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  • Ancient Hieroglyphs

    Der Totentempel Sethos I. in Abydos

    Die Archäologische Stätte Abydos

    Abedju nannten die alten Ägypter die Nekropole ihrer ersten Hauptstadt Thinis, wo die Könige der ersten Dynastien bestattet wurden. Heute ist die religiöse Stätte unter der griechischen Bezeichnung Abydos bekannt, sie liegt rund 155km nordwestlich von Luxor am Westufer des Nils bei den modernen Siedlungen El-Chirba und El-Araba el-Madfuna. Seit alters her wurde der schakalgestaltige Totengott Chontamenti in Abydos verehrt, der Kult für diesen verschmolz später mit dem der Unterweltgottheit Osiris, dessen Grab sich, laut altägyptischem Glauben, in Abydos befand. Dieses Grab des Totengottes machte die Nekropole durch nahezu alle Dynastien hinweg zu einer der populärsten von ganz Ägypten; alljährlich stattfindende Mysterienspiele zu Ehren des Gottes lockten zusätzlich Besucherscharen an. Die archäologische Stätte Abydos umfasst heute vier größere Bereiche, der wohl bekannteste liegt im Süden, wo die Tempel Sethos I., Ramses II und das Osireion prominent die Landschaft prägen. Im Norden liegen ein Osirisheiligtum, sowie Grabstätten des Neuen und Mittleren Reiches. Tiernekropolen für Ibisse und Hunde wurden zwischen den zuvor genannten Stätten angelegt. Im Westen schließlich befinden sich bei Umm el-Gaab die frühesten Königsgräber (0.-3. Dynastie), dort lokalisierten die alten Ägypter zudem das Grab des Osiris; im Mittleren Reich wurde dieses gleichgesetzt mit der Begräbnisstätte des Pharaos Djer aus der Zeit der 1. Dynastie.

    Sethos I.

    Sethos I. herrschte als zweiter König der 19. Dynastie elf Jahre lang, von 1290-1279v.Chr. über Ägypten. Sein Vater, Ramses I., begründete diese Dynastie, verstarb jedoch nach nicht einmal zwei Jahren Regentschaft. Als Mutter des Sethos gilt Satre, deren Grab (QV 38) im Tal der Königinnen entdeckt wurde. Hauptfrau Sethos I. war Tuja, mit ihr hatte der König die Söhne Nebchasetnebet (früh verstorben) sowie den Thronfolger Ramses II., zudem eine Tochter namens Tia. Der Eigenname des Herrschers Sethos (vollständig lautet er: „Setehi mri en Ptah- Seth, geliebt von Ptah“) ist eher ungewöhnlich, da er sich auf den Gott Seth bezieht, der als Mörder seines hochverehrten Bruders Osiris in Ägypten weniger Verehrung empfing als andere Gottheiten. Der Thronname Sethos I. lautete „Men maat Re- Bleibend/beständig ist die Weltordnung des Re“. Während seiner Regentschaft sind Feldzüge gegen Retjenu (die heutige Region Palästina/ Israel) Syrien und Lybien belegt, auch die Niederschlagung eines nubischen Aufstandes ist dokumentiert. Zahlreiche Bauten zeugen bis heute von der hohen Kunstfertigkeit der Baumeister und Künstler, welche unter Sethos I. tätig waren, bekannt sind die Totentempel des Herrschers in Abydos sowie in Theben; auch die eindrucksvolle Säulenhalle im Tempel von Karnak, die größte ihrer Art in ganz Ägypten, entstand unter Sethos I. Das Grab des Herrschers im Tal der Könige (KV 17) zählt zu den schönsten überhaupt, es ist überaus großräumig und farbenprächtig gestaltet. Das exakte Todesdatum Sethos I. ist bekannt, es handelt sich um den 18. Mai 1279v.Chr; seine Leiche wurde, wie die etlicher Pharaonen, zum Schutz vor Grabräubern von Priestern umgebettet, 1881 in der Cachette von Deir-el-Bahari entdeckt und wird heute im Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation (NMEC) ausgestellt.

    Die Architektur des Tempels

    Der Tempel Sethos I. in Abydos weist einen singulären Grundriss auf, als Millionenjahrhaus diente er dem (Toten-)Kult des Herrschers sowie dem der Götter Ptah, Re-Harachte, Amun-Re, Osiris, Isis und Horus. Der Tempelkomplex wurde von einer 220x273m langen, bis zu 8m hohen Ziegelmauer eingefasst, in welche Turmanlagen integriert waren. Innerhalb der Ummauerung lagen östlich des Haupttempels Lagerhallen, während hinter dem Tempel, in dessen Hauptachse, das Osireion, ein Scheingrab für Osiris und den mit ihm identifizierten Sethos, errichtet wurde. Das Millionenjahrhaus wurde von Sethos noch in seiner Zeit als königlicher Beamter vor Herrschaftsantritt begonnen; eventuell ursprünglich für einen seiner Vorgänger Haremhab oder Ramses I. Fertiggestellt wurde der Bau erst nach Sethos Tod von seinem Sohn und Nachfolger Ramses II.

    Die Architektur des Tempels ist einzigartig, an das große Hauptgebäude ist nach Süden hin ein Nebenkomplex mit weiteren Räumen angeschlossen, was dem Bau die Form eines auf den Kopf gestellten „L“ verleiht. Die Gesamtmaße betragen 157x56m, als Baumaterial diente Kalkstein. Der Tempel des Sethos ist auf verschiedenen Ebenen angelegt, die nach hinten, zur Wüste und den heiligsten Räumen hin beständig terrassenförmig ansteigen. Vor dem Tempeleingang im Norden befand sich einst ein künstlich angelegter, heiliger See.

    Der Eingangsbereich bis zum zweiten Hof

    Den Zugang bildete ein rund 30m breiter und 3,5m tiefer Pylon, von dem wenig erhalten geblieben ist, eine Rampentreppe führte auf dessen zentrales Tor zu. An der Rückseite des Pylons befanden sich Nischen zur Aufstellung von Statuen. Hinter dem zentralen Zugang erstreckte sich ein offener Hof, der mit kriegerischen Darstellungen, wie z.B. der Schlacht von Kadesch, geschmückt war. Zentral auf dem Hof, beidseitig der Mittelachse befanden sich zwei Brunnen, die evtl. zur rituellen Reinigung des Kultpersonals genutzt wurden. Eine Rampentreppe führte auf die nächste Ebene, die durch eine pylonartige Pfeilerhalle betreten werden konnte. Auf diese folgte ein zweiter Hof, an dessen Ende eine Rampentreppe abermals auf eine erhöhte Ebene weiterleitete. Alle bisher beschriebenen Architekturelemente sind lediglich spärlich erhalten, dem heutigen Besucher erscheint die Pfeilerfront am Ende des zweiten Hofes als Tempelzugang, der überwiegende Teil des Tempels ab diesem Bereich ist bestens erhalten, beziehungsweise in Stand gesetzt wurden.

    Der hintere Bereich des Tempels

    Die Rückwand der Pfeilerhalle war im ursprünglichen Bauplan von sieben Zugängen durchbrochen, welche in gerader Flucht auf die Götterkapellen zuführten, jedoch wurden bereits unter Ramses II. die Mehrzahl dieser Durchgänge zugemauert. Auf die Pfeilerhalle folgt eine Säulenhalle (1. Hypostyl, mit Maßen von 26x5,5m), deren Dach von 24 zweireihig angeordneten Papyrussäulen mit geschlossenen Kapitellen gestützt wird. Sieben Tore an der Rückwand dieser Halle leiten in das zweite Hypostyl über, welches etwas tiefer als das vorige ist und 36 Säulen in drei Reihen aufweist. Die vorderen zwei Säulenreihen gleichen denen des ersten Hypostyls, während die hinterste, leicht erhöht stehende, Reihe aus Baumstammsäulen besteht.

    Die Kultkapellen

    Das hintere Hypostyl fungiert quasi als Vorhalle für die Kapellen, die dessen südlichen Abschluss bilden. In der Flucht der sieben Zugänge lagen ebensoviele Kapellen, von Osten nach Westen beziehungsweise davor stehend von links nach rechts waren sie Sethos, Ptah, Re-Harachte, Amun-Re, Osiris, Isis und Horus geweiht. Ursprünglich befanden sich in den Kapellen in Ritualbarken die Standbilder der jeweiligen Gottheit, die kultisch verehrt wurden. Jeder Kultbereich konnte mittels einer (nicht mehr erhaltenen) Holztür abgeriegelt werden, an seiner rückwärtigen Wand befindet sich jeweils eine in Relief ausgeführte Scheintür. Die Pfeiler zwischen den Kapellen sind mit vertieften, reliefverzierten Nischen versehen. Eine Besonderheit stellt die Kapelle des Osiris, des Hauptgottes von Abydos dar, anstelle einer Scheintür befindet sich am Ende dieser Kapelle ein Durchgang zu einem weiteren Kultbereich für ihn, welcher die gesamte Breite hinter den Kapellen einnimmt. Zunächst gelangt man in einen quergelagerten Säulensaal, der nach Westen hin drei Kapellen für Osiris, Isis und Horus, die abydenische Göttertriade aufweist. Gegenüberliegend befindet sich ein Bereich mit einem kleinen, von vier Säulen gestützten Raum und drei weiteren Nischen.

    Der südliche Flügelbau

    Der südliche Tempelteil ist von der zweiten Hypostylhalle aus zugänglich, in seinem äußersten Westen liegt ein Saal mit drei Baumstammsäulen und zwei Kultnischen für den memphitischen Totengott Ptah-Sokar und dessen Sohn Nefertem. Weiter östlich befindet sich die sogenannte Barkenhalle, die sechs Säulen und umlaufend niedrige Steinsockel aufweist. Zwischen den letztgenannten Bereichen liegt ein schmales Teppenhaus, welches nach draußen, Richtung Osireion leitet. Im nordöstlichen Bereich liegt der Schlachthof, welcher dreiseitig von einem von sieben Säulen gestützten Umgang eingerahmt wird. Von großem Interesse für die Ägyptologie ist der schmale Gang im Nordwesten des südlichen Tempelkomplexes, der durch einen Zugang mit der hinteren Hypostylhalle verbunden ist. An dessen südlicher (rechten) Wand befindet sich die berühmte Königsliste von Abydos. Es handelt sich um die Darstellung Sethos I. und seines noch jugendlichen Sohnes Ramses II. vor einer Auflistung der vorangegangenen Herrscher Ägyptens. Die Kartuschen der insgesamt 76 Könige sind zweireihig angeordnet und umfassen den Zeitraum von der 1. Dynastie, beginnend mit Menes, bis hin zu Sethos selbst. Lediglich wenige Pharaonen wurden ausgelassen, darunter die weibliche Herrscherin Hatschepsut, einige Regenten der Amarnaperiode sowie zahlreiche Könige der ersten und zweiten Zwischenzeit; trotzdem stellt die Liste ein wertvolles Zeitzeugnis zur Chronologie der Geschichte des Alten Ägypten dar. Die unterste, dritte Reihe der Ahnenliste wird vollständig aus Kartuschen Sethos I. gebildet.

    Das Bildprogramm

    Die Darstellungen im Totentempel des Sethos in Abydos gehören zu den schönsten und feinsten der ägyptischen Kunst. Der Großteil wurde in Relief, sowohl versenktem als auch erhabenen, ausgeführt, lediglich wenige unvollendete Bereiche sind lediglich mit Malereien dekoriert worden. An einigen Stellen im Tempel, beispielsweise in der Kapelle des Amun-Re, ist die Dekoration noch farbenprächtig erhalten geblieben. Das Dekorationsprogramm fokussiert sich auf Sethos I. und Ramses II. sowie die im Temel verehrten Gottheiten. Dabei werden im äußeren Bereich, den Pylonen und Höfen, Darstellungen verwendet, welche die Herrschaft Ramses II. legitimieren und festigen sollten: Mit seinen siegreichen Schlachten in Asien verteidigte er Ägypten und die gottgewollte Ordnung als starker Regent (Südostwand des 1. Hofes), eine Abbildung seiner reichen Kinderschar (Mauersockel vordere Pfeilerhalle) garantierte den Fortbestand der Dynastie. Ramses stellte sich zudem in einem Relief der zweiten Pfeilerhalle als guter Sohn dar, der den Tempelbau seines Vaters vollendete. Der Bereich nach letztgenannter Halle ist dem göttlichen Bereich gewidmet, Sethos wird in Interaktion mit diversen Gottheiten dargestellt, meist opfert er diesen, teils erfüllen sie den Pharao mit Leben oder vollziehen Reinigungsriten für ihn. Zusätzlich zu bildhaften Darstellungen dienten auch die Namenskartuschen Sethos I. als Dekoration, neben anderen Inschriften bedecken sie zum Beispiel Teile der Deckenarchitrave. Tatsächlich ist kaum ein Bereich des Tempels undekoriert geblieben, sämtliche Wände, Säulen und Pfeiler sind überreich verziert, im Bereich der Kapellen wurden auch die Decken mit Dekor versehen.

    Bemerkenswerte Darstellungen

    Neben der bereits beschriebenen, berühmten Königsliste befindet sich im südlichen Flügelbau im Treppengang die ungewöhnliche, großformatige Darstellung Ramses II. der mit einem seiner Söhne einen wilden Stier einfängt um diesen anschließend zu opfern. Im vorderen Säulensaal finden sich an der westlichen (rechten) Schmalseite im unteren Wandbereich Darstellungen Ramses II. mit den Göttern, von links nach rechts: Ramses opfert der Triade von Abydos einen Schriftbehälter in Säulenform, welcher von einer kleinen Königsfigur gestützt wird; Horus und der hundsköpfige Upuaut geleiten den Herrscher in den Tempel und beleben ihn, indem sie ihm die Hieroglyphe für Leben „anch“ vor die Nase halten; Thot und Horus unterziehen den Herrscher einem Reinigungsritual mit Weihwasser. An derselben Schmalseite in der zweiten Hypostylhalle offeriert Sethos Horus und Osiris ein Rauchopfer und gießt aus mit Blumen verzierten Behältern Wasser für die Gottheiten aus. Daneben ist der Herrscher vor einer Kapelle dargestellt, er bringt dem darin thronenden Osiris ein Rauchopfer dar. Letztgenannter ist umgeben von den Gottheiten Maat und Renpet, Isis, Nephthys und Amentet.

    Die Kapelle des Amun-Re

    Stellvertretend für die reich verzierten Kultkapellen soll die zentrale Kapelle, welche dem Gott Amun-Re gewidmet war, beschrieben werden, da sie einen Großteil ihrer Farbenpracht bis heute bewahrt hat. Ihr Zugang liegt im Norden, die Rückwand ist mit einer Scheintür dekoriert, die Decke gewölbt gestaltet, schmale seitliche Vorsprünge etwa auf halber Läge der Kapelle untergliedern diese in einen vorderen und hinteren Bereich. Die Kapelle ist etwa 12,6m² groß bei einer Deckenhöhe von 5,8m. Beidseitig der Eingangstür befinden sich in zwei übereinander angeordneten Registern insgesamt vier Darstellungen, die beiden oberen zeigen Sethos I. vor Amun-Re, die beiden unteren bilden den Herrscher allein ab. Die Westwand zeigt in zwei Registern im vorderen Teil in acht Bildfeldern Sethos I. vor Amun-Re. Der Herrscher opfert dem Gott, betet diesen an, kniet vor ihm nieder oder öffnet dessen Statuenschrein. Amun-Re wird stets mit der charakteristischen hohen Federkrone abgebildet, meist ist er ausgestattet mit Was-Zepter, Wedel oder/und Anch-Symbol. Sethos I. trägt unterschiedliche Kronen und Schurze, auch sein Schmuck wechselt, so dass die Bilder trotz der gleichen Thematik lebendig und abwechslungsreich erscheinen. Der hintere Bereich der Westwand bietet im oberen Register eine neue Thematik: Der Pharao opfert hier vor drei üppig verzierten Götterbarken; darunter ist der Herrscher in vier Bildfeldern vor dem Götterbild Amun-Res dargestellt für das er Sorge trägt, er kleidet dies zum Beispiel neu ein oder salbt es. Den Großteil der Rückwand der Kapelle nimmt das Relief einer zweiflügligen Scheintür ein, ihre Giebel sind mit sitzenden Sphingen verziert. Beidseitig der Tür zeigen jeweils zwei Darstellungen Sethos I. vor Amun-Re. Die zweite Langseite der Kapelle, also deren Ostwand, spiegelt die Darstellungen der gegenüberliegenden Westwand wider, erneut wird der Pharao im rückwärtigen Bereich im oberen Register vor den Kultbarken dargestellt, das zweite Register darunter bildet in vier Bildfeldern Sethos I. mit Amun-Re ab. Der vordere Abschnitt der Ostwand zeigt wie das Pendant der Ostwand in zwei Registern insgesamt acht Darstellungen des Königs in Interaktion mit der Gottheit, der er unter anderem Weihrauch- und Trankopfer bietet, sowie Schmuck und Kleidung darbringt. Neben den Wänden ist auch das Deckengewölbe verziert.

    Kuriosum

    In der ersten Säulenhalle, etwa auf mittlerer Tiefe zwischen den beiden Säulenreihen befindet sich auf einem Deckenarchitrav eine Inschrift, die auf den ersten Blick ungewöhnlich anmuten mag. Anhänger der Prä-Astronautik, die hinter den Wunderwerken früher Ziviliationen das Werk Außerirdischer vermuten, meinen auf besagtem Architrav die Abbildung eines Helikopters, eines Panzers, sowie eines U-Bootes ausmachen zu können. Bei oberflächlicher Betrachtung erscheint dies tatsächlich nicht völlig aus der Luft gegriffen. Die schnöde Realität ist jedoch, dass eine Inschrift, die zunächst die Namen Sethos I. aufführte, von seinem Nachfolger Ramses II. in den eigenen Namen abgeändert wurde. Bei der Umänderung wurde Putz zum Füllen der ursprünglich eingemeißelten Schriftzeichen verwendet, der jedoch im Laufe der Zeit verwitterte. Die übrig gebliebenen seltsam übereinander angeordneten Hieroglyphen ergeben, beinahe humorvoll jedoch völlig unabsichtlich, die für den heutigen Betrachter ungewöhnlich vertraut anmutenden Formen von Vehikeln.

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