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Im Nildelta, etwa 80km nordöstlich von Kairo, nahe der modernen Stadt Zagazig, befand sich die altägyptische Stadt Per-Bastet. Der Name bedeutet übersetzt „Haus der Bastet“ und bezieht sich auf die Hauptgöttin der Stadt, die in Katzen- oder Löwengestalt bzw. als Frau mit dem Kopf eines dieser Tiere dargestellt wurde. Sie galt als Göttin der Fruchtbarkeit, Liebe, Schwangerschaft, der Feste und Musik. Der heute geläufige deutschsprachige Name „Bubastis“ ist die griechische Variante der altägyptischen Bezeichnung. Die Ägypter nennen die Stätte „Tell Basta“-„Hügel der Bastet“.
Göttin Bastet (hier als Löwin)
Göttin Bastet (hier als Katze)
Bubastis war bereits in frühdynastischer Zeit besiedelt, es lag an einem Verkehrsknotenpunkt, der für Handel und Militär wichtig war. Doch erst in der späten Geschichte der Pharaonenzeit sollte die Stadt zu großer Bedeutung aufsteigen: In der 18. Dynastie wurde sie Verwaltungssitz des 18. unterägyptischen Gaus. Die Pharaonen der 22. Dynastie hatten schließlich in Bubastis ihren Regierungssitz, das damit für etliche Jahrzehnte zur Hauptstadt Ägyptens wurde. Noch in griechisch-römischer Zeit war die Stadt als Hauptkultort der Bastet bekannt, wovon unter anderem der berühmte Geschichtsschreiber Herodot berichtet.
Die systematische Erforschung des Areals begann 1887 und konzentrierte sich vor allem auf den Bastet-Tempel, aber auch die ka-Tempel Pepis und Tetis, Friedhöfe sowie ein Lehmziegelpalast und ein römischer Brunnen wurden freigelegt. Heute besteht die archäologische Stätte aus dem Freiluftareal mit Skulpturenbereich und einem Museum. Der moderne Bau aus sandfarbenem Gestein weist eine leicht gerundete Form auf, die Ausstellung bietet auf zwei Ebenen Funde aus der Region Sharkia (dem modernen Verwaltungsbezirk, in dem Bubastis liegt) und erläutert deren Historie. In Schaukästen übersichtlich präsentiert werden etwa Statuetten der Bastet, Kanopen, Leuchten, römische Terrakotten, Keramik, Uschebtis, Schmuck und Münzen.
Dem heutigen Besucher erscheint der Tempel der Bastet als Trümmerfeld großen Ausmaßes (ca. 180x70m), der Boden ist mit tausenden Fragmenten von Architekturelementen und Statuen regelrecht übersät. Der schlechte Erhaltungszustand des Kultbaus ist wohl auf ein verheerendes Erdbeben und massiven Steinraub zurückzuführen. Der Tempel muss einst prachtvoll gewesen sein, Herodot beschreibt ihn als reizend und von Wasser (wohl einem heiligen See) umgeben, die alljährliche dort stattfindenden Festivitäten zu Ehren der Katzengöttin lockten tausende Besucher an.
Der einstige Glanz der Anlage lässt sich heute leider lediglich erahnen, Ägyptologen können den Tempel lediglich in seinen Grundzügen hypothetisch rekonstruieren. Der heilige Bezirk war von einer Mauer umgeben, der Zugang befand sich im Osten, wo sich die repräsentative Fassade, errichtet unter Osorkon I. (22. Dynastie) befand. Ein großer offener Hof bildete das nächste architektonische Element des Heiligtums. In diesem wurden die große Königinnenstatue sowie mehrere Palmsäulen gefunden. Ein großes, pylonartiges Tor führte weiter in den nächsten Säulenhof, dessen Mittelgang von Rosengranitsäulen gesäumt war. Das Tor selbst war mit reliefierten Darstellungen verziert, die Osorkon II. beim Sedfest darstellen, in dessen Rahmen die Kraft des Herrschers erneuert werden sollte. Es handelt sich dabei um sehr detaillierte und ausführliche Darstellungen des Rituals, weswegen sie für die Forschung bedeutend sind. Zwei weitere Säulenhallen setzten den Tempel wohl fort, bevor er nach Westen hin mit dem Allerheiligsten abschloss, einem rechteckigen Bau, erhalten in der Gestaltung durch Nektanebos II. (30. Dynastie). Nördlich des Haupttempels, noch innerhalb dessen Umfassungsmauern, ließ Osorkon II. ein Sanktuar für den Löwengott Mahes errichten. Bei der Rekonstruktion handelt es sich um die späteste Phase des Heiligtums, auf dem Areal befanden sich weitaus frühere Vorgängerbauten, die mit dem Aufstieg Bubastis zur Hauptstadt Ägyptens massiv ausgebaut und repräsentativ geschmückt wurden.
Die Architekturfragmente des Tempels bestehen überwiegend aus Rosengranit, die Säulen wurden in Form von Papyrusbündeln, Palmwedeln oder mit Hathorkapitellen gestaltet. Im Tempelbezirk fanden sich zahlreiche Statuenfragmente, die Herrscher und deren Familienangehörige sowie Götter darstellen.
Relief aus dem Tempel in Bubastis zeigt Pharao Osorkon & Gemahlin
(Relief ist heute im Brit. Museum in London)
Neben dem Bastettempel ist der Gouverneurspalast ein weiteres Highlight des Freiluftareals von Bubastis. Auf 1.300m² erstreckt sich das weitläufige Gebäude, das zu den besterhaltenen Lehmziegelbauten des Mittleren Reiches überhaupt gehört. Die Mauern stehen heute teils noch bis zu einer Höhe von 2m, sodass der Grundriss des repräsentativen Verwaltungsbaus klar erkennbar ist. Der Zugang befand sich an der Südostseite in Form einer Säulenhalle, er führte nach Osten weiter zu zwei offenen Höfen, von denen aus über eine Vorhalle der Hauptraum (Thronsaal), erreicht werden konnte. Der großangelegte Saal maß 22x15m und nahm eine Fläche von 330m² ein, südlich davon lagen kleinere Räume, die wohl ebenfalls der Repräsentation dienten. Neben den öffentlichen Räumen befanden sich im Palast zusätzlich Wohnräume, die des Gouverneurs selbst und drei weitere je 100m² große Einheiten, mutmaßlich für hohe Beamte oder aber für Personal. Sämtliche Wohnräume lagen im Nordosten des Palastes. Den letzten Bereich der Anlage bildeten die Wirtschaftsgebäude, welche beispielsweise Lagerräume, oder Getreidespeicher umfassten, sie sind nördlich des Eingangs lokalisiert. Relieffunde aus dem Palast weisen darauf hin, dass dieser unter Amenemhet III. zur Zeit der 12. Dynastie errichtet wurde, da sie diesen Herrscher beim Sedfest abbilden.
Auf einer Plattform seitlich des Museums werden zahlreiche Statuen und Architekturelemente präsentiert, sie stammen nicht nur aus Bubastis, sondern darüber hinaus aus dem gesamten Regierungsbezirk Sharkia. Bemerkenswert sind das Fragment einer Statuengruppe bestehend aus König und Gottheit, eine Sitzstatue Ramses VI. mit Skarabäus auf dem Haupt, das Abbild einer falkenköpfigen Gestalt, Überreste einer Statuentriade sowie eine Sphinx aus Kalkstein.
Hinter dem Plateau erhebt sich weithin sichtbar die kolossale Statue einer Königin. Diese wurde 2001/2002 im Eingangshof des Bastet-Tempels entdeckt und freigelegt. Aus vier großen Bruchstücken konnte die Standfigur größtenteils zusammengesetzt werden zu einer Gesamthöhe von 9,20m; das macht die Statue zur größten, die je im Nildelta entdeckt wurde. Die Figur stellt eine aufrecht stehende Königin dar, die Beine in leichter Schrittstellung, der linke Arm ist vor der Brust angewinkelt, die zugehörige Hand hält eine Lotusblüte. Die Herrscherin trug einst (heute nicht mehr erhalten) eine Krone, darunter Perücke und Geierhaube geziert mit Kobra- und Geierkopf. Die rechte Gesichtshälfte der Statue ist leider zerstört, die linke Hälfte zeigt noch deutlich die Gesichtszüge. Neben dem rechten Standbein der Königin befindet sich eine 1,60m kleine Statue, welche eine Tochter repräsentiert.
Die Rückseite der Statue bildet ein Inschriftenpfeiler, der in zwei Spalten zunächst die Titulatur Osorkon des II., „Sohn der Bastet“, aufführt und anschließend in fünf weiteren Zeilen die Dargestellte selbst nennt: Es handelt sich um dessen Frau Karoama. Die Inschrift lässt klare Spuren einer Umarbeitung erkennen, ursprünglich wurde die Statue unter Ramses II. gefertigt und stellte somit mutmaßlich dessen Gattin Nefertari oder Meritamun dar. Ob sie bereits zur Ramessidenzeit in einem Vorgängerbau des Bastet-Tempels aufgestellt war oder erst unter Osorkon II. nach Bubastis gebracht wurde, lässt sich nicht bestimmen.
Nach der Zerstörung des Bastet-Tempels durch ein Erdbeben entstand in römischer Zeit in unmittelbarer Nähe eine kleine Arbeitersiedlung, wo die Handwerker lebten, welche die Überreste des Tempels verarbeiteten und für weitere Bauprojekte nutzbar machten. Zu ihrer Versorgung wurde ein Brunnen geschaffen, dieser weist eine runde Form mit einem Innendurchmesser von knapp 3m auf und ist aus gebrannten Ziegelsteinen gemauert. Nachweislich wurde er vom 1.-3. Jh.n.Chr. genutzt, in seinem Inneren fanden sich tausende Keramikscherben, unter anderem von Schöpfgefäßen. Zeitgleich zum Ofen entstanden in dessen Nähe zwei Öfen, einer diente zur Herstellung von Keramik, der andere zum Schmelzen von Metall.
König Pepi I. ließ zur Zeit der 6. Dynastie in Bubastis einen ka-Tempel errichten. Der Ka stellte einen wirkmächtigen Aspekt der Seele eines Menschen dar und wurde durch menschengestaltige Statuen dargestellt. Der Ka des Königs erfuhr kultische Verehrung, zu diesem Zwecke wurden ka-Anlagen bereits seit Beginn der dynastischen Zeit errichtet, was aus schriftlichen Quellen hervorgeht. Die Anlage Pepis in Bubastis ist insofern besonders, da sie diesen Bautypus auch archäologisch fassbar macht. Der ka-Tempel wird heute durch eine Straße vom Tempel der Bastet getrennt, er liegt ca. 100m nordwestlich von Letzterem. Reliefs des Eingangsportals bilden Pepi I. mit diversen Gottheiten ab, explizit benennen sie die Anlage als religiöse Stätte für den Ka des Herrschers. Der Bau bestand aus einer 4m breiten Umfassungsmauer von 64x88m in Breite und Länge. In dem eingefassten Areal lag das Sanktuar, das 17x15m maß, es konnte von Osten her durch ein Portal, gebildet von zwei Pfeilern, betreten werden, dahinter befand sich ein kleiner offener Hof, an dessen Ende acht zweireihig angeordnete Pfeiler eine Art Vorhalle zu den heiligen Kammern bildeten. In diesen standen mutmaßlich die ka-Statuen des Herrschers. Heute sind vor allem die Pfeiler der Vorhalle aus hellem Tura-Kalkstein sichtbar, sie weisen eine interessante Form auf, die sich nach oben hin verjüngt. Wenig entfernt befand sich der ka-Tempel von König Teti II., dieser ist jedoch nur schlecht erhalten.
Im Gebiet der altägyptischen Stadt Bubastis liegen mehrere Nekropolen, etwa im Bereich zwischen Bastet-Tempel und Palast. Einige Grabanlagen waren mehrere Meter groß, darunter die letzten Ruhestätten der sogenannten „Vizekönige von Nubien“, hohen Beamten namens Hori I. und Hori II. aus der Regierungszeit Ramses III. Jenseits der Straße, die das Grabungsgelände teilt, liegen weitere Friedhöfe mit Gräbern des Alten und Neuen Reiches, auch eine (mittlerweile modern überbaute) Bestattungsstätte für Katzenmumien wurde entdeckt.
Bekannt wurden insgesamt drei Schatzfunde im Grabungsareal, die zahlreiche kleinere Gegenstände aus Gold und Silber, wie Schmuckstücke, Amulette und Statuetten sowie Münzen, beinhalteten.
Im Hof des Bastet-Tempels wurde 2004 eine Inschriftenstele aufgefunden, es handelt sich dabei um eine Kopie des bekannten zweisprachigen Kanopus-Dekretes, welches vom hellenistischen Regenten Ptolemaios III. Euergetes 238 v.Chr. erlassen wurde.
Koptischen Quellen zufolge soll die heilige Familie mit dem Jesuskind im Zuge ihrer Flucht nach Ägypten in Bubastis verweilt haben, dies wird im Museum auf einer Tafel thematisiert.