicht komplett ausgeschlossen werden. Eine weibliche Mumie, entdeckt in KV 35, die sogenannte „Younger Lady“ ist höchstwahrscheinlich die Mutter Tutanchamuns und zugleich die Schwester der Mumie aus KV 55. Tutanchaton (so der Geburtsname Tutanchamuns) wird heutzutage daher mehrheitlich als Sohn Echnatons mit einer seiner Frauen angesehen. Die bekannten Königsgemahlinnen Nofretete und Kija scheiden dabei als Mütter aus, da sie nachweislich keine Schwestern Echnatons waren.
Problematisch für die Erforschung des Lebens Tutanchamuns und der kompletten Amarna- Zeit ist, dass die nachfolgenden Pharaonen, beginnend mit Haremhab, bemüht waren das Andenken an diese Epoche und Ihre Pharaonen zu tilgen; sie usurpierten Denkmäler und Statuen, entfernten Königsnamen oder übergingen diese in Herrscherlisten einfach. Daher ist heute nur Weniges sicher dokumentiert und den Herrschern der Amarna-Zeit zweifelsfrei zuzuordnen.
Gesichert ist, dass Tutanchaton mit acht oder neun Jahren den Thron besteigt, seine Regierungszeit kann auf die Jahre 1332/3-1323 v.Chr. eingegrenzt werden. Er ist damit der 18. Dynastie zuzuordnen, die zur Zeit des Neuen Reiches Ägypten regierte. Seine Gemahlin ist Anchesenpaaton, Tochter Echnatons und Nofretetes und damit Halbschwester Tutanchamuns – ein nicht unübliches Verwandtschaftsverhältnis in der Heiratspraxis der Pharaonen. Mit seinem Beraterstab, prominent hier die Person Eje (Titulatur: „Gottvater“) führt der junge Regent schnell Maßnahmen durch, die eine Rückkehr zur Ordnung vor Echnaton darstellen. Er ändert seinen Namen in Tutanchamun („lebendes Abbild des Amun“) und auch seine Gemahlin führt nun wieder den Reichsgott Amun im Namen und nennt sich fortan Anchesenamun. Amarna wird aufgegeben und die alten Regierungs- und Kultzentren Memphis und Theben mit neuem Leben erfüllt.
Der Kult der alten Götter in ihren teils zerstörten und oder vernachlässigten Tempeln wurde wieder wie vor der Zäsur durch Echnaton praktiziert, die Priesterschaft nahm erneut eine wichtige Rolle ein. Sein Programm zum religiösen Wiederaufbau und den Verfall der Tempel unter seinem Vorgänger beschreibt Tutanchamun ausführlich in der sogenannten „Restaurationsstele“, die in Karnak gefunden wurde. Tutanchamun stößt landesweit mehrere Bauprojekte an, beziehungsweise führt Begonnenes fort. Zeugnisse der Restauration und Bautätigkeit Tutanchamuns finden sich vor allem in den Tempeln von Luxor und Karnak. Viele Gebäude und Statuen wurden jedoch unter den nachfolgenden Pharaonen usurpiert oder abgebaut und die Steinblöcke anderweitig genutzt.
Über kriegerische Auseinandersetzungen zur Herrschaftszeit Tutanchamuns ist wenig bekannt: Zwar gibt es vereinzelt bildliche Darstellungen des Pharaos bei kriegerischen Handlungen, doch gehörten diese zum Bildprogramm jedes ägyptischen Herrschers. Es ist wahrscheinlich, dass unter dem obersten Befehlshaber des Heeres, Haremhab, kleinere Feldzüge gegen Nubien und Kadesch stattfanden.
Tutanchamun verstirbt in seinem zehnten Regierungsjahr im Alter von 18-20 Jahren. Die Todesursache ist umstritten, neueste Untersuchungen an der Mumie belegen eine Knochenkrankheit sowie einen deformierten Fuß des Königs. Dies wird durch den Fund zahlreicher Gehstöcke im Grab und Abbildungen Tutanchamuns, gestützt auf einen Stock und auffällig häufig sitzend, bestärkt. Als alleinige Todesursache des Pharao kommt diese Krankheit jedoch nicht in Frage. Andere Ursachen könnten eine mögliche Malaria-Infektion, die Sichelzellkrankheit, ein Beinbruch oder ein Zusammenwirken all dieser Beschwerden gewesen sein. Eventuell besaß Tutanchamun auch aufgrund seiner Zeugung durch leibliche Geschwister von Geburt an eine geschwächte Konstitution. Mord als Todesursache, eine früher verbreitete Theorie, kann aufgrund der Erkenntnisse aus den aktuellen medizinischen Untersuchungen mittlerweile ausgeschlossen werden. Als er stirbt, hinterlässt Tutanchamun keinen leiblichen Nachfolger; in seinem Grab wurden zwei mumifizierte Föten gefunden, vermutlich handelt es sich um Kinder des Herrschers. Der hohe Beamte Eje steigt zum Pharao Ägyptens auf.
Das Grab des Tutanchamun liegt im östlichen Teil des Tals der Könige. Es ist von vergleichsweise bescheidenen Ausmaßen mit lediglich 110m² Größe und vier Räumen. Theorien zufolge ist es möglich, dass, bedingt durch den frühen Tod des Pharaos mit nicht einmal 20 Jahren, ein Privatgrab hastig zur Begräbnisstätte umfunktioniert werden musste. Dies könnte die geringe Größe und eher ungewöhnliche Anzahl und Anordnung der Kammern erklären. 16 Stufen führen zu einem absteigenden, 7,70m langen Korridor, der in die Vorkammer mündet. Von dort aus geht eine kleine Seitenkammer, nach Carter der „Anbau“, ab. Am Ende des Korridors liegt die Begräbniskammer, in der sich bis heute die Mumie Tutanchamuns befindet. An die Begräbniskammer ist eine weitere Seitenkammer angeschlossen, die aufgrund der reichen Funde dort, als „Schatzkammer“ bezeichnet wird. Ausschließlich die Grabkammer ist mit Malereien verziert.
Im Grab des Tutanchamun finden sich ausschließlich in der Begräbniskammer Malereien. Alle vier Wände sind dekoriert, allerdings nicht in voller Höhe, der untere Wandbereich ist schlicht weiß gehalten und auch die Decke ist, anders als in Königsgräbern üblich, nicht bemalt. Die Dekoration ist auf gelbem Untergrund aufgetragen, alle Szenen werden nach oben hin von der Hieroglyphe für Himmel (pet) abgeschlossen. Der Stil der Malereien ist eher schlicht und wenig aufwändig, er weist noch Anklänge an die Amarna-Zeit auf.
Diese Wand zeigt den Begräbniszug Tutanchamuns. Die Mumie des Pharaos ist auf einem Löwenbett, unter einem reich verzieren Baldachin, aufgebahrt. Das Ganze ruht auf einer rituellen Barke, unterlegt von einem kufenförmigen Schlitten, der zum Transport diente. Die Göttinnen Isis und Nephthys sind als kleine Figuren an Bug und Heck der Barke dargestellt. Zwölf weiß gewandete Personen ziehen den Begräbnisschlitten, als Zeichen der Trauer tragen sie weiße Stirnbänder. Die Darstellung des Begräbniszuges eines Pharao ist einzigartig im Grab des Tutanchamun und findet sich in keinem anderen Königsgrab.
Die Nordwand der Grabkammer zeigt drei Szenen. Ganz rechts ist das Ritual der Mundöffnung dargestellt. Pharao Eje, der Nachfolger Tutanchamuns wird als Priester mit Leopardenfell und blauer Königskrone dargestellt. Tutanchamun, als Verstorbener in Osiris- Gestalt, steht ihm gegenüber. Zwischen den Pharaonen steht ein Tisch, auf dem die für das Ritual notwendigen Gegenstände platziert sind. Das Mundöffnungsritual diente dazu, die Sinne des Toten wiederzubeleben, es ist bereits seit dem Alten Reich bekannt. Die Darstellung des Rituals, wie es vom Nachfolger am verstorbenen König vollzogen wird, ist ausschließlich im Grab Tutanchamuns zu finden.
Anschließend wird Tutanchamun, ausgestattet mit Stab und Keule, dargestellt, der von der Himmelsgöttin Nut willkommen geheißen wird. Auf ihren ausgestreckten Händen ist die Hieroglyphe für Wasser abgebildet.
Die letzte Szene zeigt Tutanchamun, begleitet von seinem Ka vor dem Totengott Osiris. In der ägyptischen Vorstellung bestand die menschliche Seele aus den Aspekten Ka, Ba und Ach. Der Ka steht unter anderem für die Lebenskraft und schützt den Verstorbenen im Jenseits. Durch die Hieroglyphe Ka (die ausgebreiteten, erhobenen Hände) auf dem Kopf ist die dargestellte Person deutlich gekennzeichnet. Tutanchamun selbst trägt das Nemes Kopftuch mit Uräusschlange. Der Totengott Osiris, in seiner typischen Mumienform dargestellt, umarmt den Pharao und heißt ihn in der Unterwelt willkommen.
Auf der Westwand ist die erste Stunde des Unterweltbuches Amduat dargestellt. Oben ist die Sonnenbarke mit Skarabäus, Symbol für Sonnenaufgang und Wiedergeburt zu sehen, rechts davon fünf Gottheiten. Darunter sind, in rechteckigen Feldern, zwölf hockende Paviane abgebildet. Sie symbolisieren die erste der zwölf Nachtstunden. Nach ägyptischer Vorstellung musste der Sonnengott Re jede Nacht die Unterwelt in seiner Barke durchqueren und den Bedrohungen aller zwölf Nachtstunden trotzen, damit er am nächsten Morgen als lebensspendende Sonne wieder erscheinen konnte – ein ewiger Kreislauf. Darstellungen aus Unterweltsbüchern finden sich häufig in ägyptischen Königsgräbern, sie sollten dem Verstorbenen Pharao als Orientierungshilfe im Jenseits dienen.
Die Abbildungen der südlichen Wand der Begräbniskammer sind heute nicht mehr vollständig erhalten. Als sich Howard Carter und sein Team Zugang zur Kammer verschafften, wurde ein Teil der Wand entfernt. Die Bruchstücke sind jedoch gut dokumentiert, so dass eine komplette Rekonstruktion des ehemals vorhandenen Bildprogramms möglich ist. Heute noch sichtbar ist Tutanchamun, mit weißem Chat-Kopftuch, der von der Göttin Hathor und dem Gott Anubis eingerahmt wird. Hathor, als Göttin des Westens (des Totenreiches) betitelt, hält dem Pharao das Zeichen für Leben, Anch, an die Nase. Auch der schakalköpfige Gott der Begräbnisrituale, Anubis, hält ein Anch in der Hand. Heute nicht mehr erhalten ist die Darstellung der Göttin Isis, den König begrüßend, sowie von drei hockenden, übereinander angeordneten Unterweltsgottheiten.
Die Fülle an Grabbeigaben für den verstorbenen Pharao Tutanchamun ist überwältigend, nahezu 5.400 Objekte fanden sich dicht an dicht gedrängt in der 110m² großen Grabanlage. Es handelt sich zum Einen um Objekte, die der Bestattung an sich und der Existenz im Jenseits zuzuordnen sind. Erwähnenswert sind die vier ineinander geschachtelten Schreine, deren Ausmaß die Grabkammer beinahe gänzlich ausfüllte. Die Mumie Tutanchamuns wurde von vier Särgen, einem äußeren, eckigen Steinsarkophag, mit einem Deckel von mehr als einer Tonne Gewicht, und drei menschenförmigen Sarkophagen, der mittlere davon aus 110 Kilo purem Gold gefertigt, geschützt. Drei Ritualbetten mit Tierköpfen, der vergoldete Kanopenschrein, mehrere Barken, kunstvolle Götterstatuen und Statuetten, sowie eine Vielzahl kleiner Uschebti-Figuren gehörten ebenso zur Grabausstattung.
Daneben gibt es die große Gruppe der Alltagsgegenstände, die zu Lebzeiten vom Pharao genutzt worden waren oder sein Leben im Jenseits angenehmer gestalten sollten. Darunter Möbelstücke wie Betten oder Stühle aber auch zwei imposante Throne. Dazu kommen Funde aus der Waffengattung: mehrere zerlegte Streitwagen, Dolche (einer davon aus Meteoriteneisen), Bögen und Schilde. Zahlreiche ebenso wertvolle wie kunstfertige Schmuckstücke wie Ketten, Ohrringe, Armreifen und Amulette fanden sich im Grab, aber auch ganz praktische Dinge wie Kleidung, Nahrung und Getränke. Auffällig ist die hohe Anzahl von insgesamt 139 Gehstöcken. Musikinstrumente und Schreibutensilien waren ebenso Bestandteil der Grabausstattung wie Fächer, Lampen, Truhen, Vasen und diverse andere Gefäße.
Als ein Highlight des Königsgrabes kann man sicherlich die weltbekannte Totenmaske Tutanchamuns ansehen. Sie bedeckte den Kopf der Mumie, ist 54cm hoch und wiegt über 10kg. Die Maske besteht aus bis zu 3mm dickem Goldblech, kombiniert mit Perlen, Lapislazuli, Obsidian, blauem Glasfluss und anderen Materialien. Der König wird mit Nemes-Kopftuch, gekrönt von der Geiergöttin Nechbet und der Schlangengottheit Wadjet, die Ober- und Unterägypten repräsentieren, dargestellt. Der Pharao trägt einen geflochtenen Kinnbart (dieser allein wiegt 2,5kg) und ist mit einem mehrreihigen Schmuckkragen, dessen Endstücke Falkenkopfform aufweisen, geschmückt. Die Rückseite der Maske ist mit Hieroglyphen versehen, die Spruch 151b aus dem Totenbuch wiedergeben, darin werden die Körperteile des Verstorbenen mit denen verschiedener Götter gleichgesetzt.
Nachdem Tutanchamuns Begräbnisstätte über 3.000 Jahre im Wüstensand verborgen lag, war sie seit ihrer Entdeckung bis heute anhaltenden Besucherströmen ausgesetzt, bis zu 1.000 Besuchern täglich. Der dadurch ins Grab getragene Staub sowie die Feuchtigkeitsschwankungen wirken sich leider nachteilig auf die Architektur und vor allem die Malereien aus. Die Mumie Tutanchamuns befindet sich, geschützt durch einen klimatisierten Plexiglaskubus, bis heute im Grab, auch die Auswirkungen auf diese wurden, beginnend 2009, von einem Expertenteam eingehend untersucht. Die Arbeiten dauerten zehn Jahre an, die Wandbilder wurden von Staub befreit, ein hochmodernes Lüftungssystem installiert, sowie eine neue Besucherplattform mit Sicherheitsabsperrungen eingebaut. Weitere Überlegungen gehen dahin, die Besucheranzahl für das Grab Tutanchamuns (KV 62) zu beschränken. Ein originalgetreuer Nachbau der Grabanlage wurde 2014 in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Wohnhaus Howard Carters in Theben West eröffnet. Der Bau ist als Museum gestaltet und bietet die Möglichkeit, das Grab Tutanchamuns zu erleben, ohne den Fortbestand des Originals zu gefährden. Die Fundstücke aus Tutanchamuns Grabanlage werden seit 2021 in dem neu eröffneten Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation im Süden Kairos ausgestellt. Der moderne Bau bietet erstmals die Gelegenheit die Grabfunde in Ihrer Gesamtheit zu bewundern.